Hymnen-Skandal im deutschen Boxsport: Verpönte Strophe abgespielt

Hymnen-Skandal im deutschen Boxsport: Verpönte Strophe abgespielt
Der Präsident des Niedersächsischen Boxsportverbandes ist nun eine Woche nach einem Bewerb, der sich gegen Rassismus richtete, zurückgetreten.

Bei einer Box-Veranstaltung im deutschen Niedersachsen kam es vergangenes Wochenende zu einem Hymnen-Eklat. Nun ist der Präsident des Niedersächsischen BoxsportverbandesManfred Schumann, zurückgetreten. "Ich stelle mich selbstverständlich vor meinen Verband. Und wenn das nun solche politischen Wellen schlägt, dann ziehe ich auch die Konsequenzen und trete sofort zurück", sagte Schumann der Welt.

Was ist passiert? Bei einem internationalen Box-Vergleich in Steinhude am Samstag vergangener Woche, der ausgerechnet unter dem Motto "Boxen am Meer - Sportler gegen Rassismus und Gewalt“ stand, war es vor dem Vergleich zwischen einer niedersächsischen und einer südafrikanischen Mannschaft zu einem Eklat gekommen. Statt der deutschen Hymne (die dritte Strophe des Deutschlandliedes, Anm.) ist die erste Strophe des Deutschlandliedes gespielt worden. Ein Auszug: "Deutschland, Deutschland, über alles, über alles in der Welt." Aufgrund der prominenten Verwendung dieser Strophe in der Nazizeit in Verbindung mit dem verbotenen Horst-Wessel-Lied wird diese und auch die zweite Strophe des Liedes bei offiziellen Anlässen nicht gesungen.

Deutscher Box-Präsident stoppte Abspielen

Der anwesende deutsche Boxverbands-Präsident Jürgen Kyas war daraufhin empört zu den Verantwortlichen geeilt und hatte das Abspielen abbrechen lassen. Durch sein Einschreiten hat Kyas hat einen größeren Eklat verhindert. "Ich war als Ehrengast eingeladen worden“, sagte Kyas am Freitag. "Bei den ersten Textzeilen bin ich aufgesprungen und habe das Weiterspielen untersagt.“ Zuschauer hätten mit Beifall auf sein Einschreiten reagiert, sagte Kyas."Einige haben sich bei mir bedankt." Statt der deutschen Nationalhymne wurde dann das Niedersachsen-Lied gespielt.

"Unwissenheit, vielleicht sogar Dummheit"

Er habe die Veranstaltung 30 Minuten später aus Enttäuschung über die Vorkommnisse verlassen, berichtete der DBV-Präsident. "Ich habe mich da nicht mehr wohlgefühlt.“ Vorsatz schloss Kyas jedoch aus. "Ich habe den Eindruck, das ist aus Unwissenheit, vielleicht sogar Dummheit geschehen."

"Das ist natürlich ein Skandal", sagte auch Thomas Pütz, Präsident des Bundes Deutscher Berufsboxer (BDB), der Welt: "Ich glaube auch nicht, dass man das einfach so abtun kann, da kann man nicht zur Tagesordnung übergehen. Hier muss man auf eine Entschuldigung drängen und den Vorfall gründlich aufarbeiten."

Der Verein Rukelli Trollmann e.V. aus Isernhagen hatte vom Niedersächsischen Boxsport-Verband eine öffentliche Entschuldigung gefordert. Weil diese ausblieb, wandte er sich an die Öffentlichkeit. So nahm der Eklat in Deutschland seinen Lauf.

"Hat mit Rassismus gar nichts zu tun"

Der nun zurückgetretene niedersächsische Verbandspräsident und CDU-Politiker Schumann betonte, er habe sich nach dem Vorfall umgehend bei allen Anwesenden entschuldigt. Er kritisierte aber zugleich, dass aus dem Vorfall nun so eine große Sache gemacht werde: "Es war ein tragisches Unglück, wenn man so will, aber ich finde es irgendwo unverständlich, dass das so hochgedreht wird. Das hat mit Rassismus gar nichts zu tun."

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