Licht auf die Schattenmänner

Lance Armstrong war umstritten. Doch auch die Zweit- und Drittplatzierten sind nicht immer nur mit Wasser gefahren.

Lance Armstrong wehrt sich also nicht mehr gegen Dopingvorwürfe, will dies aber nicht als Geständnis verstanden wissen. Im Extremfall könnte ihm die Aberkennung aller sieben Tour-de-France-Siege drohen, allerdings gibt es Verjährungs­regeln, die beispielsweise dafür sorgen, dass der Däne Bjarne Riis noch immer als Tour-Sieger des Jahres 1996 gilt.

Der heutige Teamchef des Rennstalls Saxo Bank hat 2007 zugegeben, gedopt zu haben. "Wenn sie mein Gelbes Trikot wollen, sie können es gerne abholen", sagte der 48-Jährige damals. Er hat es immer noch. Denn Tour-Veranstalter Amaury Sports Organisation strich Riis zwar von der Ehrentafel, doch der Weltverband UCI ließ dies rückgängig machen – nach acht Jahren gelten Vergehen als verjährt. Wird diese Klausel auch bei Armstrong angewendet, wäre nur sein letzter Tour-Erfolg in Gefahr.

Die zweite Reihe

Doch wie sieht die Sache in extremis aus? Und wer waren eigentlich die Herren, die neben Armstrong auf dem Podium standen? Ein Überblick.

2005 Armstrong siegte vor Ivan Basso und Jan Ullrich. Der Italiener war Kunde des spanischen Frauenarztes und Dopingexperten Eufemiano Fuentes und wurde 2007 wegen geplanten Dopings zwei Jahre gesperrt. Der Deutsche wurde heuer vom Internationalen Sportgerichtshof des Dopings schuldig gesprochen und gab danach zu, Kontakt zu Fuentes gehabt zu haben. Alle Ergebnisse ab dem 1. Mai 2005 wurden ihm aberkannt, darum gilt seither Francisco Mancebo als Dritter. Der Spanier wurde 2006 wegen Verdachts der Verwicklung in die Fuentes-Affäre von der Tour de France ausgeschlossen und verkündete seinen Rücktritt. Da seine Schuld nicht feststellbar war, wurde kein Dopingverfahren eröffnet, Mancebo setzte daraufhin seine Karriere fort.

2004 Andreas Klöden wurde Zweiter. Der Deutsche war verwickelt in den Skandal um das Team T-Mobile, aber nie des Dopings überführt. Die Ermittlungen der Staatsanwaltschaft zum Fall um die Freiburger Sportmedizin wurden letzte Woche eingestellt. Im Abschlussbericht der Expertenkommission von 2009 wird aber für gesichert erachtet, das Klöden 2006 Eigenblutdoping betrieben hat. Ivan Basso war 2004 Dritter, Georg Totschnig Siebenter.

2003 Zweiter Jan Ullrich, Dritter Alexander Winokurow. Der Kasache wurde auf der 13. Etappe der Tour 2007 mit Fremdblut erwischt, auch auf der 15. war er nicht sauber. Vierter war Tyler Hamilton, der im Mai 2011 langjähriges Doping zugab und sein Olympia-Gold im Einzelzeitfahren von 2004 zurückgab. Der Fuentes-Kunde aus den USA war laut der dänischen Zeitung Politiken im Jahr 2003 an 114 von 200 Saison-Tagen gedopt.

2002 Der Spanier Joseba Beloki wurde Zweiter. Vier Jahre später wurde er im Rahmen der Fuentes-Affäre am Tag vor dem Start der Tour 2006 ausgeschlossen. Edita Rumsas, die Frau des drittplatzierten Litauers Raimondas Rumsas, wurde am Tag nach der letzten Etappe mit Dopingmitteln im Auto erwischt und 2006 zu einer Geldstrafe verurteilt, das Ehepaar erhielt zudem je vier Monate bedingte Haft. Beim Giro d’Italia 2003 wurde Herr Rumsas als EPO-Doper entlarvt.

2001 Zweiter Jan Ullrich, Dritter Joseba Baloki.

2000 Zweiter Jan Ullrich, Dritter Joseba Beloki.

1999 Der Schweizer Alex Zülle wurde Zweiter. 1997 war er wegen Verwicklung in den Festina-Skandal und nach einem Dopinggeständnis für sieben Monate gesperrt. Dritter war der Spanier Fernando Escartin, sein Name stand auf der Kundenliste von Doping-Arzt Michele Ferrari, der mit Armstrong jahrelang zusammengearbeitet hat.

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