Medizinerin R.: "Er hat von mir Hormone bekommen"
Warum hat die Medizinerin Julia R. dem Patienten Primschitz die Stoffe Testosteron, Wachstumshormon und Erythropoetin verabreicht bzw. verschrieben? "Ich habe Herrn Primschitz nicht Testosteron verschrieben", behauptet R. "Er hat von mir Hormone bekommen, die die Eigenproduktion von Testosteron fördern. Die habe ich ihm injiziert. Auch Epo habe ich ihm injiziert."
Doch warum Epo, wenn es laut Experten keine medizinische Indikation bei Prader-Willi gibt? Julia R. erinnert sich bei dieser Frage an drei gedopte Radfahrer bei der Tour de France 2008. "Offensichtlich haben die Epo für mehr Muskelkraft verwendet."
Interessant. Epo wird im medizinischen Bereich ausschließlich bei Patienten, die unter Blutarmut leiden (meist nach Krebserkrankungen), eingesetzt. Dopende Sportler verwenden Epo zwecks Erhöhung der Ausdauerleistung (weil es die Anzahl der roten Blutkörperchen erhöht).
Julia R. behauptet indes, sie sei nach Recherchen und Rücksprachen mit Pharmafirmen zur Erkenntnis gelangt, dass eine geringe Dosis des blutverdickenden Mittels Epo keine Nebenwirkungen habe und zudem die Muskelarbeit verbessere. Also habe sie Epo beim Kranken Primschitz eingesetzt. Mit Erfolg, wie sie behauptet. Dennoch habe die Krankenkassa die Kostenübernahme abgelehnt.
Wachstumshormone
Und warum Wachstumshormon bei einem erwachsenen Prader-Willi-Patienten, wenn dies doch nicht vorgesehen und überdies Gefahren von Nebenwirkungen und Spätfolgen birgt? Julia R. gibt an, Primschitz sei laufend durch einen Hormonexperten kontrolliert worden. "Im Rahmen meiner Behandlung hat er bis Mitte 2009 Wachstumshormone erhalten. Eine Kontrolle im März 2010 hat ergeben, dass das Wachstumshormon auch ohne Zufuhr von außen im Normalbereich war. Wer ihm später Wachstumshormon verschrieben hat, das weiß ich nicht."
Dass die unter Dopern beliebten Medikamente via Walter Mayer an Sportler gelangt sein könnten, schließt die Ärztin aus. Fakt sei, dass Felix Primschitz selber, "nur mit Unterstützung meiner Therapie Unglaubliches geleistet hat.“ Und wie kam es dann zum plötzlichen Tod des jungen Mannes? Julia R. spricht von Fehlern der Grazer Spitalsärzte – Ermittlungen der Justiz ergaben nichts dergleichen.
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