Zündstoff: Fußball für die Galerie
Sogar, wenn mit Handschuhen und bunten Bällen gespielt wird, ist mir Fußball lieber als Opernball. Doch diesmal hab’ ich mich wirklich geärgert, dass mich keiner eingeladen hat. Nicht wegen Boris Becker und Lothar Matthäus. Die kenn’ ich eh. Es geht darum, dass alles besser gewesen wäre als dieses Salzburg-Match. Sogar der Opernball.
Aber eine Gemeinsamkeit haben die beiden Ereignisse: Sogenannte Stars werden eingekauft, worauf sie jenes spontane Engagement verlieren, das beim Feuerwehrball und in der Landesliga sehr wohl zu spüren ist.
Servus, Didi!
Dietrich Mateschitz ist seit vielen Jahren der Superstar unter den Wirtschaftstreibenden des Landes. Der Ober-Bulle wird auch nie zu den Ball-Besuchern zählen, die in der Oper das Tanzbein schwingen, während sie mit dem anderen Bein schon längst im Konkurs herumstapfen.
Viel eher wird er Sportgeschichte schreiben: Etwa, weil sein Servus TV mithilfe des Quotenkönigs Sport in Zukunft eine kleine mediale Sensation nach der anderen liefern kann. ORF Sport + muss hingegen auf längst ausgehandelte Fördergelder verzichten.
So wird der stiefmütterlich als Minderheitenprogramm betriebene Spartensender auch noch zum Bauernopfer im Trauerspiel zwischen der beispiellosen ORF -Führungskrise und dem heiß umstrittenen Sparplan im Sportministerium.
Vielleicht auch, weil Mateschitz irgendwann stillschweigend den Formel-1-Zirkus übernimmt. Die Weichen für die Ära nach Bernie Ecclestone scheinen gestellt.
Vielleicht auch, weil die Salzburger Eishockey-Cracks sicher mit im Spiel sein werden, wenn eine Art europäische NHL entsteht.
Vielleicht auch, weil das Publikum von der ganzen Doping-Scheinheiligkeit im traditionellen Sport so dermaßen die Nase voll hat, dass die von Mateschitz seit Jahrzehnten geförderten Extrem- und Abenteuersportarten die Zukunft bedeuten.
Doch mit einer Abteilung wird Mateschitz weder Geschichte noch Zukunft schreiben: Mit seinen Fußballern.
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