Heinz: "Biss'l was geht an meine Familie" (Archiv)

Heinz: "Biss'l was geht an meine Familie" (Archiv)
Der 22-jährige Pius Heinz steht im Finale des größten Poker-Turiners der Welt - es winken über sechs Millionen Dollar.

Von ursprünglich 6865 der weltbesten Pokerspieler sind noch neun Finalisten übrig. Diese "November-9" spielen ab 5. November das Finale der Poker-WM (WSOP) in Las Vegas. Der Sieger erhält 8,7 Millionen Dollar.

Der Wirtschaftspsychologiestudent Pius Heinz, 22, - geboren in Köln, nun wohnhaft in einer Poker-Wohngemeinschaft nahe der Kennedybrücke in Wien - hat das geschafft, wovon rund 400.000 aktive Pokerspieler in Österreich träumen. Bevor er Richtung USA flog, um sich mit FBI-Profiler Joe Navarro vorzubereiten, sprach er im Interview über Geld, Glück im Spiel und warum er in Österreich lebt.

KURIER: Für das Erreichen des Finales haben Sie einen ersten Scheck über 540.000 Euro erhalten und gerade einen Sponsorvertrag bei Pokerstars unterschrieben. Schon darum etwas gekauft?
Pius Heinz: Nein, ich gehe alles locker an. Ich weiß nicht, ob ich von Poker leben kann, deshalb versuche ich, das Geld schlau anzulegen. Nach der WM spiele ich vielleicht noch zwei bis vier Jahre.

Was machen Sie, wenn Sie die 6,1 Millionen Euro für den ersten Platz gewinnen?
Ein biss'l was geht an meine Familie. Den Rest werde ich klug anlegen, vielleicht Immobilien oder Aktien. Aber ich will mir keine Villa und keinen Lamborghini kaufen.

Wie bereitet man sich auf die Chance seines Lebens vor?
Also Poker kann ich ja, aber ich habe mich ernährungstechnisch fitter gemacht, ich esse gesünder - mehr Obst und Gemüse. Das verbessert die Konzentration.

Schon aufgeregt vor dem großen Finale?
Es gibt Tage, wo ich aufgeregter bin. Vor dem Schlafengehen denke ich schon oft über den Finaltisch nach.

Warum leben Sie nun in Wien? Hat das damit zu tun, dass Pokergewinne hier nicht versteuert werden müssen?
(lacht) Ja, natürlich.

Viele glauben immer noch, dass Poker ein Glücksspiel ist. Was sagen Sie denen?
Also aus steuerrechtlicher Sicht muss ich jetzt sagen: Ja, Poker ist Glücksspiel (lacht) . Aber ernsthaft: Ein Turnier kann man mit Glück gewinnen, aber dauerhaft gewinnt immer der Bessere. Dass ich im Finale bin, ist zu 80 % Glück, zu 20 % Können.

Wie sind Sie überhaupt zum Poker gekommen?
Ich habe die WSOP (World Series of Poker) , wo ich jetzt selber mitspiele, vor fünf Jahren im TV gesehen. Da haben ein paar Freunde beschlossen, dass wir im Keller ein paar Bier trinken und pokern. Da dachte ich noch: "Das ist jetzt so wie im Wilden Westen."

Später habe ich einmal im Internet etwas einbezahlt und gemerkt, dass man da Geld verdienen kann, wenn man gut ist. Und dann ging es eben immer höher und höher. Ja da bin ich nun! (lacht)

Die Online-Pokerwelt wird derzeit erschüttert, weil täglich neue computergesteuerte Spieler auftauchen, die Menschen im Internet besiegen. Ist das wie beim Schach, dass ein Computer bald Poker-Weltmeister werden könnte?
Diese Bots sind sicher die größte Gefahr im Online-Poker in nächster Zeit, besonders auf kleineren Pokerseiten. Wenn man sieht, was die jetzt schon schaffen, muss man sagen: Die können auch schon Weltmeister werden.

Wien gilt ja als Europas Pokerhauptstadt - haben Sie hier schon live gespielt?
Bisher noch nicht, aber ich werde im November mit Johannes Strassmann (Pokerprofi und Nummer drei in Europa, Anm.) ins Montesino schauen und dort Cashgame spielen.

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