Pole Position für Vettel in Indien

Ein Formel-1-Rennwagen von Red Bull rast auf einer Rennstrecke.
Der Deutsche dominiert das Qualifying für den Grand Prix von Indien.

Es ist angerichtet. Sebastian Vettel kann sich im Rennen um die Formel-1-WM aller Voraussicht nach nur noch selbst schlagen. Der deutsche Red-Bull-Star nimmt den Grand Prix von Indien am Sonntag (10.30 Uhr/live ORF eins) aus der Pole Position in Angriff. Beendet der 26-Jährige das Rennen unter den ersten fünf, ist er zum vierten Mal in Serie Weltmeister.

Das Qualifying dominierte Vettel nach Belieben. In 1:24,119 Minuten fuhr der Überflieger im Finish die schnellste Runde aller Zeiten auf dem Buddh International Circuit 50 km südöstlich von Neu-Delhi. Den Mercedes-Piloten Nico Rosberg und Lewis Hamilton fehlten bereits mehr als sieben Zehntelsekunden auf den WM-Dominator.

"Es ist ein brillantes Wochenende bisher", sagte Vettel. "Das Auto ist immer besser geworden. Man genießt es richtig, wenn das Auto so gut funktioniert." Fragen nach dem WM-Titel genießt er nicht mehr so sehr. Nummer vier dürfte aber nur noch Formsache sein. Vettels einziger verbliebener Konkurrent Fernando Alonso kam im Ferrari nicht über Startplatz acht hinaus.

Sollte Alonso nicht als Erster oder Zweiter über die Ziellinie kommen, ist Vettel der Titel drei Rennen vor Schluss nicht mehr zu nehmen. Derzeit beträgt sein Vorsprung auf den Spanier 90 Punkte. "Wir sind in einer guten Position. Ich sehe keinen Grund, warum wir irgendetwas verändern sollten", erklärte Vettel. "Wir werden an das Rennen herangehen wie an jedes andere auch."

Alles nur Vettel

Der sechste GP-Sieg in Serie ist das Ziel. Eine derartige Serie ist davor nur dem Italiener Alberto Ascari (1952-53) sowie Rekordweltmeister Michael Schumacher gelungen. Viermal hintereinander war neben Schumacher nur der Argentinier Juan Manuel Fangio (1954-1957) Weltmeister. Vier WM-Titel hat außerdem noch der Franzose Alain Prost vorzuweisen.

Alles spricht für Vettel. Der Seriensieger war in allen drei freien Trainings der Schnellste - auch am Samstagvormittag, als schlechte Sicht durch einfallenden Smog eine Verkürzung der Session bedingt hatte. Gefahr droht ihm nach der 43. Pole seiner Karriere, der siebenten der Saison, wohl nur von Piloten mit anderen Strategien - Teamkollege Mark Webber (4.) etwa.

Webber startet wie Alonso mit den härteren Medium-Reifen. Diese sind zwar langsamer, aber auch haltbarer als die Soft-Pneus von Vettel und dem Mercedes-Duo. "Wir könnten davon profitieren", meinte Webber. Nebenbei dürfte Red Bull auch zum dritten Mal in Serie die Konstrukteurs-WM einfahren. Vettel hat schon alleine gleich viele Punkte wie der erste Verfolger Ferrari (297).

Kampf um Platz 2

Die Italiener kämpfen mit Mercedes (287) und Lotus (264) um Platz zwei in der prestigeträchtigen Teamwertung. Rosberg und Hamilton meldeten sich nach ihrem jüngsten Tief mit starken Leistungen zurück. "Wichtig ist, dass wir hier gute Punkte einfahren", betonte Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff. Sein Team wartet seit vier Rennen vergeblich auf einen Podestplatz.

In der dritten Reihe stehen Alonsos Teamkollege Felipe Massa sowie der WM-Dritte Kimi Räikkönen im Lotus. Bei Romain Grosjean verpokerte sich Lotus allerdings. Der zuletzt stark aufgekommene Franzose, in Südkorea und Japan jeweils Dritter, schied nach falscher Reifenwahl bereits in der ersten Quali-Phase aus und muss sich von Startplatz 17 nach vorne kämpfen.

