McLaren-Bericht: Beweise für russisches Staatsdoping?

Heute soll veröffentlicht werden, ob es in Russland Staatsdoping gab.

Am Montag will Richard McLaren in Toronto seinen Untersuchungsbericht zu den Vorwürfen um manipulierte Dopingproben russischer Sportler bei den Winterspielen 2014 in Sotschi vorlegen. Der kanadische Jurist war als Chefermittler der Welt-Anti-Doping-Agentur (Wada) mit der Untersuchung beauftragt worden. Grigori Rodschenkow, der ehemalige Chef des russischen Doping-Kontrolllabors, hatte behauptet, dass er 2014 in Sotschi positive Dopingproben russischer Athleten zusammen mit der Anti-Doping-Agentur Rusada sowie dem Geheimdienst auf Anordnung von Politikern vertuscht habe. 15 der russischen Medaillengewinner in Sotschi seien gedopt gewesen. Russland hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. Im Juni hatte der Leichtathletik-Weltverband die russischen Leichtathleten von den Spielen ausgeschlossen.

Aber kurz vor der Veröffentlichung des Berichts sorgt jetzt ein Brief der amerikanischen und kanadischen Anti-Doping-Agentur mit der Forderung nach einem Olympia-Ausschluss Russlands für weitere Brisanz. Das Schreiben soll umgehend an das Internationale Olympische Komitee verschickt werden, sollte der mit Spannung erwartete Report am Montag Staatsdoping in Russland bestätigen. Das IOC wird darin zu einer Entscheidung bis zum 26. Juli aufgefordert, dem NOK und den Sportverbänden Russlands die Teilnahme an den Spielen zu verwehren. Usada-Chef Travis Tygart betonte, dass der Brief die Unterstützung von mindestens acht weiteren nationalen Anti-Doping-Agenturen habe.

Russische Empörung

"Ich finde es seltsam, dass Leute so einen Brief schreiben. Wie können sie voreilige Schlüsse ziehen, ohne dass die Kommission ihr Ergebnis präsentiert hat? Ich denke, dass Druck ausgeübt werden soll", sagte Natalja Schelanowa, die Assistentin des russischen Sportministers Witali Mutko. Der Chef des Sportausschusses im Parlament, Dmitri Swischtschjow, sagte: "Das gleicht den Wirtschaftssanktionen, die aufgrund unbestätigter Tatsachen gegen uns verhängt wurden." Und weiter: "Doping ist nur ein Vorwand, um Konkurrenten auszustechen. Anstifter sind wohl die USA."

Irritiert reagierte auch das IOC. Exekutivmitglied Patrick Hickey, zugleich Präsident des Europäischen Olympischen Komitees, äußerte sich "schockiert und besorgt auf vielen Ebenen". Er habe das Gefühl, dass sich bereits auf ein Ergebnis geeinigt wurde, ohne dass irgendwelche Beweise vorgelegt worden seien. "Solche Störungen widersprechen einem fairen Prozess. Damit wird die Glaubwürdigkeit des wichtigen Berichts untergraben", sagte Hickey.

Kommentare