WM-Rückblick: Wüste Unterhaltung mit weltmeisterlichen Aufregern
Wie bei jeder Endrunde wurden auch in Katar zahlreiche Aufreger produziert. Den Auftakt machte der moralisch aufgeladene Bindenstreit, danach wurde es aber auch lustig. Eine KURIER-Auswahl:
Die Kapitänsbinde
Heute ist die Diskussion um die „One Love“-Armbinde der europäischen Verbände nur noch eine Episode. Dass das deutsche Team sich als einziges entschied, mittels zugehaltener Münder beim Mannschaftsfoto doch noch ein Zeichen zu setzen, sorgte im Nachhinein für Häme. Vor allem, weil das folgende Spiel gegen Japan verloren wurde.
Die Schiedsrichterin
Der 1. Dezember 2022 ging in die Geschichte der Fußball-WM ein. Denn an diesem Tag leitete erstmals eine Frau ein Spiel bei den Männern. An der souveränen Französin Stéphanie Frappart lag es nicht, dass Deutschland nach dem 4:2 gegen Costa Rica ausgeschieden war.
Der Knöchel der Nation
Gleich im ersten Spiel gegen Serbien (2:0) schied Superstar Neymar verletzt aus. Sein Knöchel ging auf wie ein Germknödel, die folgenden Tage verbrachte der Stürmer in der Physiotherapie. Im Achtelfinale gegen Südkorea schaffte er eine starke Rückkehr.
Die japanische Outlinie
Die Video Assistant Referees haben Kameras in jedem Winkel des Stadions, der Ball hat einen Chip eingebaut, um beweisen zu können, ob er mit vollem Umfang im Out war. Doch ganz sicher war nicht zu eruieren, ob der Ball vor dem 2:1 der Japaner gegen Spanien im Out war. Eher nein und im Zweifel für den Angreifer – Tor. Eine folgenschwere Entscheidung: Denn durch den Außenseitersieg stiegen die Japaner als Gruppensieger vor Spanien auf, Deutschland musste die Heimreise antreten.
Der tote Journalist
US-Fußball-Journalist Grant Wahl sorgte für Schlagzeilen, beim zweiten Mal als Drama: Erst wurde ihm der Eintritt ins Stadion verwehrt, weil er ein T-Shirt mit einer Regenbogenfahne trug. Bei der Partie Niederlande – Argentinien brach der 48-Jährige plötzlich zusammen und verstarb wenig später. Schlimme Verdächtigungen verstummten erst nach der Obduktion, die ein Aneurysma der Aorta ergab.
Die Hymne
Im ersten Gruppenspiel gegen England entschieden sich die Iraner, bei der Hymne zu schweigen. Bei den nächsten beiden Spielen wurde wieder gesungen – eine Anordnung, wie vermutet wird. Den Protesten in der Heimat hat es kaum geholfen, mittlerweile wurden die ersten Verhafteten hingerichtet.
Miss Croatia
Die freizügig an- oder eher ausgezogene Ivana Knöll zog nicht nur in den Stadien die Blicke auf sich. Die 30-jährige ehemalige Miss Kroatien hat mit ihren Auftritten in Katar die Zahl der Follower auf Instagram von 600.000 auf 3,1 Millionen geschraubt.
Der schlagende Star
Fußballlegende Samuel Eto’o, mittlerweile Kameruns Verbandschef, rastete beim Besuch in Doha aus, als ein algerischer YouTuber ihn mit einer Kamera provozierte. Ein Video zeigt, wie Eto’o im Streit den Mann mit dem Fuß gegen den Kopf tritt. Der frühere Weltklasse-Stürmer entschuldigte sich später, der Eindruck bleibt aber.
Das Ende der Legende
Hunderte Fotografen waren vor den Portugal-Spielen nicht auf das Spielfeld fokussiert, sondern bauten sich vor Ersatzspieler Cristiano Ronaldo auf. Da der eingewechselte 37-Jährige beim 0:1 gegen Marokko nicht die Wende brachte, war es sein letzter WM-Einsatz.
Der Griff in den Schritt
Schweiz-Kapitän Granit Xhaka provozierte beim 3:2 gegen Serbien die gegnerischen Ersatzspieler mit einem Griff in den Schritt. Die Geschichte zwischen den Schweizern mit kosovo-albanischer Abstammung und Serben fand also 2022 die Fortsetzung. 2018 waren Xhaka und Shaqiri für ihren Torjubel mit dem „albanischen Adler“ von der FIFA bestraft worden.
Aus nach der Hymne
Marokkos Stammtormann Bono stand gegen Belgien noch bei der Nationalhymne auf dem Feld, musste beim Anpfiff dann aber für seinen Vertreter Munir El Kajoui Platz machen. Zehn Minuten vor dem Sieg machte sich die Verletzung wieder bemerkbar, die er sich gegen Kroatien zugezogen hatte.
Bales Golfsimulator
Das WM-Quartier von Wales spielte alle Luxus-Stückerl inklusive Spa und Gym. Aber etwas fehlte: Gareth Bale, der auch verrückt nach dem kleinen weißen Ball ist, ließ sich einen Golfsimulator im Hotel aufstellen.
Fleisch für Messi
Beinahe zwei Tonnen Fleisch haben Argentinien und Uruguay verschifft, damit die WM-Fahrer abseits der Spiele Kraft tanken können. Beim sogenannten „Asado“, dem traditionellen Grillfest der Südamerikaner, soll zudem die Stimmung innerhalb der Mannschaft hochgehalten werden.
Partys der Spielerfrauen
Nach dem 6:2 gegen den Iran tranken die englischen Spielerfrauen ein ganzes Schiff leer. Die Wives and Girlfriends (WAGs) der Spieler von Wales legten nach. Vor dem Spiel gegen England feierten die Damen eine rauschende Bikini-Party – mit reichlich Alkohol. Jodie Francis, die Verlobte von Wales-Verteidiger Chris Mepham, kippte ein Stamperl nach dem anderen, scheiterte dann beim Versuch, ein Rad zu schlagen – und knallte gegen einen Tisch. Die Boulevardmedien waren begeistert.
Der Raucher im Tor
Andries Noppert, der Tormann der Niederlande, war 2019 und 2020 kurz arbeitslos. Als Foggia-Spieler machte der 28-Jährige mit einer Trinkeinlage Schlagzeilen und rauchte wie ein Schlot. Nach nur 32 Spielen in einer obersten Liga stellte ihn Teamchef Van Gaal bei der WM erstmals ins Tor der Nationalmannschaft.
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