Handball-WM: Vier Kamerunerinnen spurlos verschwunden

Handball-WM: Vier Kamerunerinnen spurlos verschwunden
Die Spielerinnen wollen sich womöglich absetzen aus dem afrikanischen Land. Eine Anzeige läuft. Die Österreicherinnen indes beschließen die WM.

Vier Spielerinnen des Nationalteams von Kamerun sind bei der Handball-WM in Spanien spurlos verschwunden. Der Chef der Delegation des afrikanischen Landes habe in Begleitung des Turnierdirektors eine Anzeige bei der Polizei aufgegeben, berichteten die Digitalzeitung "El Español" und andere spanische Medien unter Berufung auf die WM-Organisatoren. Die Polizei in Valencia bestätigte auf Anfrage diese Berichte. Eine Entführung werde nach bisherigen Erkenntnissen ausgeschlossen.

Die vier Frauen würden bereits seit Donnerstag vermisst. Sie seien an dem Tag im Spiel gegen Angola (24:35) in Llíria in der Provinz Valencia auch nicht zum Einsatz gekommen, hieß es. Am Samstag war ihr Aufenthaltsort weiterhin unbekannt. Unter Berufung auf die Delegation von Kamerun berichtete "El Español", es handle sich um Amelie Cevanie Mvoua (24 Jahre), Appoline Michele Abena Ekobena (26), Jodelle Clarisse Madjoufang (28) und Yasmine Yotchoum (27).

Handball-WM: Vier Kamerunerinnen spurlos verschwunden

Es wird vermutet, dass die Frauen möglicherweise untergetaucht sind, um in Spanien oder einem anderen Land Europas Asyl zu beantragen. Es könne eine Flucht vor der Gewalt daheim sein. In Kamerun tobt seit etwa fünf Jahren ein Bürgerkrieg. Separatisten kämpfen für einen eigenen Staat. Erst am Freitag wurde bekannt, dass mindestens 30.000 Menschen vor gewaltsamen Auseinandersetzungen im Norden des Landes in den benachbarten Tschad geflüchtet sind.

Bei 80 Prozent dieser Menschen handle es sich nach Angaben des Flüchtlingshilfswerks der Vereinten Nationen (UNHCR) um Frauen und Kinder.

Handball-WM: Vier Kamerunerinnen spurlos verschwunden

Österreich vor dem letzten Spiel

Das österreichische Handball-Nationalteam der Frauen gibt am Sonntag (18.00 Uhr, live ORF Sport +) in Torrevieja in Spanien seinen WM-Abschied, zum Abschluss der Hauptrunde soll noch einmal gepunktet werden. Es geht mit Kroatien gegen den EM-Dritten, der Gegner hat wenige Corona-Ausfälle. So schlimm wie die Österreicherinnen hat es die Kroatinnen aber nicht erwischt, bei der ÖHB-Truppe kommt nun allerdings auch Nina Neidhart in die Mannschaft zurück.

Comeback

Sie war vor dem ersten, gegen China gewonnenen WM-Spiel wie andere positiv getestet worden. Schon beim 30:32 gegen Japan hatten Kapitänin Petra Blazek und Stefanie Kaiser ihr Comeback gegeben. Um einen Einsatz von Katerina Pandza wird noch gekämpft. Sonstige Rückkehrerinnen wird es aber nicht geben. "Bei Sonja Frey sind ein paar Parameter von den Blutwerten nicht so, Josefine Huber ist auch nicht ganz fit", sagte ÖHB-Sportdirektor Patrick Fölser in einem Medientermin.

Freilich sei es Neidhart und im Fall des Falles auch Pandza freigestellt, ob sie spielen. Fölser: "Ein WM-Spiel ist kein kleiner Spaziergang, sondern eine hohe Belastung." Grundsätzlich werde man dafür kämpfen, dass alle am Montag die Heimreise antreten können. Teamchef Herbert Müller konnte gar nicht mehr anreisen. "Es geht ihm deutlich besser, aber er hat noch Gliederschmerzen, immer wieder Müdigkeit. Am Spieltag geht es ihm immer besser als am Tag danach", klärte Fölser auf.

So wird auch gegen die Kroatinnen Helfried Müller als WM-Teamchef fungieren, vor dem Gegner hat er Respekt: "Es wird ein körperlich anstrengendes Spiel werden, eher ein Kampf auf Biegen und Brechen. Wir werden noch einmal alle Kräfte mobilisieren und versuchen, das Turnier ordentlich zu Ende zu spielen." Die Kroatinnen seien mannschaftlich sehr geschlossen, mit einer sehr guten Deckung und zwei guten Torhüterinnen. Man wolle mit erhobenem Haupt von der WM abreisen, so Müller.

Die Niederlage vom Vortag gegen Japan nach klarer Führung wirkte bei ihm am Samstag noch nach: "Rückblickend bin ich enttäuscht. Ich hätte mir gewünscht, dass die Mannschaft ein bisschen mehr Kraft hat, das Ding zu ziehen. Ich hätte mir gewünscht, dass die letzten Kräfte mobilisiert werden. Japan war an diesem Tag schlagbar." Der Coach räumte aber ein, dass die ÖHB-Leistungsträgerinnen eine hohe Belastung mit viel Spielzeiten hätten - wahrscheinlich den meisten im gesamten Turnier.

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