London Calling - Spiele starten in einem Monat

London Calling - Spiele starten in einem Monat
Einen Monat vor der Eröffnung der Olympischen Spiele wird das Großereignis im Londoner Alltagsleben immer mehr zum Thema.

Man wird zwar von den fünf Ringen nicht an jeder Ecke erschlagen, aber es gibt auch kaum ein gänzliches Entrinnen. Der Besucher der britischen Hauptstadt wird vielmehr dezent darauf hingewiesen, dass sich spätestens ab dem 27. Juli in dieser Metropole Großes abspielen wird.

Am offiziellen Olympia-Flughafen Heathrow angekommen, leiten Wegweiser die "Olympic Family" bereits in die richtige Richtung. Links geht es für Athleten und Offizielle weiter, rechts für Medienvertreter. Momentan führen diese Wege noch ins Leere und nicht zum "Help Desk", aber schon in drei Wochen werden auch die ersten österreichischen Athleten davon profitieren. Ringsum sind Werbe-Botschaften diverser Unternehmen durch das Olympia-Logo geschmückt - es wurde dafür ja auch teuer erkauft.

Die Beschriftungen in den U-Bahn-Stationen sind zweckmäßig aufbereitet. Auf einen Blick erfährt man etwa auf dem Übersichtsplan der Piccadilly-Line, dass es bei der Station "Knightsbridge" zum Hyde Park und damit zum Schauplatz von Triathlon und Freiwasserschwimmen geht, es von der Station "Green Park" nicht weit zur Horse Guard Parade mit dem Beach-Volleyball-Stadion sein wird. Eigens angebrachte Rollstuhlzeichen signalisieren Barriere-Freiheit - alles mit Wiedererkennungswert im Olympia-Rosa gehalten.

Bei der Piccadilly-Station "Earl's Court" bietet sich die Gelegenheit zu einem Lokalaugenschein bei einem Olympia-Schauplatz. Die Hallen-Volleyballer werden im dortigen Exhibition Centre um die Medaillen spielen. Das Gebäude steht zwar erhaben an der Warwick Road, ist abgesperrt, doch von olympischem Flair ist noch nichts zu spüren. Ähnlich ist es drei Stationen und ein paar Schritte weiter im Hyde Park. Einen klassischen Olympia-Schauplatz stellt man sich anders vor.

Bei für englische Verhältnisse heißem Wetter geht es an Spaziergängern und Joggern vorbei zum Gewässer "Serpentine", in dem Anfang August Triathleten und Schwimmer um die Positionen kämpfen werden. Sonst und auch aktuell sind Enten und Artverwandte im Wasser, lassen sich von begeisterten Kindern füttern. Da und dort treiben im Wasser Federn, der Eindruck ist trüb. Umso mehr überrascht es, dass "Serpentine" von offizieller Stelle bereits zum fünften Mal in Folge Badewasser-Qualität bescheinigt wurde.

Der gelernte Österreicher und Liebhaber der alpenländischen Badeseen kann das nicht ganz glauben, nimmt es aber hin. Wie Österreichs Olympia-Triathlet Andreas Giglmayr, er war beim Testrennen im August dabei. "Sauber ist es nicht, aber wir sind auch schon in schlimmeren Gewässern geschwommen", sagte der Salzburger. Dem Steirer Matthias Schweinzer wiederum haben andere Freiwasser-Schwimmer zugeflüstert, dass das Wasser bei deren Olympia-Testrennen verdächtig nach Enten-Kot geschmeckt haben soll.

Zahlreiche am Ufer postierte Liegestühle versprechen allerdings Gemütlichkeit beim Olympia-Schauen, sofern die Menschenmenge davor nicht zu dicht wird. Zwei Stationen weiter geht es seit 18. Juni gar nicht mehr gemütlich zu. Denn zwei Tage nach "Trooping the Colour" zu Ehren des 86. Geburtstags von Königin Elizabeth II sind die vom Buckingham Palace wegführende Prachtstraße The Mall und der Paradeplatz Horse Guards Parade für olympische Vorbereitungen gesperrt worden.

Über The Mall werden die Radrennfahrer brausen, Geher und Marathoni Start und Ziel haben. Hier wird ebenso fleißig Hand angelegt wie bei Horse Guards Parade, wo die Arbeiten besonders augenscheinlich sind. Nach nur einer Woche stehen schon große Teile der Beach-Volleyball-Tribüne, auch die benachbarte Downing Street liegt teilweise im abgesperrten Bereich. Premierminister David Cameron wird sich auf Nummer 10 bis zum Ende der Arbeiten wohl mit einigen nicht so ungestörten Bürostunden abfinden müssen.

Wenn dem Politiker die Spiele zu anstrengend werden sollten, könnte er sich auf der nützlichen Homepage schlaumachen. Hier werden alle möglichen Tipps rund um Olympia gegeben und indirekt auch Hinweise gegeben, wie man sich dem Trubel am besten entziehen kann. Die nichts auslassen wollen, werden wiederum mit dem Plakat "A summer like no other" bedient. Denn das Kulturprogramm "London 2012 Festival" bietet für jedermann etwas und viel davon gratis.

Medial spielt Olympia noch nicht die erste Geige, aber es hat auch keinen unbedeutenden Part. Während die Fußball-EM erstes Thema ist und vom Wochenend-Geschehen auch viel über Formel 1, Tennis in Wimbledon und ein wenig über den Triathlon-WM-Sieg von Alistair Brownlee in Kitzbühel zu lesen war, wird der Olympia-Countdown heruntergezählt und über die aktuellen Leistungen der britischen Olympia-Athleten geschrieben. Bald werden diese Berichte ganz oben auf der Hitliste stehen.

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