Formel 1: Jeder darf einmal
Sechs Rennen, sechs verschiedene Sieger. Kommt im 63. Jahr der Formel-1-Weltmeisterschaft jeder dran? Diese Frage ist der aktuelle `Running Gag` im Fahrerlager. Die Saison 2012 ist so unberechenbar schon lange nicht. Wie gut, dass mit Fernando Alonso vor Sebastian Vettel und
Mark Webber dennoch gleich zwei der drei in der WM voranliegenden Piloten Weltmeister sind.
Selbst Formel-1-Ikone Niki Lauda fordert ein "Ende der Sieger mit Namen, die man sich nicht merkt oder gar nicht erst kennt", wie es drei dreifache Champion nach dem Barcelona-Sensationscoup des Venezolaners Pastor Maldonado im Williams - etwas überzeichnet - formulierte. Über Monaco-Sieger Webber durfte sich der Österreicher nicht beschweren. Der Australier hat acht GP-Rennen gewonnen und ist - wie Lauda - nun zweifacher Sieger im Fürstentum.
Dabei ist die Situation kein Zufall. Der Automobil-Weltverband (FIA) hat als Regelbehörde über Sparmaßnahmen und vor allem die Reifen dafür gesorgt, dass auch die Mittelständler-Teams nun mitunter ganz vorne mitmischen können.
Pistenschach
Das schmerzt zwar die arrivierten Top-Teams von Ferrari über McLaren bis Red Bull und Mercedes, macht die Show aber auch spannender für die Zuschauer. Und deren "Votings" via TV-Einschaltziffern sind selbst im Milliarden-Business Formel 1 am Ende entscheidend, nachdem ein guter Teil der Einnahmen über Fernsehgelder erfolgt.
Der 70. Monaco-GP bezog seine Spannung allerdings nicht unbedingt vom Geschehen auf der Strecke. Seit die Reifen eine so entscheidende Rolle spielen, haben sich GP-Rennen noch mehr zu einem "Schachspiel" verändert. In Monaco, wo überholen fast unmöglich ist, tat Nico Rosberg am Sonntag den ersten Zug, indem er als erster zum Reifenwechsel an die Box kam.
"Dadurch mussten alle anderen sofort reagieren", sagte Webber später. Diese Phase nutze
Vettel, um mit den härteren und langlebigeren Reifen an die Spitze zu fahren, die "magischen 21 Sekunden Vorsprung" (Webber), um nach dem eigenen Stopp vorne zu bleiben, schaffte er nicht.
Ein Pistenschach also, das auch für Webber "manchmal frustrierend" ist. "Lieber würden wir ans Limit gehen, alles aus den Autos rausholen", erklärte der Routinier. "So aber musste ich zuerst von der Spitze Rosberg kontrollieren, dann schauen was Sebastian macht, am Ende habe ich mich dann wieder auf Nico konzentriert", summierte Webber sein Rennen, in dem er Red Bull den 29. GP-Sieg schenkte.
Pech für Schumacher
Rosberg war auch mit Platz zwei zufrieden. "Ich hatte das beste Auto da draußen", lobte er seinen
Mercedes. Der 43-jährige Teamkollege Michael Schumacher war mit seinem Silberpfeil sogar als ältester Fahrer seit über 40 Jahren Qualifikations-Bestzeit gefahren, im Rennen schied der vom Pech verfolgte Altmeister aber mit Defekt aus.
Im Ziel lagen die ersten sechs Autos innerhalb von nur sechs Sekunden, nachdem keiner den Mut gehabt hatte, die "Prozessionen" vor und nach dem einzigen Boxenstopp zu sprengen. "Keiner hat sich richtig getraut, alle haben abgewartet, keiner hat einen Fehler gemacht", so Vettel.
Vielleicht hätte Regen und ein vorzeitiger Wechsel auf Intermediates noch etwas Spannung hineingebracht, vermutete Alonso. Aber nur Toro Rosso riskierte das, damit flog Jean-Eric Vergne aber aus den WM-Rängen.
Alonso und Hamilton haben in jedem Rennen gepunkt
Während Vettel mit Platz vier die WM-Führung an Alonso (76 Punkte) abgab und nun gleichauf mit Webber (je 73) Zweiter ist, freute sich der Australier über seine "Wiedergeburt". Im Vorjahr war Webber vom Teamkollegen deklassiert worden. "Es ist für mich heute noch schwer zu verstehen, was damals passiert ist. Schön, dass es nun wieder anders ist", sagte der 35-Jährige nach dem dritten Red-Bull-Triumph in
Monaco in Folge.
Nur Alonso und der sieglos auf Platz vier liegende Lewis Hamilton haben bisher in jedem Rennen gepunktet. Ist der englische Ex-Weltmeister im McLaren in zwei Wochen in Kanada der siebente neue Sieger?
"Alles ist derzeit bei uns möglich. Keiner kann derzeit vorhersagen, wer an einem Wochenende stark sein wird. Nicht einmal wir Piloten", erklärte Webber, der in Monaco die so rennentscheidende Pole vom zurückversetzten Schumacher "geerbt" hatte. Der Australier war sich bewusst: "Wenn sich solche Chancen bieten, musst du sie derzeit mehr denn je mit Händen und Füßen ergreifen. In erster Linie entscheiden immer noch Siege die WM."
-
Hauptartikel
-
Hintergrund
-
Pressestimmen
-
Hintergrund
Kommentare