Claire Williams: Die nächste Frau am Steuer
Frauen waren schon immer Teil der Formel 1. Wer durch das Fahrerlager schlendert oder die Startaufstellung begutachtet, sieht sie überall. Allerdings tragen die Damen keinen Rennoverall, sondern deutlich weniger Textil – und den Namen „Grid Girls.“
Doch die Zeiten sind vorbei, in denen Frauen in der Motorsport-Königsklasse nur optischer Aufputz waren. Die Zahl der Frauen in wichtigen Positionen bei den Formel-1-Teams nimmt beständig zu. Am vergangenen Wochenende wurde das Williams-Team erstmals von Claire Williams geführt, der Tochter von Teamgründer Frank, der nicht nach China gereist war.
Wie ihr konservativer Vater vor 20 Jahren auf so einen Auftritt reagiert hätte? „Er wäre aus seinem Rollstuhl gesprungen“, scherzte die 36-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters. Teamchef Frank Williams ist seit einem schweren Autounfall 1986 querschnittgelähmt, er ist auf ständige medizinische Betreuung angewiesen.
Familiär belastet
Seit 1. April 2012 sitzt sie im Vorstand des Teams, kurz nach dem Tod ihrer Mutter wurde sie im März 2013 zur Co-Teamchefin gemacht. Für Frank Williams ist damit auch seine Nachfolge geregelt. „Damit weiß ich, dass die Zukunft von Williams in sehr sicheren Händen ist“, sagt der mittlerweile 71-Jährige, der sich nach und nach aus seiner aktiven Rolle zurückziehen will. Claire Williams ist überzeugt: „Wenn mein Vater nicht die Meinung hätte, dass ich diesen Job auch ausführen könnte, hätte er ihn mir niemals gegeben.“
Auf Claire und das Team kommen jedenfalls schwere Zeiten zu. Im Vorjahr durften die Engländer noch den ersten Sieg nach sieben Jahren durch Pastor Maldonado bejubeln. Heuer kommt das Traditionsteam aber nicht in Fahrt, in drei Rennen konnten der Venezolaner und Teamkollege Valtteri Bottas (Fin) noch nicht in die Punkteränge fahren. Ihrer großen Verantwortung ist sich die Co-Teamchefin bewusst: „Sollte sich herausstellen, dass ich keine Verbesserung für das Team bewirken kann, dann bin ich nicht die richtige Person für diesen Job. Dann werde ich sofort zurücktreten“, sagt sie und gibt sich kämpferisch: „Ich habe aber das Gefühl, dass es meine Pflicht ist, alles mir Mögliche zu tun, um die Wende herbeizuführen.“
Der Formel-1-Grid-Girl-Kalender
Den mit Abstand wichtigsten Job einer Frau in der schnellsten Motorsport-Serie der Welt hat eine Österreicherin: Die in Indien geborene Wienerin Monisha Kaltenborn ist seit Oktober 2012 bei Sauber die erste Teamchefin in der Formel 1.
In die Formel 1 hat es die 41-jährige Juristin eher zufällig verschlagen, im Jahr 2000 fing sie in der Rechtsabteilung von Sauber an, ehe sie 2001 in die Geschäftsführung aufstieg. Längst hat die Mutter von zwei Kindern anfängliche Zweifler überzeugt, in der Szene ist sie höchst angesehen. „Die Frage des Geschlechts war weder ein Grund noch ein Hindernis für meine Karriere“, sagte sie im KURIER-Interview. Und natürlich sei die Formel 1 eine Welt der Machos. „Das gehört irgendwie zum Image dazu und es kommt ja nicht schlecht an.“
Unglücklich endete hingegen das Formel-1-Engagement von Maria de Villota. Bei ihrer ersten Ausfahrt für das Team Marussia verunglückte die Spanierin bei Geradeaus-Testfahrten am 3. Juli 2012 schwer. Die heute 33-Jährige krachte in die Ladeklappe des Teamlasters, erlitt dabei einen Schädelbruch und verlor ihr rechtes Auge.
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