Die Formel 1 hat auf’s falsche Fernseh-Pferd gesetzt

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Seit zwei Jahren gehört die Königsklasse Liberty Media. So richtig laufen will es aber noch nicht.

Als im September 2016 der Verkauf der Formel 1 an den US-amerikanischen Konzern Liberty Media offiziell wurde, war die Meinung unter den Fans gespalten. Die Skeptiker fürchteten sich vor einer Amerikanisierung des Sports weg vom hochstilisierten Grand-Prix-Mythos zu brachialer Action; die Optimisten hofften, dass die Amerikaner den von der Königsklasse unter Bernie Ecclestone verschlafenen Trend der Digitalisierung nachholen würde.

Und Liberty, angeführt vom neuen F1-Boss Chase Carey, machte sich rasch daran, dieses Versäumnis zu korrigieren. In den sozialen Medien wurde expandiert, und 2018 kam – nach anfänglichen Schwierigkeiten – mit F1TV sogar ein eigener Streaming-Dienst. Allerdings dürften sich Carey & Co. genau hier vertan haben, was das Kern-Publikum des teuersten Zirkus der Welt angeht.

Am Ziel vorbei

2017 sanken die Zuschauerzahlen der Königsklasse um fünf Prozent. Keine dramatische Zahl, wenn man bedenkt, dass heute 40 Prozent weniger F1-Fans vor dem Bildschirm sitzen als noch 2009. Und Carey gibt sich optimistisch: „Nimmt man Italien heraus, ist unsere Zuschauerzahl im letzten Jahr um ein Prozent gewachsen. Vor allem mit unserer Leistung in den Wachstumsmärkten China und USA sind wir äußerst zufrieden.“

Dabei lässt Carey aber außer Acht, dass diese beiden Märkte 2017 nur etwas mehr als 22 Millionen Zuschauer ausmachten. Im Vergleich dazu macht alleine Italien einen Markt von 32 Millionen aus – zumindest im Vorjahr, denn heuer sanken die Zahlen im Heimatland von Ferrari dramatisch, weil man zu Jahresbeginn auf den Pay-TV-Sender Sky Italia umstellte.

Im kommenden Jahr könnte es gar noch schlimmer kommen, denn auch Großbritannien – neben Brasilien, Deutschland und eben Italien einer der Hauptmärkte der Formel 1– stellt dann auf Pay-TV um. Und der Streaming–Dienst F1TV kommt bisher bei den Fans nicht an: Nur etwa vier Prozent aller Zuschauer sahen sich den Mexiko-GP vor zwei Wochen über den F1-eigenen Online-Kanal an.

Die Rechnung dafür bekommt Liberty präsentiert: Seit der Ankündigung des Vietnam-GP ist die Formel-1-Aktie im Sinkflug. Dass Traditionsrennen wie Silverstone oder Monza unter Liberty vor dem Aus stehen, trägt ebenfalls nicht zu den Zukunftsaussichten bei.

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