Mensur Suljovic tritt am Samstag (drittes Spiel nach 20 Uhr) erstmals bei der laufenden Darts-WM ans Board. Es ist seine 12. WM, seit 2008 hat sich nur 2013 nicht qualifiziert. Vor 47 Jahren wurde er im serbischen Tutin geboren, vor fast 30 Jahren schickte ihn seine Mutter nach Wien, damit er nicht in den Krieg ziehen musste. Im Café seines Bruders lernte er Deutsch und fing an, Darts zu spielen.
Im Elektronik-Darts wurde er einer der Besten der Welt. Er stieg auf Steeldarts um und wurde zum besten deutschsprachigen Spieler der Welt. Suljovic lebt in
Wien im 20. Bezirk mit seiner Frau Enisa, Tochter Ema und Sohn Tarik. Er ist die Nr. 11 der Weltrangliste, die sich aus einem Großteil der Preisgelder der vergangenen 24 Monate errechnet. 364.500 Pfund (428.8000 Euro) sind das im Fall von Suljovic.
KURIER: Sie haben in den letzten zwei Jahren mehr als 660.000 Euro an Preisgeldern verdient. Gratulation!
Mensur Suljovic: Danke. Ich lebe mittlerweile mit und von meinem Sport ganz gut. Aber man darf nicht vergessen, dass die Preisgelder versteuert werden und nicht in dieser Höhe ausbezahlt werden. Außerdem muss ich mir Flüge und Hotel selber bezahlen, auch bei der WM im nicht billigen
London. Um mich mehr auf Darts konzentrieren zu können, leiste ich mir ein Management.
Das hat vor einem Jahr in Ihrem damaligen Clublokal eine Pressekonferenz organisiert. Dieses Jahr aber nicht mehr. Warum?
Ich muss mich nicht immer in den Medien sehen. Das kostet Kraft und Zeit, die ich lieber für das Training verwende. Außerdem hat mir nicht gefallen, was geschrieben wurde.
Suljovic über die WM: "Muss unter die besten Acht"
Was hat nicht gepasst?
Die Wände vom Nikotin gefärbt, der Preis eines alkoholischen Getränks. Die Beschreibungen waren nicht falsch. Aber ich will weg vom Image des Wirtshaussports. Deshalb habe ich auch ein neues Clublokal im 20. Bezirk. Größer, frisch renoviert.
Aber jetzt nach London. Letztes Jahr haben sie kein Spiel gewonnen und gleich die erste Partie gegen
Ryan Searle verloren.
Die Nervosität, der Druck. Ich hab’ was erreichen müssen, wegen der
Premier League.
Bei der WM haben sie aber noch nicht überzeugen können. Sie sind elf Mal angetreten und kamen nur drei Mal ins Achtelfinale.
Ein paar Spiele am Tag – das liegt mir mehr als die WM, wo du nur alle paar Tage dran kommst. Das ist dieses Jahr besser. Am Freitag fliege ich hin, am Samstag wird gespielt, am Sonntag geht es zurück. Nach
Weihnachten ist das Programm dann dichter, da fliegt dann die Familie vielleicht nach.
Werden Sie kürzer treten wegen der Familie? Werden sie auf die Premier League verzichten, auch wenn Sie eingeladen werden?
Wenn ich bei der WM richtig gut bin, dann spiele ich die Premier League und lasse andere Turniere aus.
Was wollen Sie bei der WM erreichen? 17.650 Euro haben Sie ja schon in der Tasche, nur weil sie in Runde zwei ins Turnier einsteigen.
Dieses Jahr hab’ ich mir gesagt, es gibt keinen Druck. Dieses Jahr muss etwas Großes passieren. Ich muss unter die besten Acht. Mindestens. Und wenn ich dort hinkomme, dann hoffe ich, dass ich auch im Finale stehe. Mit Michael van Gerwen gibt es einen großen Favoriten, aber wir alle anderen können ins Finale kommen.
Das haben sich andere auch gedacht. Mit Ex-Weltmeister Cross, Vorjahresfinalist Smith und White haben sich schon drei Top-Ten-Spieler nach nur einem Spiel verabschiedet.
Daran sieht man, wie eng es im Darts geworden ist. Die Zeiten, in denen ein Phil Taylor alles beherrscht hat, sind vorbei. Es drängen immer mehr junge, gute Spieler an die Spitze.
Vor allem der Start ist hart.
Es wird in Runde zwei nur auf höchstens fünf Sätze gespielt, das kommt den Außenseitern mehr entgegen. Je länger gespielt wird, desto schwerer wird es, einen erfahrenen, guten Spieler zu schlagen. Ich spiele gegen Fallon Sherrock. Mir ist es egal, ob ich gegen eine Frau oder einen Mann spiele. Aber das Publikum wird sicher voll hinter ihr stehen.
2017 waren Sie Vierter der Welt mit 449.000 Pfund Preisgeld. Damit wären Sie zwei Jahre später nur noch Achter.
Die starken Auftritte der Jungen, auch hier bei der Weltmeisterschaft, liegen an der Entwicklung der Preisgelder. Das wird immer mehr. Und immer mehr Spieler können vom Sport leben und müssen nicht noch nebenbei arbeiten gehen. Sie können es sich leisten, fünf, sechs Stunden am Tag zu trainieren.
Kommentare