Zitternde Italiener, deutsche Diskussionen und eine EM ohne Haaland

Erling Haaland während eines EM-Qualifikationsspiels Norwegen gegen Schottland.
Die EM 2024 und ihre brennendsten Fragen: Warum Superstar Erling Haaland fast keine Chance mehr hat und worüber in Deutschland schon wieder diskutiert wird.

In 240 Tagen erfolgt in München das Eröffnungsspiel der EURO 2024. Neun Nationen sind schon qualifiziert. Doch bis zur Endrunde gibt es aktuell nicht nur sportliche Fragen zu beantworten.

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  • Was ist los bei Europameister Italien?

Die Squadra Azzurra kommt nicht in die Gänge. Nach Verpassen der WM in Katar (und einer Niederlage in Wien gegen Österreich) droht der Titelverteidiger nun sogar die EM zu verpassen. Nach dem 1:3 in Wembley gegen England brauchen die drittplatzierten Azzurri in Gruppe C gegen Nordmazedonien und die Ukraine noch vier Punkte, um nach Deutschland zu fahren. Gelingt das nicht, bleibt das Play-off als Hintertür.

  • Wie schafft es Haaland doch noch zur EM?

Es kann doch nicht sein, dass Europas Fußballer des Jahres nicht bei der EM im nächsten Jahr dabei ist. Doch, das ist sogar recht wahrscheinlich. Klar ist: Die Skandinavier sind noch nicht unter den bereits neun qualifizierten Teams zu finden und werden auch nicht zu jenen weiteren zwölf gehören, die im November das Ticket lösen. Doch selbst durch die Hintertür über die Play-offs im März sind die Chancen begrenzt, weil die Wikinger in der Nations League nicht Gruppensieger wurden und somit wiederum hoffen müssen, dass von ebendiesen Gruppenersten möglichst viele über den herkömmlichen Weg, die EM-Qualifikation, ihr Ticket lösen. Dazu müsste sich etwa Israel noch direkt qualifizieren. Und selbst in diesem Fall müssten Haaland und Co. ja im März noch zwei Spiele gewinnen.

Fußballspieler Erling Haaland während eines Qualifikationsspiels zur UEFA EURO 2024 zwischen Norwegen und Spanien.
  • Wie geht es unseren deutschen Freunden?

Prächtig, wenn man zunächst die Reaktionen nach dem 3:1-Sieg gegen die USA beim Debüt von Bundestrainer Julian Nagelsmann vernommen hat und bei sämtlichen Experten wieder alles eitel Wonne schien. Nach dem 2:2 gegen Mexiko in der Nacht auf Mittwoch ist die Sache schon nicht mehr ganz so klar. Defensiv war der Auftritt eher wackelig, vorne ist indes mit Füllkrug, der erneut traf, ein neuer Torjäger gefunden.

Für Zündstoff sorgt die Entscheidung Nagelsmanns, Manuel Neuer nach sieben Jahren die Kapitänsbinde wegzunehmen. Der neue Coach legte sich auf Ilkay Gündogan als Kapitän für die EM fest. Neuer, der die USA-Reise nach seiner Verletzung noch nicht mitmachen konnte, habe die Entscheidung am Telefon professionell aufgenommen, so Nagelsmann. Ob es sich damit erledigt hat? Wohl kaum. Schon bei den Bayern gab es zwischen dem Trainer und dem mehrfachen Welttorhüter Spannungen, als Nagelsmann Neuers engsten Vertrauten, Tormanntrainer Tapalovic, aussortierte.

Demnächst folgen die beiden nächsten Prüfsteine. Am 18. November trifft man in Berlin auf die Türkei, drei Tage später spielt man in Wien gegen Österreich.

  • Wann wird Belgien vs. Schweden nachgeholt?

Die Entscheidung ist noch offen. Belgiens Verband will die Schweden „aus Respekt“ nicht zu einer Neuaustragung auffordern und würde das Spiel gerne mit 1:1 werten. Auch vom ÖFB will man dafür die Zustimmung einholen. Dass die UEFA da mitspielt, ist aufgrund geltender Bewerbsregeln allerdings unwahrscheinlich. Demnach sollen alle Spiele vollständig zu Ende gespielt werden. Fakt ist: Sollte die Partie mit 1:1 gewertet werden, bzw. Belgien keine drei Punkte einfahren, hat Österreich zumindest noch theoretische Chancen auf den Gruppensieg.

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  • Wird es ein Fußball-Zwerg zur EM schaffen?

Einen Debütanten könnte es geben. Und der ist zumindest geografisch kein Zwerg: Kasachstan hat beste Chanchen, sich in Gruppe H direkt zu qualifizieren. Die Männer aus dem neuntgrößten Land der Erde liegen hinter Slowenien und Dänemark (beide 19 Punkte) auf Platz drei (15). Die beiden Führenden treffen noch im direkten Duell aufeinander. Die Kasachen stehen zunächst gegen San Marino (das vielleicht doch noch als Fußballzwerg durchgeht) vor einem Pflichtsieg und fordern dann am letzten Spieltag auswärts die Slowenen. Wenn es nichts wird, bleibt den Kasachen ein Fixplatz im Play-off.

Wieso die Zentralasiaten überhaupt in Europa mitspielen? Nach dem Zerfall der Sowjetunion 1990 stellte die UEFA den betroffenen Ländern frei, ob sie ihr angehören wollen. Kasachstan entschied sich zunächst für den asiatischen Verband, vollzog 2002 aber dann den Wechsel zur UEFA. Man wolle sich mit den Besten messen, lautete die offizielle Begründung.

  • Wann wird Israel wieder Fußball spielen?

Nach Ausbruch des Nahost-Krieges hat die UEFA zunächst alle Spiele auf israelischem Boden verschoben. Geplant war neben der EM-Qualifikationspartie Israel vs. Schweiz auch ein U-17-Turnier. Es folgte eine Absage auch aller Partien mit israelischer Beteiligung, weil die israelischen Behörden ihrer Nationalmannschaft keine Auslandsreise erlaubt haben. Zunächst ist einmal alles auf November verschoben. Ob der Krieg bis dahin beendet ist? Die Israeli hätten in Gruppe I Chancen auf Platz zwei und im Fall der Fälle einen Fixplatz in den Play-offs.

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