Claire Williams: Die nächste Frau am Steuer

Die stellvertretende Teamchefin von Williams stärkt die weibliche Seite der Formel 1.

Frauen waren schon immer Teil der Formel 1. Wer durch das Fahrerlager schlendert oder die Startaufstellung begutachtet, sieht sie überall. Allerdings tragen die Damen keinen Rennoverall, sondern deutlich weniger Textil – und den Namen „Grid Girls.“

Doch die Zeiten sind vorbei, in denen Frauen in der Motorsport-Königsklasse nur optischer Aufputz waren. Die Zahl der Frauen in wichtigen Positionen bei den Formel-1-Teams nimmt beständig zu. Am vergangenen Wochenende wurde das Williams-Team erstmals von Claire Williams geführt, der Tochter von Teamgründer Frank, der nicht nach China gereist war.

Wie ihr konservativer Vater vor 20 Jahren auf so einen Auftritt reagiert hätte? „Er wäre aus seinem Rollstuhl gesprungen“, scherzte die 36-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Teamchef Frank Williams ist seit einem schweren Autounfall 1986 querschnittgelähmt, er ist auf ständige medizinische Betreuung angewiesen.

Familiär belastet

Claire Williams: Die nächste Frau am Steuer
epa01428687 British Frank Williams, team principal and managing director of Williams, seen in the pit during the second practice session for the Formula One Grand Prix of Hungary at the Hungaroring race track near Budapest, Hungary, 01 August 2008. The Grand Prix will take place on Sunday, 03 August 2008. EPA/Felix Heyder
Schon vor dem Unfall ihres Vaters erhielt Claire Williams Einblicke in den Rennstall – und damit in eine Männerdomäne. Wie andere Jugendliche auch arbeitete sie in den Schulferien im Familienbetrieb mit – in ihrem Fall in einem Formel-1-Team. Als sie 2002 fix in die Kommunikationsabteilung von Williams wechseln wollte, war Vater Frank gar nicht begeistert. „Dad sagte: ‚Das kommt überhaupt nicht infrage‘“ erinnert sich Claire Williams beimotorsport-total.com. Denn es sollte keinesfalls so aussehen, dass Williams seinen Kindern Jobs zuschanzt. Doch Claire konnte ihren Vater überzeugen. „Ich habe mich richtig reingekniet. Er mag Menschen, die hart arbeiten.“

Seit 1. April 2012 sitzt sie im Vorstand des Teams, kurz nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie im März 2013 zur Co-Teamchefin gemacht. Für Frank Williams ist damit auch seine Nachfolge geregelt. „Damit weiß ich, dass die Zukunft von Williams in sehr sicheren Händen ist“, sagt der mittlerweile 71-Jährige, der sich nach und nach aus seiner aktiven Rolle zurückziehen will. Claire Williams ist überzeugt: „Wenn mein Vater nicht die Meinung hätte, dass ich diesen Job auch ausführen könnte, hätte er ihn mir niemals gegeben.“

Auf Claire und das Team kommen jedenfalls schwere Zeiten zu. Im Vorjahr durften die Engländer noch den ersten Sieg nach sieben Jahren durch Pastor Maldonado bejubeln. Heuer kommt das Traditionsteam aber nicht in Fahrt, in drei Rennen konnten der Venezolaner und Teamkollege Valtteri Bottas (Fin) noch nicht in die Punkteränge fahren. Ihrer großen Verantwortung ist sich die Co-Teamchefin bewusst: „Sollte sich herausstellen, dass ich keine Verbesserung für das Team bewirken kann, dann bin ich nicht die richtige Person für diesen Job. Dann werde ich sofort zurücktreten“, sagt sie und gibt sich kämpferisch: „Ich habe aber das Gefühl, dass es meine Pflicht ist, alles mir Mögliche zu tun, um die Wende herbeizuführen.“

Der Formel-1-Grid-Girl-Kalender

Den mit Abstand wichtigsten Job einer Frau in der schnellsten Motorsport-Serie der Welt hat eine Österreicherin: Die in Indien geborene Wienerin Monisha Kaltenborn ist seit Oktober 2012 bei Sauber die erste Teamchefin in der Formel 1.

In die Formel 1 hat es die 41-jährige Juristin eher zufällig verschlagen, im Jahr 2000 fing sie in der Rechtsabteilung von Sauber an, ehe sie 2001 in die Geschäftsführung aufstieg. Längst hat die Mutter von zwei Kindern anfängliche Zweifler überzeugt, in der Szene ist sie höchst angesehen. „Die Frage des Geschlechts war weder ein Grund noch ein Hindernis für meine Karriere“, sagte sie im KURIER-Interview. Und natürlich sei die Formel 1 eine Welt der Machos. „Das gehört irgendwie zum Image dazu und es kommt ja nicht schlecht an.“

Claire Williams: Die nächste Frau am Steuer
APA7514866-2 - 11042012 - WIEN - ÖSTERREICH: ZU APA-TEXT SI - Susie Wolff, die schottische Ehefrau des österreichischen Team-Miteigentümers von Williams erhielt einen Zweijahresvertrag als Entwicklungsfahrerin. Sie wird aerodynamische Tests, Simulatortests sowie im Sommer auch einen vollen Formel-1-Renntest absolvieren. +++ WIR WEISEN AUSDRÜCKLICH DARAUF HIN, DASS EINE VERWENDUNG DES BILDES AUS MEDIEN- UND/ODER URHEBERRECHTLICHEN GRÜNDEN AUSSCHLIESSLICH IM ZUSAMMENHANG MIT DEM ANGEFÜHRTEN ZWECK ERFOLGEN DARF - VOLLSTÄNDIGE COPYRIGHTNENNUNG VERPFLICHTEND +++KMA APA-FOTO: WILLIAMS FORMEL 1 TEAM
Gut angekommen ist auch Susie Wolff. Die 1982 in Schottland geborene Ehefrau von Mercedes-Motorsportchef Toto Wolff fuhr 71 Rennen in der DTM , seit dem Vorjahr ist sie Testfahrerin bei Williams. Sie soll vor allem am Simulator arbeiten. „Ich bin hier als Fahrerin, nicht als Frau“, sagt sie. „ Ich wäre nicht hier, wenn ich nicht gut genug wäre.“

Unglücklich endete hingegen das Formel-1-Engagement von Maria de Villota. Bei ihrer ersten Ausfahrt für das Team Marussia verunglückte die Spanierin bei Geradeaus-Testfahrten am 3. Juli 2012 schwer. Die heute 33-Jährige krachte in die Ladeklappe des Teamlasters, erlitt dabei einen Schädelbruch und verlor ihr rechtes Auge.

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