Die Formel 1 und der Mythos Monaco: Ist Geld wichtiger als Tradition?

Die Formel 1 und der Mythos Monaco: Ist Geld wichtiger als Tradition?
Mit dem Grand Prix am Sonntag endet der Vertrag von Monte Carlo. Das Rennen ist aus der Zeit gefallen - und es steht an der Kippe.

„Monaco bedeutet für die Fahrer eine Aneinanderreihung von Schwierigkeiten“, sagte einst Frank Williams. Die Fahrer umkurven mit nur 45 km/h die Grand Hotel Hairpin, die alle Fans immer noch als Loews-Haarnadel kennen, danach rasen sie in einer Kurve durch einen Tunnel. 52 Mal pro Runde, also alle 1,4 Sekunden, schalten sie. Jeder kleinste Fehler endet in der Leitplanke.

Überholen ist fast unmöglich, dennoch ist die Poleposition nur der halbe Sieg. Seit 1990 hat in 31 Rennen nur 15 Mal jener Fahrer gewonnen, der auf dem besten Startplatz gestanden ist.

Seit 1929 gibt es in Monaco Autorennen. Das ist Tradition pur. Zum 68. Mal rast die Formel 1 durchs kleine Fürstentum. Schon im WM-Auftaktjahr 1950 war die Königsklasse an der Côte d'Azur.

Nirgendwo sonst sind die Fans so nahe dran an der Strecke, nur ein Maschendrahtzaun trennt Fahrerlager und Tribüne. Auch viele Fahrer lieben das Rennen, das wie aus der Zeit gefallen scheint. „Ja, du musst die Bereitschaft haben, die Leitplanken zu berühren“, sagt etwa Lewis Hamilton.

Die Frage aber ist: Wie lange wird es das Rennen noch geben? Der Vertrag endet nach dem heutigen Grand Prix. Vor allem die vielen Privilegien (TV-Rechte, eigene Bandenwerbung) sowie das kleinste Antrittsgeld aller Veranstalter sind den Machern der Formel 1 ein Dorn im Auge.

Längst aber gibt die Formel 1 unter der Führung des amerikanischen Medienkonzerns Liberty Media finanziell Gas. Da zahlen neue Rennen oft bis zu 40 Millionen Dollar mehr im Jahr. Und die neuen Stadtkurse in Miami und bald in Las Vegas sollen Monaco vergessen machen. Man will mit dem Fürstentum finanziell keine Kompromisse mehr eingehen. Der Druck hat sich erhöht: Bleibt Monte Carlo stur, ist das Rennen weg, „und das wäre eine Schande“, sagt etwa ORF-Experte Ferdinand Habsburg.

Dass die Formel 1 mit Traditionen bricht, zeigt dieses Wochenende. Über Jahrzehnte fand das erste Training in Monaco immer schon am Donnerstag statt. In diesem Jahr wurde Freitag trainiert.

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