Desaster für Mercedes: Verstappen siegt bei Chaos-Rennen
Max Verstappen hat einen Monat nach Österreich auch den Formel-1-Grand Prix von Deutschland gewonnen. In einem wegen Regens chaotischen Rennen setzte sich der Red-Bull-Pilot vor dem als 20. von ganz hinten gestarteten Sebastian Vettel (Ferrari) durch, während Mercedes beim Jubiläums-Rennen ein Desaster erlitt. Valtteri Bottas crashte im Finish, Weltmeister Lewis Hamilton blieb als 11. punktlos.
Das sonst so dominierende Mercedes-Team verzeichnete nach einem verrückten Rennen mit vielen Ausrutschern und Ausfällen damit ausgerechnet beim 200. Rennstart in der Formel 1 erstmals seit Österreich 2018 eine "Nullnummer". Verstappen sorgte hingegen trotz seiner fünf Boxenstopps für den zweiten Nicht-Mercedes-Sieg in diesem Jahr. Zudem sicherte sich der 21-Jährige bei seinem achten GP-Sieg auch den Punkt für die schnellste Rennrunde.
Der Russe Daniil Kwjat holte in dem turbulenten Rennen, in dem vor allem richtige Reifen-Entscheidung gefragt war, als Dritter überraschend eine Podiums-Platzierung. Einen Tag nachdem er erstmals Vater geworden war, verhalf Kwjat der Scuderia Toro Rosso nach Vettels Sensationssieg 2008 in Monza zum erst zweiten Podestplatz in der Formel-1-WM. "Es war ein Horrorfilm mit ein bisschen was von einer schwarzen Komödie, eine Achterbahnfahrt", meinte der Russe. Zudem jubelte man beim Zweier-Team von Red Bull über Platz sechs für den "Thai" Alexander Albon.
Wolff: "Für uns war es katastrophal"
Toto Wolff hatte trotz Pole für Weltmeister Hamilton und Startplatz drei für Bottas das Unheil beim großen Heimrennen, bei dem man Titelsponsor ist, offenbar kommen gesehen und vor schlechtem Karma gewarnt. Wegen 125 Jahre Motorsport hatte Mercedes in Hockenheim einen wahren History-Zinnober veranstaltet. Am Ende gab es aber nichts zu feiern.
"Zumindest hatte das Rennen Unterhaltungswert. Für uns war es aber katastrophal", sagte der Teamchef aus Österreich. "Unfälle und dann auch noch falsche Entscheidungen, so kann man kein Rennen gewinnen", meinte Wolff im ORF-Fernsehen kopfschüttelnd. Einziger Trost: In der WM änderte sich nicht viel. Hamilton (223) führt weiter 39 Punkte vor Bottas (184), auf den Verstappen (162) als WM-Dritter nun aber etwas Boden gut gemacht hat.
Stand nach 11 von 21 Wettbewerben:
- Lewis Hamilton (Mercedes) 223 Punkte
- Valtteri Bottas (Mercedes) 184
- Max Verstappen (Red Bull) 162
- Sebastian Vettel (Ferrari) 141
- Charles Leclerc (Ferrari) 120
- Pierre Gasly (Red Bull) 55
- Carlos Sainz Jr. (McLaren) 48
- Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) 31
- Daniil Kwjat (Toro Rosso) 27
- Lando Norris (McLaren) 22
Begonnen hatte der elfte von 22 Saisonläufen mit einer Weltpremiere. Wegen des anfänglichen Regens fuhren zunächst alle Piloten mit Regenreifen hinter dem Safety Car in die Formationsrunde, nach drei Runden hinter Bernd Mayländer gab es auf Anweisung von Neo-Renndirektor Michael Masi aber doch noch einen stehenden Start, was das Rennen von 67 auf 64 Runden verkürzte. Hamilton und Bottas kamen dabei auf feuchter Strecke im Gegensatz zu beiden Red Bulls gut weg.
Der Rest des Nachmittages war aber ein einziges Drunter und Drüber. Zahlreiche Ausrutscher und Unfälle auf der zunächst nassen Piste brachten immer wieder das Safety Car auf die Strecke und sorgten für viel Bewegung im Feld. Hamilton schien als Führender zunächst aber lange auf der sicheren Seite zu sein. Einmal spielte Teamkollege Bottas sogar den "Bremsklotz", um dem englischen WM-Leader mehr Vorsprung beim Reifenwechsel zu verschaffen.
Aufholjagd von Vettel
Der von Platz zwei gestartete Verstappen befand sich immer in Schlagdistanz, hatte aber auch selbst auch viel Glück. Als man ihm Mitte des Rennens die Medium- statt der Soft-Reifen auf den RB15 montiert hatte, drehte sich der Niederländer spektakulär, schlug aber nirgendwo an. Ganz im Gegensatz zu Charles Leclerc, der seinen auf Platz vier liegenden Ferrari an der Stadion-Wand zerstörte.
Dort fand dann auch Hamilton sein Schicksal. Zwar konnte der Brite nach seinem Crash mit kaputtem Flügel weiter fahren, er nahm aber eine verbotene Abkürzung in die Box. Dort hatte die überraschte Crew weder Nase noch Reifen parat, was den Vierfach-Weltmeister nach 50 Sekunden Standzeit weit zurückwarf. Zudem musste er wegen der Abkürzung später eine 5-Sekunden-Zeitstrafe absitzen und drehte sich ein weiteres Mal. Als später auch noch Bottas spektakulär crashte, war für Mercedes der Tag gelaufen.
Verstappen hingegen konnte auf immer trockener werdenden Strecke seine Führung behaupten und brachte sie letztlich auch ins Ziel. "Es war echt trickreich heute. Es ging vor allem darum, keine Fehler zu machen. Und so ein Rennen zu gewinnen, ist großartig", gab sich der Sieger zufrieden.
Vettel hingegen nutzte nach einem vermeintlich verkorksten Wochenende die vielen Ausfälle und stieß nach einer unglaublichen Aufholjagd noch bis auf Platz zwei vor. "Es war ein langes Rennen, an manchen Stellen hat es sich angefühlt, als würde es nie enden", meinte er schmunzelnd. Landsmann Nico Hülkenberg war hingegen einer der Pechvögel des Tages. In der letzten Kurve, in der die meisten Fahrer an diesem Tag ihre Hoffnungen begraben mussten, rutschte auch der lange auf Platz drei liegende Deutsche mit seinem Renault gegen die Mauer.
- Max Verstappen (Red Bull) 1:44:31,275 Std.
- Sebastian Vettel (Ferrari) +7,333 Sek.
- Daniil Kwjat (Toro Rosso) +8,305
- Lance Stroll (Racing Point) +8,966
- Carlos Sainz Jr. (McLaren) +9,583
- Alexander Albon (Toro Rosso) +10,052
- Kimi Räikkönen (Alfa Romeo) +12,214
- Antonio Giovinazzi (Alfa Romeo) +13,849
- Romain Grosjean (Haas) +16,838
- Kevin Magnussen (Haas) +18,765
- Lewis Hamilton (Mercedes) +19,667
- Robert Kubica (Williams) +24,987
- George Russell (Williams) +26,404
Ausfälle: Sergio Perez (Racing Point), Daniel Ricciardo (Renault), Lando Norris (McLaren), Charles Leclerc (Ferrari), Nico Hülkenberg (Renault), Valtteri Bottas (Mercedes), Pierre Gasly (Red Bull).
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