Kein Umweg
Preise und Auszeichnungen sind recht geschickte Gründe, um wirkliche Weltstars locken zu können. Und da Kipchoge gerade irgendwie in der Gegend war, wurde er zum großen Renner, während andere liefen. Nachdem er rund 160 Starter bei der Ineos Pace Challenge anfeuerte (Hobbyläufer probierten, ob sie Kipchoges Tempo zumindest eine Minute durchhalten konnten), plauderte er auch über sein Wochenende in Berlin, ehe er in die Heimat Kenia abhob.
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In Berlin war der 38-Jährige am Sonntag auf Weltrekordkurs, fiel aber dann leicht zurück und durchlief in 2:02:42 Stunden die Ziellinie. Rückblickend ist er aber alles andere als enttäuscht. „Das war schon gut, ich bin die achtschnellste Marathon-Zeit der Geschichte gelaufen“, sagt der Kenianer in einer kleinen Medienrunde. Außerdem sei er nun mit fünf Erfolgen Rekordsieger beim schnellsten Marathon der Welt. Und Kipchoge hätte den Weltrekord ja nur sich selbst abgejagt. Den hatte er im Vorjahr in 2:01:09 Stunden aufgestellt – natürlich in Berlin. Aber freilich, hat er diese Marke im Blickfeld. „Da muss ich weitertrainieren.“
Keine Grenzen
Grenzen gibt es sowieso keine. Das bewies am Sonntag in Berlin die Äthiopierin Tigist Assefa, die den Weltrekord der Frauen in 2:11:53 nicht nur brach, sondern pulverisierte. „Es war ein Zeichen, dass es keine Limits gibt“, sagt Kipchoge. Nicht nur die Läufer, sondern auch das Material werde immer besser.
Seine Augen glänzen auch, als er die vielen Kinder laufen sah. „Der Sport und vor allem der Laufsport sollte regelmäßiger Bestandteil in den Schulen sein, wegen der Fitness, aber auch als wesentlicher Gesundheitsfaktor. Seine Kinder sind 16, 12 und 10. „Sie laufen alle. Wenn sie keine Profi-Läufer werden, dann werden sie jeden Tag laufen.“
Wenn wer glaubt, dass sich Kipchoge nur für das „Geradeaus-Laufen“ interessiert, der ist auf dem falschen Weg. Tennis, Fußball, Boxen oder Radsport, all dies findet Kipchoge beeindruckend. Aber sein Idol kommt aus einer anderen Sportart. „Es ist imponierend, wie Lewis Hamilton die Konzentration aufrechterhält bei einem Grand Prix“, sagt Kipchoge über den fast gleich alten Briten, dessen Mercedes-Team ebenfalls von Ineos gesponsert wird. Ob er auch ein rasanter Fahrer ist? „Nein. Da laufe ich sogar schneller als ich fahre.“
Zum Autofahren wird man ihn in Wien ohnehin nicht einladen. „Aber vielleicht geht sich doch noch ein offizieller Wien-Marathon aus. Ich liebe diese Stadt, die Begeisterung von 2019 vergesse ich nie.“ Zudem konnte er auch Schloss Belvedere und den Stephansdom bewundern, ... Was man halt so macht in Wien.
Kein Aufhören
Ob er den Einladungen von VCM-Boss Wolfgang Konrad noch einmal folgt? Weltrekorde sind ja in Wien aufgrund der Strecke nicht möglich. „Vielleicht komme ich als Botschafter.“ Und Rekorde? Immerhin wird Kipchoge am 5. November 39. „Kein Problem. Valentino Rossi fuhr mit über 40 noch MotoGP, Cristiano Ronaldo kickt noch erfolgreich.“ Vorerst hat Kipchoge nur Paris 2024 im Kopf. Und sein drittes Olympiagold.
Ob der Rathausmann einen Platz neben den Goldmedaillen aus Rio (2016) und Tokio (2021) bekommt?
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