Haas und Manor: Zwischen Ambition und Frust
Große Ambitionen rächen sich in der Formel 1 nur allzu rasch. Honda hat es im vergangenen Jahr vorgemacht. Von Podestplätzen, gar Siegen im ersten Jahr mit McLaren war die Rede. Am Ende des Jahres stand Ernüchterung über magere 27 WM-Pünktchen - eine Blamage, sowohl für den japanischen Autogiganten als auch für McLaren. Hondas Scheitern zeigt, wie schwierig der Einstieg in die Formel 1 ist.
Als der US-Amerikaner Gene Haas sein Formel-1-Projekt vorstellte, war ein wesentlicher Teil des Konzepts die enge Partnerschaft mit Ferrari. Die Italiener liefern die Antriebseinheit, aber auch Know-How und teilen sogar ihren Windkanal mit den Kollegen aus Übersee. Dementsprechend groß war die Hoffnung bei Gene Haas und den übrigen Teamvertretern, dass man von Anfang an zumindest Chancen auf die Punkteränge haben würde.
Aus den Fehlern anderer nichts gelernt
Esteban Gutierrez, der Ferrari-Schützling, den sich Gene Haas ins Cockpit holte, sprach noch Mitte Jänner ehrgeizig von regelmäßigen Punkteplatzierungen. Und angesichts der Ausgangslage schien das nicht so unwahrscheinlich, zumal Gutierrez und sein französischer Teamkollege Romain Grosjean als durchaus konkurrenzfähig gelten.
Ihr Auto ist es jedoch nicht. Zum Ende der Vorsaison-Testtage wird deutlich, dass Haas drastisch hinterherhinkt. Der Haas VF-16 kämpft gegen Kinderkrankheiten, die man eigentlich im Vorhinein hätte verhindern können: Elektronikdefekte, spontan abbrechende Frontflügel - alles Probleme, die bei den letzten Neueinsteigern Caterham, HRT und Marussia 2010 auch schon aufgetreten waren.
Wie Phönix aus der Asche
Aber in der Formel 1 geschehen manchmal noch kleine Wunder. Mit erheblichem Aufwand und nicht zu verachtendem Kämpferherz schaffte die Marussia-Truppe es tatsächlich in die Saison 2015 - mit einem Vorjahresauto und einem ebensolchen Motor war selbstverständlich nichts zu holen. Aber das Team überstand die Saison, wenngleich punktelos, und in der Winterpause tat sich einiges.
2015 noch im Kampf ums Überleben, 2016 plötzlich ein ernsthafter Anwärter auf Platzierungen in den Punkten - so lautete die heimliche Hoffnung bei Manor. Ganz so einfach ist es dann aber doch nicht. Bei den Testfahrten waren immer wieder Defekte für Zwangspausen verantwortlich. Der Fortschritt im Vergleich zum Vorjahr ist zwar nicht zu leugnen, aber von regelmäßigen Punktfahrten ist das britische Team doch noch ein Stück entfernt.
Bei Manor schaut man zaghaft nach oben
Dennoch: Die Chancen stehen gut, dass im mittlerweile siebenten Jahr endlich der erhoffte Anschluss ans Mittelfeld gelingt. Wehrlein als amtierender DTM-Champion hat in jedem Fall Potenzial, Haryanto muss sich noch beweisen. Der neue MRT05 ist aerodynamisch wohl keine Wunderwaffe, aber die Testtage lassen vermuten, dass er zumindest konkurrenzfähig ist. Und das Mercedes-Triebwerk ist das beste Paket der letzten Jahre - Leistung und Standhaftigkeit suchten schon im Vorjahr ihresgleichen.
Insofern darf Manor hoffen, nach sechs Jahren die Rote Laterne abzugeben. Bei Haas wird man sich möglicherweise - wie vergangenes Jahr bei Honda - mittlerweile wünschen, man hätte sich die Ziele etwas niedriger gesteckt.
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