London straft die Kritiker Lügen

London straft die Kritiker Lügen
Viel war vor den Spielen von Problemen in Englands Mega-Metropole zu lesen. Doch davon merkt man kaum etwas.

Viel geredet und spekuliert wurde vor den Olympischen Spielen und in den ersten Tagen nach der Eröffnungsfeier. Horrorszenarien wurden gezeichnet, Vorurteile geschürt. Doch was war dran an den Spekulationen und Erfindungen? Der Versuch einer Aufarbeitung.

Vorurteil 1: Der Verkehr bricht völlig zusammen

Tatsache: Auf vielen Straßen wurde eine "Olympic Lane" eingerichtet, auf der Aktive, Funktionäre und Journalistenbusse rasch voran kommen. Auf den meisten Straßen ist der Verkehr dicht, von einem Zusammenbruch keine Rede, es sei denn, es passiert ein Unfall. Doch in diesem Fall würde es auch auf der Südosttangente stauen. Der Londoner fährt im Sommer 2012 lieber mit dem Fahrrad oder mit öffentlichen Verkehrsmitteln. So braucht der Javelin-Zug von London St. Pancras 7 Minuten bis zum Olympia-Park. Das U-Bahn-Netz ist das älteste der Welt und seit 149 Jahren erprobt, die Züge kommen in Intervallen von zwei Minuten. Dennoch sind die Garnituren zu Stoßzeiten gesteckt voll.

Wahrheitsgehalt: 40%

Vorurteil 2: Rund um den Olympia-Park ist Baustelle

Tatsache: Alle 30 Sportstätten waren zu Beginn der Spiele fertig und in perfektem Zustand. Mehr noch: Das Radstadion Velodrome und das Schwimmstadion "Aquatics Centre" sind auch optisch ein Hochgenuss. Das Beachvolleyball-Stadion auf der Horse Guards Parade ist mit Sicherheit das schönste der Welt. Vom Olympia-Park aus ist genau ein Kran zu sehen – und dieser steht außerhalb bei einem Hochhaus.

Wahrheitsgehalt: 0%

Vorurteil 3: London ist während Olympia extrem teuer

London straft die Kritiker Lügen

Tatsache: London ist eine teure Stadt, aber das war sie vor den Spielen auch schon. Die Preise im Olympia-Park sind hoch, aber nicht überzogen, das offizielle T-Shirt kostet 23 Pfund (29,5 €). Für das Bier im Pub zahlt man zirka 3,50 Pfund (4,5 €), beim Chinesen ums Eck gibt’s die knusprige Ente mit Reis um 4,70 Pfund (6 €), dazu ein Cola um 80 Pence (1,2 €). Wer aber fein essen geht und dazu eine Flasche Wein bestellt, sollte die Geldbörse gut gefüllt haben.

Wahrheitsgehalt: 50%

Vorurteil 4: Die Begeisterung für Olympia hält sich bei den Briten in Grenzen

Tatsache: Es spricht nichts gegen einen ungestörten Städteurlaub in London. Weder hängt an jedem Haus der Union Jack, noch sind die Spiele Gesprächsthema Nummer 1. Anders verhält es sich direkt in den Sportstätten, wo sich die Engländer als faires und begeisterungsfähiges Publikum erweisen.

Wahrheitsgehalt: 60%

Vorurteil 5: Enorme Sicherheitsvorkehrungen beeinträchtigen den Alltag

Tatsache: Auf dem Gelände des Olympia-Parks, an den übrigen Sportstätten und in der Stadt sind 9500 zusätzliche Polizisten eingesetzt. Dazu kommen 18.200 Soldaten, 7000 private Kräfte und ein Kriegsschiff auf der Themse. Die Kontrollen beim Eingang sind vergleichbar mit jenen auf einem Flughafen. Wer sich aber einmal auf dem Olympiagelände befindet, kann sich völlig frei bewegen und ohne weitere Kontrollen die Hallen und Stadien besuchen. Durch die Stadt schlendern paarweise Polizisten, die Stimmung ist völlig entspannt.

Wahrheitsgehalt: 10%

 

Vorurteil 6: In London ist es kühl, und es regnet ständig

London straft die Kritiker Lügen

Tatsache: Der kälteste Ort von London ist das Pressezentrum beim Bogenschießen mit gefühlten Minus zwölf Grad. Zwei Tage vor der Eröffnung hatte es im Olympia-Park 30,7 Grad bei Sonnenschein, es war der heißeste Tag 2012. Rechtzeitig zu Beginn der Spiele wurde das Wetter schlechter. Beim Beachvolleyball am Abend hat es 13 Grad, beim Radrennen der Damen schüttete es.

Wahrheitsgehalt: 60%

Vorurteil 7: Die Zuschauer-Tribünen sind leer

Tatsache: Eine Million Zuschauer beim Straßenrennen der Herren, 50.000 beim Reiten, 77.000 beim Damenfußballspiel Großbritannien gegen Brasilien (1:0). Das bedeutet allerdings auch, dass 13.000 Plätze im Wembley-Stadion nicht besetzt waren. In manchen Hallen dürfen sich Soldaten auf die (wenigen) freien Plätze setzen.

Wahrheitsgehalt: 20%

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