Klettern: Jakob Schubert holt WM-Gold im Vorstieg

KLETTER WM INNSBRUCK 2018: HALBFINALE / HERREN / VORSTIEG: SCHUBERT (AUT)
Nach Jessica Pilz am Samstag eroberte am Sonntag auch Jakob Schubert vor heimischem Publikum Gold im Vorstieg.

Jakob Schubert hätte sich alles viel leichter  machen können. Jeder hätte es vermutlich verstanden, wenn der 27-Jährige vor der WM in seiner Heimatstadt Innsbruck tiefgestapelt und die Ziele bewusst vorsichtig formuliert hätte.

Aber was machte Jakob Schubert? Bei jeder Gelegenheit betonte der Lokalmatador in den vergangenen Wochen, dass für ihn bei der WM nur ein Motto gilt: Siegen oder Fliegen. „Für mich persönlich zählt nur Gold“, hatte Schubert auch im KURIER-Interview gemeint. Mit dem Brustton der Überzeugung und dem Selbstvertrauen eines 20-fachen Weltcupsiegers und Ex-Weltmeisters.

Großer Druck

Der Druck, der auf dem Tiroler lastete, war also riesig. Doch auf dem Weg zum Gipfelsieg ließ sich Jakob Schubert weder durch einen Fehltritt in der Qualifikation (17.) noch durch die tobenden Massen in der mit 5000 Fans ausverkauften Olympiaworld-Halle beirren. Als er im Finale die mächtige und stark überhängende Wand empor kletterte und zum zweiten Mal nach 2012 Weltmeister im Lead-Bewerb wurde, da wirkte der 27-Jährige stabil und souverän wie ein Fels in der Brandung.

„In der Qualifikation war ich viel nervöser“, gestand Schubert, „im Finale wollte ich dann diese Show in der Halle nur mehr genießen“.

Traum

Der Weltcupleader konnte es dann auch leicht verschmerzen, dass er auf der kniffligen Finalroute  nicht bis ans Top gekraxelt war. Mit seiner Finalhöhe lag er gleichauf mit dem Tschechen Adam Ondra,  doch weil Schubert im Semifinale als Zweiter besser war als sein Widersacher,  durfte er  über die Goldmedaille jubeln. „Das war der wichtigste Wettkampf meines Lebens.  Ich habe mir mit dieser Goldmedaille einen Traum erfüllt“, sagte Schubert.

Wirklichkeit

Nicht viel anders hatte sich tags zuvor Jessica Pilz angehört, die ebenfalls den Lead-Bewerb  gewann und  für den perfekten WM-Start gesorgt hatte. In der Senkrechten  bewegt sich  die Niederösterreicherin  weit sicherer als am Boden. So überhängend kann die Wand gar nicht sein, dass die junge  Kletterin aus  Niederösterreich einmal die Kontrolle und Orientierung verlieren würde. Aber  auf dem ungewohnten Terrain, das sie  nach ihrem Triumph betreten musste,  verlor die neue Weltmeisterin fast etwas den Halt.

„Ich hab’ mich nicht wirklich ausgekannt, das hat mich alles ein bisschen überfordert“, gestand Jessica Pilz, nachdem sie zuvor in der Steilwand selbst durch eine äußerst anspruchsvolle Finalroute nicht aus dem Tritt zu bringen gewesen war.

In den Stunden nach dem Heimsieg hätte man der Weltmeisterin am liebsten das Sicherheitsseil gewünscht, das sie normalerweise  in der Wand vor Abstürzen schützt. Pilz wurde herumgereicht, sie wurde bejubelt und geherzt und hatte alle Hände voll zu tun,  das obligate WM-Protokoll hinter sich zu bringen. „Das Klettern ist mir lieber als Interviews zu geben“, sagte die Haagerin. „Ich hatte nicht richtig Zeit zu realisieren, was ich da überhaupt geschafft habe.“

Der Rummel wird für Pilz und Schubert freilich nicht weniger. Die beiden sind auch Medaillenanwärter im Kombi-Bewerb.

KLETTER WM INNSBRUCK 2018: FINALE / DAMEN / VORSTIEG: PILZ (AUT) ++ ACHTUNG SPERRFRIST, SAMSTAG 08.09.18, 22:10 ++

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