Mexiko - der zitternde Stammgast

Torgefährlich: Javier "Chicharito" Hernandez (li.) hält bei 35 Treffern im mexikanischen Teamdress.
Erst im Play-off sicherte sich Mexiko die 15. Teilnahme an einer Fußball-Weltmeisterschaft.

Miguel Herrera ist Last-Minute-Entscheidungen gewohnt: 1994 hatte der heutige Teamchef für Mexiko die gesamte WM-Qualifikation bestritten. In letzter Minute wurde er dann aussortiert und verpasste die Endrunde in den USA. "Sie sagten, ich sei auf der Liste ... auf der Liste jener Spieler, die in Mexiko bleiben", erinnert sich der Ex-Spieler mit dem Spitznamen "El Piojo" (die Laus).

Zwanzig Jahre später bekommt Herrera in Brasilien eine zweite Chance. Diesmal ist er derjenige, der entscheidet, wer für "El Tri" aufläuft.

Eines ist vor der ersten Partie gegen Kamerun (13. Juni) klar: Zu den Favoriten zählt der aktuelle Olympiasieger nicht. Auch wenn dieser nach dem Finalsieg 2012 in London gegen Brasilien (2:1) so etwas wie der Angstgegner des Rekordweltmeisters ist. Doch beinahe hätten die Mexikaner geschlossen in der Heimat bleiben können. Nach vier Trainerwechseln setzte man sich erst im Play-off gegen Neuseeland durch. Und als wäre die Zitterpartie für den 15-fachen WM-Teilnehmer nicht schlimm genug, musste man sich auch beim Erzrivalen bedanken: Ohne den Sieg der USA gegen Panama wäre es nicht mehr zum entscheidenden Play-off gekommen. Ein Journalist spottete: "Jetzt hängt nicht nur unser wirtschaftliches Wohl von den USA ab, sondern auch unser fußballerisches Überleben."

Gigantisches Geschäft

Werbeexperten zählen Mexikos Team zu den fünf attraktivsten der Welt. 66 Millionen Menschen schalten im Durchschnitt ein, wenn die "Tricolor" aufläuft. Mit 1,2 Millionen Stück war das mexikanische Nationaltrikot 2010 das meistverkaufte. In keiner Liga Lateinamerikas kann so viel verdient werden wie in der von Mexiko. Dennoch zieht es viele Spieler nach Europa: Andres Guardado etwa nach Leverkusen, Giovani dos Santos zu Villarreal oder Hector Moreno zu Espanyol. Und dann wäre da noch Javier Hernandez (25), den sie "Chicharito" (kleine Erbse) nennen, nach seinem Vater "Chicharo" mit den grünen Augen. Mit 35 Treffern ist der Sohn bereits Mexikos dritterfolgreichster Torschütze. 2010 verließ er seinen Heimatklub in Guadalajara für Manchester United. Auch nach der WM 2014 könnte ein Wechsel anstehen: Inter Mailand soll beim "Erbschen" auf den Geschmack gekommen sein.

Mexiko - der zitternde Stammgast

Kommentare