Er spielte die Spiele seines Lebens, das Turnier seiner Karriere und wird im Sommer nach Deutschland wechseln, Gerüchten zufolge zu Lemgo. Constantin Möstl, vor etwas mehr als einem halben Jahr noch überraschender und emotionaler Meister mit Westwien, hob seine Leistung bei seinem neuen Klub Hard auf ein neues Level – und spielte dieses Können bei der Europameisterschaft in Deutschland aus.
Der 23-jährige Torhüter war genau jener Rückhalt, den Österreichs Team benötigte, um zu überraschen und auf Platz acht zu landen. Er wurde gleich vier Mal zum Spieler der Partie gewählt. Als nächstes Highlight steht die Qualifikation für die Olympischen Spiele in Paris auf dem Programm.
KURIER: Sind Sie schon aus Ihrem Traum aufgewacht?
Constantin Möstl: Es fühlt sich an, als wäre alles vor zwei Monaten passiert. Vor allem die Gruppenspiele sind weit weg. Schön langsam beginne ich aber alles zu realisieren und darüber nachzudenken, was da passiert ist. Jetzt muss ich langsam aufwachen.
Können Sie sich mit ein wenig Abstand den EM-Erfolg erklären?
Die Bilanz ist durchaus positiv, wenn man sieht, gegen wen wir gewonnen haben, wem wir Punkte weggenommen haben wie Deutschland, Kroatien und Spanien. Das ist sehr beachtlich für ein kleines Handball-Land wie Österreich. Das ist nicht selbstverständlich. Die Platzierung spiegelt nicht ganz unsere Leistungen wider.
Darf man vermessen sein und behaupten, dass mehr möglich gewesen wäre?
Ja, auf jeden Fall, das muss in unseren Köpfen drinnen sein. Dass wir gegen Deutschland das Turnier hergegeben haben. Hätten wir gewonnen, wäre das Halbfinale möglich gewesen.
Was war der Schlüssel zum Erfolg?
Es muss alles mitspielen. In erster Linie brauchst du Erfolg, damit der Flow beginnen kann. Und dann muss jeder Einzelne seine Rolle akzeptieren, die er im Team hat. und diese mit 100 Prozent ausfüllen. Bist du ein Leader wie Bilyk, dann füllst du diese Rolle aus. Bist du ein Jakob Nigg, der kaum gespielt hat, dann akzeptierst du diese Rolle und bist der Motivator. Das hat er perfekt angenommen. Wenn jeder ohne Nörgeln und Beschweren alles gibt, dann kann man als Gruppe Spaß und Erfolg haben. Wir haben immer eine Gaudi gehabt.
Bei großen Turnieren haben fast immer Mannschaften mit einem Teamspirit Erfolg.
Genau. Diesen Spirit haben wir oft erwähnt. Ohne zu lügen, so etwas habe ich in meiner Karriere nicht erlebt.
Selbst bei Westwien nicht, als man sich mit dem Meistertitel von der Bühne verabschiedet hat? Das Team spielte ja auch in Trance.
Ja, das war ähnlich, ist aber nicht vergleichbar. Du spielst Liga und siehst die Kollegen jeden Tag. Hier waren wir knapp einen Monat beisammen, dann geht jeder wieder seinen eigenen Weg.
Haben Sie sich mit Ihrer Leistung selbst überrascht?
Ja, ich habe alle überrascht, auch mich. Zwei Wochen vor der EM habe ich nicht gewusst, ob ich dabei bin, welche Rolle ich spielen könnte. Das erste EM-Spiel war mein drittes Länderspiel als erster Tormann. Ich hatte keine Erwartungen, die Mannschaft hat auch nicht erwartet, dass ich ihnen Spiele gewinne. Ich habe dann diesen Flow bekommen, das war außergewöhnlich. Ein Grundniveau besitze ich schon, dass ich ein paar Bälle halte, habe ich gewusst. Aber ich hätte nie gedacht, dass ich generell dermaßen Einfluss auf Spiele nehmen könnte.
Handball-Torwart Möstl über die EM
Ein Wechsel nach Deutschland liegt auf der Hand. Wird ein Bubentraum jetzt wahr, wenn Sie von Ihrem Hobby jetzt in einer Top-Liga finanziell gut leben können?
Es ist ein Traum, der jetzt in Erfüllung geht. Aber es ist erst der Anfang, jetzt beginnt es richtig. Ich bin richtig glücklich, dass ich diese Möglichkeit erhalten könnte.
Haben Sie je gedacht, vom Handball irgendwann leben zu können?
Ja, davon war ich immer überzeugt. Ich wollte immer Handballer werden, habe gewusst, was ich kann. Und ich wusste, dass ich eine Chance erhalten werde.
Auf einen Handball-Torhüter kommen scharfe Geschoße auf einen zu. Wie gewöhnt man sich daran?
Ich hatte nie Angst vor dem Ball. Man muss das auch irgendwie in sich haben, darf sein Gesicht nicht wegdrehen. Was ja eigentlich normal ist. Es muss dir wurscht sein. Ich habe mich auch mit zwölf Jahren beim Fußball ins Tor gestellt, wo Erwachsene geschossen haben. Für mich schauen die Bälle heute nicht mehr so schnell aus.
Eishockey-Torhüter haben mehr Ausrüstung. Sind Sie masochistischer?
Pfau, keine Ahnung. Ich finde Eishockey-Torhüter richtig interessant und cool. Wie schnell sie sich bewegen müssen und können.
Früher haben Sie draußen gespielt. Waren Sie nicht gut genug?
Ich hatte nie einen scharfen Wurf, war eher der spielerische Typ.
Der Goalie Möstl hätte mit dem Feldspieler Möstl ein Theater?
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