Woche der Wahrheit für ÖFB und Milletich: Neustart oder Imageschaden?

Woche der Wahrheit für ÖFB und Milletich: Neustart oder Imageschaden?
Am Donnerstag muss Gerhard Milletich in einer Präsidiums-Sitzung die Vorwürfe in der Inseraten-Affäre entkräften.

Fünf Wochen sind vergangen, seit Gerhard Milletich angekündigt hat, den KURIER zu klagen. Passiert ist seither nichts. Der Verleger steht im Verdacht, sein Ehrenamt dazu benutzt zu haben, Inseratengeschäfte für seine Magazine lukriert zu haben. "Sollte das so sein, ist es ein glatter Fall von Korruption", hatte Franz Fiedler, ehemaliger Präsident des Rechnungshofes, gesagt.

Den Gegenbeweis ist Milletich nach wie vor schuldig. Ob er ihn am Donnerstag in der außerordentlichen Präsidiumssitzung erbringen kann? Milletich hat das Meeting selbst einberufen, weil "Transparenz für ihn sehr wichtig" sei, wie er seinen Präsidiumskollegen geschrieben hat.

Manche fühlen sich von ihm belogen. „Für mich ist das die letzte Gelegenheit, das intern zu besprechen“, sagt Vizepräsident Gerhard Götschhofer. Der Oberösterreicher sieht Milletich in der Bringschuld, dürfte aber auch selbst Informationen vorlegen. Vorarlbergs Präsident Horst Lumper verrät: „Götschhofer sagt, er habe Infos, die wir nicht haben. Ich bin gespannt.“ Denn, so Lumper weiter: „Wenn uns wer anlügt, dann haben wir ein Problem. Das geht natürlich nicht.“

Was wird am Donnerstag passieren? Die Varianten:

  • Der Gegenbeweis

Milletich kann dokumentieren, dass er mit den genannten ÖFB-Sponsoren bereits über Jahre in Geschäftsbeziehungen steht und alle Vorwürfe vom Tisch wischen.

  • Das Geständnis

Milletich gesteht, besagte ÖFB-Partner nach seinen Vorstellungsrunden als neuer Präsident angekeilt und nun wochenlang die Unwahrheit gesprochen zu haben. Er bittet das Präsidium um Vergebung und hofft, im Amt zu bleiben, oder tritt von selbst zurück. Die Einsicht käme überraschend, nachdem der 66-Jährige wochenlang alle Interview-Anfragen abgeblockt und nur im Partnermedium des ÖFB seine Unschuld beteuert hat.

  • Der Rücktritt

Milletich kann die Vorwürfe nicht entkräften, zeigt keine Reue und wird von einer Mehrheit des Gremiums zum Rücktritt aufgefordert. (Anm: Abgewählt werden könnte er nur in einer außerordentlichen Hauptversammlung, die man erst einberufen müsste.)

  • Der Freibrief

Milletich kann die Vorwürfe nicht entkräften, will aber an der Macht bleiben, die Mehrheit im Präsidium stützt ihn weiterhin.

Dann stellt sich die Frage: Kann es sich das höchste Gremium des Verbandes erlauben, dem unter Korruptionsverdacht stehenden Präsidenten einen Freibrief zu gewähren und damit einen noch größeren Reputationsschaden für den ÖFB (und sich selbst als Aufsichtsorgan) in Kauf zu nehmen?

Und kann man darüber hinaus auch noch die Missgunst der eigenen Sponsoren oder anderer wichtiger Institutionen riskieren? Zuletzt hat Sportminister Werner Kogler höchstpersönlich dem ÖFB via Profil ausgerichtet, er möge eine objektive Kommission zur Klärung der Vorwürfe einsetzen. Ein unmissverständliches Statement.

Kommentare