Kampf um eine heile Radsport-Welt

Die Italien-Rundfahrt transportiert bunte Bilder – und will mit einem Thema nichts zu tun haben.

Die Herren von der Müllabfuhr in Neapel haben bis zum Sonnenaufgang gearbeitet. Die Bilder, die vom Giro um die Welt getragen werden, zeigen eine saubere Stadt. Ein sauberes Italien, einen sauberen Radsport. Einer Tourismuswerbung aus der Helikopterperspektive glichen die TV-Aufnahmen vom Zeitfahren auf Ischia. Fast unbezahlbar ist der Werbewert, der von solchen Bildern ausgeht.

Ein Bild, das keinesfalls durch ein Thema zerstört werden darf: Doping.

Kampf um eine heile Radsport-Welt
epa03690445 British cyclist Bradley Wiggins of the Sky Procycling team before the start of the fourth stage of the 96th Giro d'Italia cycling race from Policastro Bussentino to Serra San Bruno, Italy, 07 May 2013. EPA/DANIEL DAL ZENNARO
„Ich finde es toll, dass vor dem Giro keine einzige Frage zu Doping gestellt wurde“, sagte Bradley Wiggins aufcyclingnews.com. Der britische Sieger der Tour de France 2012 zieht den Vergleich mit der größten Rundfahrt der Welt: „Bei der Tour de France wird dauernd danach gefragt. Aber hier in Italien liebt man den Sport. Medien sind nicht für negative Geschichten da.“

Und Doping-Geschichten sind negative Geschichten. Auch in seiner vor kurzem erschienenen Biografie „Meine Zeit“ (Covadonga Verlag) streift er das Thema nur, das den Radsport an den Rande des Abgrunds geführt hat.

Natürlich: Wiggins’ Team Sky fährt seit Jahren einen Anti-Doping-Kurs, jeder Fahrer musste ein Bekenntnis gegen Doping unterschreiben. Weder Wiggins noch seine Teamkollegen waren je in Doping-Vergehen involviert.

Sünder & Kämpfer

Doch nicht alle Fahrer und Betreuer haben eine makellose Vergangenheit. So heißt etwa der Chef des Teams Astana Alexander Winokurow. Der 39-jährige Kasache wurde jahrelang des Dopings bezichtigt und 2007 des Fremd(!)blut-Dopings überführt. Ebenso gedopt haben Team-Manager Fofonow (Kas) und der sportliche Leiter Štangelj (Slo).

Und doch gibt es jene, die aktiv und aufrichtig dazu beitragen wollen, die Vergangenheit aufzuarbeiten. Allen voran der ehemalige Doper und heute glaubwürdige Anti-Doping-Aktivist David Millar (36). Der Schotte war entsetzt über das milde Urteil im Fall Fuentes (ein Jahr auf Bewährung) und die geplante Vernichtung der Blutbeutel, wodurch ehemalige Doper (auch aus anderen Sportarten) nicht mehr überführt werden können. Millar: „Ich weiß, dass die spanische Anti-Doping-Agentur und die WADA gegen das Urteil sind.“

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