Qualifying
1. Sebastian Vettel GER Red Bull 1:24,119
2. Nico Rosberg GER Mercedes 1:24,871
3. Lewis Hamilton GBR Mercedes 1:24,941
4. Mark Webber AUS Red Bull 1:25,047
5. Felipe Massa BRA Ferrari 1:25,201
6. Kimi Räikkönen FIN Lotus 1:25,248
7. Nico Hülkenberg GER Sauber 1:25,334
8. Fernando Alonso ESP Ferrari 1:25,826
9. Sergio Perez MEX McLaren 1:26,153
10. Jenson Button GBR McLaren 1:26,487
Out nach Q2
11. Daniel Ricciardo AUS Toro Rosso 1:25,519
12. Paul di Resta GBR Force India 1:25,711
13. Adrian Sutil GER Force India 1:25,740
14. Jean-Eric Vergne FRA Toro Rosso 1:25,798
15. Valtteri Bottas FIN Williams 1:26,134
16. Esteban Gutierrez MEX Sauber 1:26,336
Out nach Q1
17. Romain Grosjean FRA Lotus 1:26,577
18. Pastor Maldonado VEN Williams 1:26,842
19. Jules Bianchi FRA Marussia 1:26,970
20. Giedo van der Garde NED Caterham 1:27,105
21. Charles Pic FRA Caterham 1:27,487
22. Max Chilton GBR Marussia 1:28,138

Fahrerwertung

Teamwertung

Die Überlegenheit von Sebastian Vettel hat auch Österreichs Motorsport-Legende Niki Lauda beeindruckt. Mit seinem vierten WM-Titel würde der Red-Bull-Star den dreifachen Weltmeister aus Wien am Sonntag in Indien in der ewigen Bestenliste übertreffen. Lauda traut Vettel im Gespräch mit der APA noch mehr zu - etwa die sieben Titel von Rekordchampion Michael Schumacher.

Kann sich Sebastian Vettel nach einem so überlegenen Qualifying nur noch selbst schlagen? Lauda: Definitiv, er ist im Moment zu überlegen. Seine Leistungen sind absolut eindrucksvoll. Vettel wird das Rennen am Sonntag gewinnen, da gibt es für mich keine Zweifel. Auch die Gefahr von Fahrern, die mit einer anderen Strategie unterwegs sind, seinem Teamkollege Mark Webber etwa, sehe ich nicht.

Was macht ihn im Moment so unschlagbar? Er sitzt in einem überlegenen Auto, das ist ganz klar. Er kann es aber auch nutzen. Webber gelingt das nicht immer, das ist der Unterschied. Vettel und Red Bull, das ist die unschlagbarste Kombination aus Fahrer und Auto.

Was zeichnet Vettel besonders aus? Was ist seine ganz große Stärke? Er wird immer besser. Er will sich immer weiterentwickeln und niemals stehen bleiben. Spitzensportler, die absoluten Topleute, machen das, die wollen immer besser werden, die haben nie genug.

Haben die anderen Fahrer, ein Fernando Alonso etwa, nicht diese Einstellung? Hier macht das im Moment keiner so effizient wie Vettel. Er wird auch nächstes Jahr als vierfacher Weltmeister wieder bei Null anfangen und alles geben.

Erinnert Sie Vettel in dieser Eigenschaft an jemanden, etwa den jungen Niki Lauda? Da muss man bei der Realität bleiben. Er ist jetzt praktisch viermal in Serie mit demselben Team Weltmeister geworden. Das ist vor ihm nur Michael Schumacher gelungen, das ist schon außergewöhnlich.

Trauen Sie ihm auch die sieben Titel zu, die Schumacher geholt hat? Von der Basis her auf jeden Fall. Er ist noch jung und hat alles, was man braucht. Er macht im Moment alles richtig. Nächstes Jahr ist aber alles neu, da gibt es komplett neue Autos, da fangen alle bei Null an - Gott sei Dank. Sonst wäre die Spannung weg.

Das ist auch für Ihr Team Mercedes eine Chance. Auf jeden Fall, es geht alles von vorne los. Jetzt bin ich einmal froh, dass wir nach dem ständigen Auf und Ab wieder dort stehen, wo wir stehen. Mit einer normalen Strategie können Lewis (Hamilton) und Nico (Rosberg) hier ein gutes Ergebnis einfahren. Die Fahrer machen einen sehr guten Job. Das haben sie auch hier gezeigt.

Was ist in diesem Rennen und in dieser Saison noch für die Beiden möglich? Ziel muss es sein, vor Lotus und Ferrari ins Ziel zu kommen. Wir wollen den zweiten Platz in der Konstrukteurs-WM. Dafür müssen wir beide Autos ins Ziel bringen - am besten in allen vier ausständigen Rennen. Das ist das Um und Auf.

Niki Lauda mit roter Kappe und kariertem Hemd.
Lauda traut Vettel weitere Meilensteine zu.

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