„Das hat sich einfach alles so ergeben“, sagt Gerhard Tomeczek. „Von Jahr zu Jahr.“ Der pensionierte HTL-Lehrer aus Mödling ist einer der sechs „All Stars“, wie die Organisatoren des Vienna City Marathon ihre Dauerläufer nennen: Sechs Männer haben die Premiere des Wien-Marathon am 25. März 1984 erlebt – und seither keine Laufveranstaltung ausgelassen.
Heute startet Tomeczek erneut über die 42,195 Kilometer. „Mir macht das Spaß, spätestens im Jänner beginne ich, intensiver zu trainieren“, beschreibt der bald 70-Jährige. „Ich weiß dann, ich habe ein Ziel im April. Darauf arbeite ich hin. Ich bin überzeugt, wenn ich einmal nicht mehr antrete, dann würde mir etwas fehlen.“
Bisher habe er das Glück gehabt, in den Vorbereitungsmonaten nie ernstlich zu erkranken und Gefahr laufen zu müssen, einen Wien-Marathon ausfallen zu lassen. Bloß einmal, 1992, wäre es fast so weit gewesen: Der Geburtstermin der Tochter war rund um den Marathon avisiert. „Da wäre ich natürlich nicht gelaufen“, erinnert sich der Niederösterreicher. „Aber sie ist dann doch eine Woche früher gekommen.“
Apropos früher: Persönlich haben sich die Zielzeiten verändert, den besten Lauf hatte Tomeczek 1990 mit zwei Stunden und 48 Minuten, heuer peilt er fünf Stunden und 30 bis 40 Minuten an.
Generell hat sich in den 39 Jahren auch die Veranstaltung selbst gewandelt: „1984 waren wir ja nur ein paar Hundert am Start.“ Erst im Jahr davor hatte Tomeczek überhaupt mit dem Laufen begonnen, zum Stressabbau nach dem Unterrichten. „Mittlerweile ist das ein großes Event geworden, auch mit den Läufen am Samstag dazu. Und es ist internationaler geworden. Das finde ich schön.“
Insgesamt hat der Mödlinger bereits 60 Marathons in den Beinen, der 40. Vienna City Marathon wird sein 61. sein.
Insgesamt rund hundert Marathons hat Franz Gschiegl schon erlaufen. Das Ziel für sein 40. Antreten in Wien? „Der Ehrgeiz ist nicht mehr so groß wie vor 20 Jahren. Heute sind es 80 Prozent Genuss und 20 Prozent Leistungsdenken. Man muss demütig sein, dass man fit ist und den Marathon laufen kann“, stapelt der 68-Jährige tief.
Dann blitzt bei dem Dauerläufer aus Pfaffstätten (NÖ, Bezirk Baden) aber doch der Ehrgeiz durch. Denn einfach nur irgendwie dabei sein, das ist für ihn viel zu wenig: „Früher waren drei Stunden die magische Zahl, jetzt möchte ich unter vier Stunden bleiben. Ich freue mich jedenfalls schon sehr“, erklärt er.
Gschiegls Bestzeit liegt bei 2:50 Stunden, achtmal beendete er den Wien-Marathon unter drei Stunden. Doch die Ausdauerleistung lasse ab 45 Jahren eben nach, und ein Mehr an Training bringe auch ein Mehr an Verletzungsgefahr. Was Gschiegl aus leidvoller Erfahrung bestätigen kann. Sowohl die Quadrizeps- als auch die Achillessehne sind bei dem Läufer schon gerissen. „Doch wie sagt man: Der Schmerz vergeht, der Stolz bleibt“, meint Gschiegl mit einem Grinsen. Auch von einer hartnäckigen Infektionskrankheit, die ihn etliche Trainingswochen kostete, ließ er sich bei der Vorbereitung auf seinen 40er nicht stoppen.
Dabei ist der ehemalige Banker ein Rekordhalter. Mit einer Durchschnittszeit von 3:21 und einer Gesamtzeit von 127 Stunden und 19 Minuten liegt Gschiegl bei den absolvierten 1.603 Kilometern klar in Führung unter den sechs verbliebenen „All time Finishern“.
Sportliche Höhenflüge erlebt er zunehmend in den Bergen. „Ich habe meine Begeisterung eher im alpinen Gelände bei Trailruns gefunden und da ist das Tempo natürlich deutlich geringer“, sagt Gschiegl, der schon 19-mal beim Ötscher-Ultra-Marathon im Ziel war. Was aber macht den Reiz beim Wien-Marathon aus? Die Stimmung, die Atmosphäre und „es gibt nicht viele Stadtmarathons, die schon so lange existieren“. Dass er ein Teil dieser langen Geschichte ist, freut ihn natürlich besonders.
Und die Ziele für die Zukunft? „50 absolvierte Wien-Marathons, das wäre sensationell, aber da muss man von Jahr zu Jahr schauen. Mit 70 dabei zu sein, das ist mein nächstes Ziel.“
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