Ein Unfall schockt die Formel 1
So sehr hatte sich Maria de Villota auf ihre erste Fahrt für ihr Formel-1-Team gefreut. "Ich zähle schon seit drei Monaten die Tage herunter", hatte sie noch am Montag gesagt. "Ich habe mich lange darauf vorbereitet."
Doch die erste Ausfahrt mit dem Marussia-Boliden endete in einer Katastrophe. Die Spanierin fuhr bei Formel-1-Tests auf dem Flugfeld im englischen Duxford in einen Laster ihres Rennstalls. Die 32-Jährige wurde in das Addenbrookes Hospital in Cambridge gebracht. Erst nach Stunden erlangte sie wieder das Bewusstsein – prompt kam die Entwarnung: De Villota sei schwer am Kopf und im Gesicht verletzt worden, aber außer Lebensgefahr.
Schrecken
Augenzeugen berichten, dass De Villota am Ende ihrer ersten Installationsrunde zurück zu den Mechanikern fuhr. Plötzlich beschleunigte das Auto und krachte "mit geringer Geschwindigkeit von etwa 50 Stundenkilometern" in die seitlich heruntergeklappte Ladebordwand des Lkw. De Villota sei nicht in der Lage gewesen, sich selbst aus dem Auto zu befreien. Die sofort alarmierten Sanitäter versorgten die Verunglückte noch im Auto, 15 Minuten lang bewegte sie sich nicht, erst nach einer Stunde wurde sie aus dem Auto gehoben. "Es gab diesen schrecklichen Moment, als alle einfach nur geschockt waren", berichtete ein BBC-Reporter, der den Unfall mitangesehen hatte. "Von meiner Position sah es aus, als habe der Helm der Fahrerin die Wucht des Aufpralls abbekommen."
Noch wenige Minuten zuvor hatte Teamkollege Timo Glock ein Bild von de Villota im Rennwagen getwittert und dazu fröhlich geschrieben: "Bereit für Rock ’n’ Roll. Großartig, Maria im Auto mit den neuen Updates zu sehen. Mach es schnell."
Der Rennstall kündigte nach dem Ende der medizinischen Untersuchungen eine weitere Stellungnahme an. Geplant waren zweitägige Probefahrten auf gerader Strecke, bei denen vor dem Großen Preis von Großbritannien am Sonntag in Silverstone neue Teile getestet werden sollten, von denen sich Marussia große Verbesserungen erhofft hatte.
Die Formel-1-Familie reagierte geschockt. So schrieb etwa McLaren-Pilot Jenson Button via Twitter: "Ein furchtbarer Unfall für Maria de Villota. Meine Gedanken in dieser fürchterlichen Zeit sind bei ihr und ihrer Familie." Williams-Pilotin Susie Wolff, die wie De Villota Ersatzfahrerin bei ihrem Team ist, schrieb: "Mir wurde schlecht, als ich von Marias Unfall gehört habe. Bitte, lass sie okay sein." Auch das Konkurrenz-Team Caterham zeigte via Internet-Botschaft Mitgefühl.
Maria de Villota, die Tochter des früheren Formel-1-Piloten Emilio de Villota, fuhr seit dem Jahr 2000 in unterschiedlichen Rennserien; im August 2011 durfte sie erstmals einen Formel-1-Boliden von Renault testen; kurz vor der Saison 2012 wurde sie von Marussia als Ersatzfahrerin verpflichtet. "Das wird mir dabei helfen, meinem Ziel näherzukommen, in der Formel 1 zu fahren", sagte sie damals.
Junges Team
Zweiter Stammfahrer des Rennstalls ist neben Glock der Franzose Charles Pic. Das Team wurde im Jahr 2010 vom Milliardär Richard Branson gegründet und stieg unter dem Namen Virgin in die Formel 1 ein.
In der Vergangenheit waren schon mehrere Frauen in der Formel 1 aktiv. Die bekannteste von ihnen war die Italienerin Lella Lombardi, die 1975 beim abgebrochenen Grand Prix vonSpanien in Barcelona als Sechste einen halben Punkt erhielt.
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