In den Schulen bleiben die Ankündigungen nur Lippenbekenntnisse

Abspecken für stark übergewichtige Jugendliche
Die tägliche Turnstunde wird seit Jahrzehnten gefordert. Wenig ist passiert und die jungen Österreicher werden immer dicker.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Immer mehr Jugendliche sehen bei der Tauglichkeitsprüfung auf die Stellungskommission herab. Weil die Rekruten in spe über Gardemaß verfügen. Trotzdem können nicht Maßstäbe angelegt werden wie zu Franz Klammers und Hans Krankls Jugendzeiten. Sonst blieben die Kasernen des Bundesheeres bald halb leer.

Jugendliche in Österreich werden immer größer. Oft aber auch unbeweglicher, dicker.

Ähnliches wurde freilich schon x-mal angeprangert. Zum ersten Mal medienwirksam 2002, als der damalige Volleyball-Präsident Peter Kleinmann der unbequem lästige Vorreiter mit seiner Forderung nach der täglichen Turnstunde war;

oder 2010, als eine internationale Studie ergab, dass Österreicher nur halb so viel Sport betreiben wie Skandinavier; oder im November 2012, als die Einführung der täglichen Turnstunde, abgesegnet von allen Parteien, beschlossen wurde. Nachdem Bundessportorganisation, ASKÖ, ASVÖ, und Union die Politik per Aktion mit 150.000 Unterschriften fast dazu gezwungen hatten.

Doch auch fast 13 Jahre später ist das Bekenntnis zur täglichen Sportstunde in den Schulen (Sportmittelschule ausgenommen) großteils Lippenbekenntnis geblieben.

AHS-Mädchen zeigt auf

So lässt die Schülerin (Name der Redaktion bekannt) einer 7. AHS-Klasse wissen, dass es für sie in ihrer Wiener Schule nördlich der Donau laut Stundenplan nur eine Doppelstunde BUS (= Bewegung und Sport) am Freitagnachmittag gibt. Selbst diese Doppelstunde fand nur 14 Mal im ganzen Schuljahr 2024/2025 statt, zumal sie sonst stets entfiel. Überdies beschränkt sich die (großteils aus Sitzvolleyball und Yoga bestehende) Bewegungseinheit auf eine Netto-Zeit von 70 bis 80 Minuten. Die tägliche Sportstunde schrumpfte so zu eineinhalb Stunden wöchentlich.

Möglich, dass sich Entscheidungsträger abputzen mit dem Argument, wonach das angeführte Beispiel bloß ein Einzelfall sei. Möglich auch, dass es unseriös ist, Zusammenhänge zwischen dem dramatischen Bewegungsmangel von Jugendlichen und den an Wiens Schulen ums Doppelte gestiegenen Gewaltdelikten (2015 waren es 296, im Vorjahr 632) zu sehen.

Unbestritten ist, dass Turnprofessoren nicht schuld sind am Turnstunden-Defizit; dass aber kaum wer von der Elite des Landes vor Personen, die als Amateurtrainer, Hobby-Funktionäre oder Berufsoffiziere um mehr Stellenwert für den Sport kämpfen, habt Acht steht.

Kommentare