Europa-GP als Gradmesser
Titelverteidiger Sebastian Vettel hat gute Chancen, als WM-Führender zum Formel-1-Klassiker Ende Mai nach Monaco zu kommen. Einzig Lotus-Pilot Kimi Räikkönen kann dem zweifachen Saisonsieger die Spitzenposition am Sonntag (14.00 Uhr/live ORF eins, RTL und Sky) in Montmelo bei Barcelona streitig machen. Adaptierte Reifen und stark weiterentwickelte Autos machen den Europa-Auftakt zu einem richtungsweisenden Rennen für den Rest der Saison.
Alle Teams verbessert
Der Circuit de Catalunya ist ob seines Mix an langsamen und schnellen Kurven ein Gradmesser für Aerodynamik und Reifenverschleiß. "Bei den Tests hat es im Winter auf dieser Strecke ganz gut ausgesehen", erinnerte Red Bulls Motorsportchef Helmut Marko. "Wir müssen aber abwarten, wie die ganzen Updates funktionieren." Fast jedesTeamhat ein größeres Paket nach Spanien gebracht.
Dazu kommen die sensiblen Reifen, die bei den Bullen zuletzt nur in einem bestimmten Temperaturfenster wirklich gut funktioniert haben. In der Tropenhitze von Malaysia gab es einen Doppelsieg, in der Wüste von Bahrain triumphierte Vettel vor Räikkönen. In Barcelona werden für den Rest der Woche aber lediglich Temperaturen um 20 Grad prognostiziert.
Barcelona ist etwas Besonderes
"Es ist schön, dass wir zurück in Europa sind. Die Stimmung bei den Rennen hier ist immer sehr speziell", versicherte Vettel. Die Fans in Spanien finden sich allerdings hauptsächlich im Lager seines Widersachers Fernando Alonso wieder. Der Ferrari-Star hat in Montmelo seit 2006 nicht mehr gewonnen. Im Vorjahr siegte sensationell Pastor Maldonado im Williams, davor waren es Vettel (2011) und sein Teamkollege Mark Webber (2010).
Zweimal vier Tage haben die Teams im Februar und März in Katalonien getestet, Webber war dabei einmal Schnellster. "Es wäre wichtig, hier ein gutes Ergebnis einzufahren", meinte der Australier. Gefahr droht nicht nur von Alonso und Räikkönen, der auf eine verbesserte Quali-Performance seines im Rennen relativ reifenschonenden Lotus hofft, sondern auch von Mercedes.
Der Sonntag zählt
Das deutsche Werksteam hat bisher nur auf einer Runde wirklich überzeugt, Ex-Weltmeister Lewis Hamilton ist nach konstanten Leistungen aber WM-Dritter. Den exorbitanten Reifenverschleiß will man in Barcelona in den Griff bekommen. "Wir werden einige Lösungen testen, die unseren Umgang mit den Reifen verbessern sollten", verriet Motorsportchef Toto Wolff.
Der Wiener hat zuletzt neben dem DTM-Auftakt in Hockenheim auch viel Zeit in der Formel-1-Fabrik in Brackley verbracht, um die Weiterentwicklung zu überwachen. Wolff: "Das Ziel ist, unsere Performance am Sonntagnachmittag zu steigern." Dort werden die Punkte vergeben, nicht im Qualifying, das Hamilton bzw. Teamkollege Nico Rosberg in den jüngsten beiden Rennen dominiert haben.
Williams muss sich steigern
Im Vorjahr hatte Hamilton, damals noch im McLaren, die Pole Position in Spanien wegen zu wenig Sprit an Bord an Maldonado verloren. Der Venezolaner nutzte die Chance zu seinem ersten und bisher einzigen Grand-Prix-Sieg. Davon ist Williams in dieser Saison weit entfernt. Das Traditionsteam, an dem Wolff immer noch mehr als 15 Prozent der Anteile hält, hat 2013 noch keinen WM-Punkt eingefahren.
Neuer Reifensatz
Die Reifenlotterie geht in die nächste Runde. Hersteller Pirelli liefert den Formel-1-Teams ab dem fünften WM-Lauf am Wochenende in Montmelo bei Barcelona zu Trainingszwecken einen zusätzlichen Reifensatz. Auch die Rennreifen wurden haltbarer gemacht - allerdings nur die härteste Mischung, die nicht bei allen Grand Prix zum Einsatz kommt.
"Der überarbeitete harte Reifen, den wir in Spanien erstmals einsetzen, ähnelt in seinen Eigenschaften stärker dem Reifen von 2012", erklärte Pirelli-Motorsportchef Paul Hembery. Die Rundenzeiten dürften etwas langsamer werden, dafür ist der Gummi deutlich stabiler. Hauptkritikpunkt der Teams in den ersten vier Saisonrennen war der enorm hohe Verschleiß gewesen.
Extraharte Mischung
In Barcelona stehen der orange gekennzeichnete harte und der weiß gekennzeichnete Medium-Reifen zur Verfügung - sowie erstmals ein Satz ohne farbige Markierung. Dieser ist eine extraharte Mischung, die weder im Qualifying noch im Rennen verwendet werden darf. "Dadurch werden die Autos im freien Training hoffentlich mehr auf der Strecke sein", meinte Hembery.
Bisher hatten die Teams mit den sensiblen Gummis schon am Freitag Haus halten müssen. Ob die mit dem extraharten Trainingsreifen eingefahrenen Daten zielführend sind, wird sich allerdings erst in Barcelona zeigen. Einigen Rennställen, darunter das Weltmeisterteam Red Bull, sind die Adaptionen von Pirelli im Saisonverlauf bisher nicht weit genug gegangen.
Der Formel-1-Grand-Prix von Spanien garantiert Abwechslung - zumindest was den Sieger betrifft. Seit 2006 hat kein Pilot das Rennen in Montmelo bei Barcelona mehr als einmal gewonnen. Im Vorjahr triumphierte sensationell der Venezolaner Pastor Maldonado im Williams. Noch sieglos ist etwa Mercedes-Star Lewis Hamilton.
Einziger Zweifach-Gewinner im aktuellen Feld ist Kimi Räikkönen. Der finische Lotus-Pilot setzte sich 2005 im McLaren-Mercedes und 2008 im Ferrari durch. Rekordsieger ist der zurückgetretene Deutsche Michael Schumacher, der zwischen 1995 und 2004 insgesamt sechsmal auf dem Circuit de Catalunya triumphiert hat.
Die Sieger des Grand Prix von Spanien seit 2006:
2012 Pastor Maldonado (VEN) Williams 2011 Sebastian Vettel (GER) Red Bull 2010 Mark Webber (AUS) Red Bull 2009 Jenson Button (GBR) Brawn GP 2008 Kimi Räikkönen (FIN) Ferrari 2007 Felipe Massa (BRA) Ferrari 2006 Fernando Alonso (ESP) Renault
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