Formel-1-Ausbildung für Frauen: "Das Projekt wird nicht scheitern"

Formel-1-Ausbildung für Frauen: "Das Projekt wird nicht scheitern"
Am Wochenende startete auf dem Red-Bull-Ring die F1 Academy. Nachwuchsfahrerinnen sollen auf die Königsklasse vorbereitet werden. Wer und was steckt dahinter? Eine Spurensuche in Spielberg.

Als die Zukunft des Frauen-Motorsports Samstagmittag in Spielberg beginnt, ist die mächtige Haupttribüne auf dem Red-Bull-Ring menschenleer, das größte Interesse zieht das Fahrzentrum im Inneren der Rennstrecke auf sich, wo eine Motorrad-Gruppe Slalom-Fahren übt.

„Wir machen das hier nicht wegen der Show“, sagt Susie Wolff, nachdem sie der Spanierin Marta García den ersten Siegespokal in der Geschichte der F1 Academy überreicht hat. Die Akademie ist eine neue Rennserie für aktuell 15 junge Pilotinnen, die das Potenzial für eine Karriere im Rennsport haben. „Die talentiertesten Fahrerinnen werden weiterkommen“, ist Wolff überzeugt.

Die 40-jährige Schottin, Ehefrau des Wiener Mercedes-Teamchefs Toto Wolff, hat viel erlebt im Rennsport. Sie war DTM- und Formel-1-Testfahrerin und leitete ein Formel-E-Team. Nun ist sie Managing Director der F1 Academy, ein Projekt, „das nicht scheitern wird“.

Woher kommt die Zuversicht?

Es ist die erste Frauen-Rennserie, die von der Formel 1 ins Leben gerufen wurde. „Das verändert alles“, glaubt Wolff, die einen Wandel erkennt: „Wir leben in einer Welt, in der es für große, erfolgreiche Organisationen wie die Formel 1 dazugehört, sich Diversitätsfragen tatsächlich zu stellen und Rollenbilder aufzubrechen. Ich habe viele Menschen kennengelernt, die vor allem viel geredet haben über Diversität. Wir sind dabei, etwas zu tun.“

Das Engagement der Formel 1 zeigt Wirkung. Erstmals sind auch fünf Teams dabei – und zwar fünf der profiliertesten Nachwuchsrennställe. Prema, Carlin oder ART GP haben Formel-1-Stars wie Charles Leclerc, Valtteri Bottas, Lando Norris oder George Russell ausgebildet. „Die Teamkomponente ist fundamental für den Wettbewerb im Motorsport“, glaubt Susie Wolff.

Im Gegensatz zur W Series macht die F1 Academy – vorerst – noch einen Bogen um die Rennwochenende der Formel 1. Außer beim Saisonfinale in Austin (USA) Mitte Oktober verzichtet man bei den sieben Stationen auf das grelle Rampenlicht der Königsklasse. „Wir wollen kein Side-Event sein, sondern ausbilden. Und dafür benötigen wir derzeit vor allem Zeit auf der Strecke.“

Davon gibt es ausreichend in der Academy. Pro Schauplatz werden an einem Tag drei Rennen gefahren. "Das bringt die Fahrerinnen an ihre Grenzen, psychisch und physisch. Ein guter Test", sagt Wolff.

Motorrad-WM zieht nach

Von getrennten Kategorien an der Spitze des Rennsports, also eine Art Formel 1 der Frauen, hält Susie Wolff nichts. „Motorsport ist eine der wenigen Sportarten, bei denen Männer gegen Frauen antreten und erfolgreich sein können. Deshalb sollte man das auch zulassen.“

Die F1 Academy scheint bereits Schule zu machen. Am Tag der Premierenrennen zog prompt die MotoGP nach. Die Veranstalter der Königsklasse in der Motorrad-WM gaben ab 2024 die Einführung einer Weltmeisterschaft für Frauen bekannt. Die neue Rennserie wird vorerst Teil der Superbike-WM.

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