Letzte Runde im "Fall Contador"

Letzte Runde im "Fall Contador"
Der spanische Rad-Star steht nächste Woche vor dem Sportgerichtshof in Lausanne. Das Ziel: Freispruch.

Am kommenden Montag wird es ernst für Alberto Contador: Dann muss sich der spanische Radprofi vor dem Internationalen Sportgerichtshof in Lausanne wegen seiner positiven Dopingprobe von der Tour de France 2010 verantworten.

Drei Tage sind für die Verhandlung angesetzt, das vierköpfige Verteidigungsteam des Spaniers hat 13 Zeugen benannt, das Urteil soll im Jänner kommenden Jahres ergehen.

Verunreinigtes Kalbfleisch

Worum geht es eigentlich in dem Verfahren am Ufer des Genfer Sees, das der Radsport-Weltverband UCI und die Welt-Anti-Doping-Agentur WADA angestrengt haben?

Alberto Contador ist in einer Dopingprobe vom 21. Juli 2010 das Kälbermastmittel Clenbuterol in geringen Mengen nachgewiesen worden. Am 24. August benachrichtigte die UCI den Spanier, was im Labor von Köln in seiner A-Probe gefunden worden ist. Die Öffentlichkeit erfuhr entgegen den üblichen Gepflogenheiten nichts davon.

Erst einen weiteren Monat später wurde Contador suspendiert; erst nach Recherchen der ARD nahm die UCI Stellung zu den Vorwürfen gegen den dreifachen Tour-de-France-Sieger, und sie lieferte eine mögliche Erklärung gleich mit: verunreinigtes Kalbfleisch. Contador rechtfertigte sich denn auch damit. Woher das Fleisch stammte, darüber gab es erst widersprüchliche Angaben. Die spanischen Lebensmittelbehörden jedenfalls wiesen den Vorwurf zurück.

Das erste Verfahren

Im Februar musste sich Contador vor dem spanischen Radsportverband verantworten. Dieser folgte seiner Argumentation und verhängte zunächst eine einjährige provisorische Sperre. WADA-Generalsekretär David Howman nannte das "interessant", denn: Bei Clenbuterol gibt es wie bei vielen anderen Präparaten keinen Grenzwert, und laut Reglement sind Ersttäter grundsätzlich für zwei Jahre zu sperren.

Im endgültigen Urteil wurde Contador dann überhaupt freigesprochen. Damit war auch klar, dass es zur Verhandlung vor dem Sportgerichtshof würde kommen müssen - denn WADA und UCI konnten diesen Richterspruch nicht gutheißen, ohne jedwede Existenzberechtigung zu verlieren.

Zumal ja schon 2006 Alberto Contadors Name im Zuge der "Operación Puerto" gegen die Kunden des Madrider Frauenarztes und vor allem Dopingspezialisten Eufemiano Fuentes gefallen war. Die Ermittlungen der spanischen Behörden wurden aber auf Druck von oben eingestellt. Damit nicht genug: Die Contador belastenden Dokumente sind in weiterer Folge auf ungeklärten Wegen aus den Akten verschwunden und bis heute nicht mehr aufgetaucht.

Die Folgen

Contador gewann im heurigen Frühjahr den Giro d'Italia auf überlegene Art und Weise, doch es ist vorläufig ein provisorischer Sieg, denn im Falle eines Schuldspruchs würde dieser Erfolg ebenso gestrichen wie der Tour-Sieg 2010.

Dass es bei der heurigen WM der U-17-Fußballer in Mexiko reihenweise positive Dopingtests gab und auch in China immer wieder Clenbuterol-Fälle auftauchen, kann dem Spanier freilich eher nicht helfen. Denn für beide Länder bestehen längst Reisewarnungen.

Die spanischen Lebensmittelwächter hingegen verweisen ebenso wie die WADA darauf, dass etwa im Jahr 2008 bei rund 300.000 getesteten Rindern nur ein positiver Fall aufgetreten ist. Aber vielleicht hatte Contador ja auch nur Pech.

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