"Haben das Recht, einander zu schlagen"

"Haben das Recht, einander zu schlagen"
Die Diskussion ist hart und von Tiefschlägen geprägt: Ist Frauenboxen ein olympischer Sport?

Die Diskussion ist hart und von Tiefschlägen geprägt; sie wird hauptsächlich von Männern geführt: Ist Frauenboxen ein olympischer Sport? Diese Frage wird fast täglich in englischen Zeitungen gestellt, auch wenn sie völlig sinnlos ist: Das IOC hat entschieden, die Lobby ist lautstark und militant, die Begeisterung in der ExCel-Halle in den Docklands von East London schlägt Wellen.

"Wir haben das Recht, einander zu schlagen", sagt Katie Taylor nicht ohne selbstbewusstes Grinsen. Sie hat im Leichtgewicht eine Medaille bereits sicher. Die erste irische übrigens – ein punktgenauer Tiefschlag für das Land der Machomänner.

Die 26-Jährige, die gerade 1,65 Meter groß ist und 60 Kilo wiegt, boxt im Leichtgewicht, doch ein Leichtgewicht ist sie weltsportlich betrachtet absolut nicht: Cannonball Katie ist vierfache Weltmeisterin und Europameisterin.

"Ich habe diesen Sport im Blut", sagt sie – wahrscheinlich, weil sie die Watschen ihrer Brüder satt hatte. "Wir haben uns immer in der Küche geprügelt", erzählt sie. Der Daddy schaute zu, denn der war 1986 irischer Meister im Boxen, ehe er erkannte, dass das Mädel mehr drauf hat als die Buben.

Pionierarbeit

Mit zwölf machte Katie ernst beim St. Fergil Box Club in ihrer Heimatstadt Bray, wo ihr Vater als Trainer arbeitete. Das war 1998, als Damenboxen noch als gesellschaftliche Perversion gesehen wurde. Am 31. Oktober 2001 bestritt Taylor im Nationalstadion von Dublin den ersten Frauen-Boxkampf in Irland überhaupt und gewann gegen Alanna Audley nach Punkten. Sie war erst 15.

Im Viertelfinale der EM 2004 scheiterte sie an der russischen Weltmeisterin Julia Nemzowa. Danach ging es allerdings steil bergauf. "Ich hatte es leicht, weil ich beweglicher und vielseitiger bin als viele", erzählt sie. Ihr Bewegungsdrang sei so groß, weil sie den Sport spielerisch erlernt habe.

So wurde sie zu einer der besten Boxerinnen überhaupt. Doch sie ist nicht unschlagbar. Nur liegt ihre letzte Niederlage bereits fünf Jahre zurück. Die meisten Kämpfe gewann Katie Taylor, weil der Ringrichter aufgrund ihrer Überlegenheit vorzeitig abbrechen muss.

Auszeichnung

Vor zwei Jahren wurde sie in Kasachstan als Weltboxerin des Jahres geehrt. Für ihre Verdienste um den Frauen-Boxsport hieß es. Dass Frauenboxen olympisch sein darf, empfindet sie auch als ihren Erfolg.

Von ihren Brüdern wird sie längst nicht mehr geschlagen. "Nur von Daddy habe ich vor kurzem eine gefangen", sagt sie, "es war ein Versehen – er hat sich in der Distanz verschätzt... sagt er." Dann greift sie auf einen wackeligen Eckzahn. "Bad Luck."

Im Ring tragen die Damen einen besonders dicken Zahnschutz, sind gut geschützt und gepolstert – wie die männlichen Amateure auch. "Keine soll sich entstellen lassen", meint sie und grinst: "Das soll den männlichen Profis vorbehalten bleiben."

Oft weiß Katie Taylor in ihrem Bewegungsdrang nicht, wohin sie mit ihrer Fitness soll. Dann spielt sie Fußball. Und zwar sehr gut. Taylor zählt seit Jahren zur irischen Nationalmannschaft. Ihr Verein heißt Lourdes Celtic and St. James Gate. "Wenn ich boxe, müssen die Girls ohne mich auskommen", sagt sie. Ein Match am Tag nach einem Kampf? "Warum nicht?"

Weder frau noch man muss Frauenboxen schön finden. Doch wer daran zweifelt, dass Katie Taylor eine echte Sportlerin ist, der liegt ganz falsch.

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