Wortgefechte vor Kroatien - Serbien

Croatia's Mario Mandzukic heads the ball during their Group C Euro 2012 soccer match against Italy at the city stadium in Poznan June 14, 2012. REUTERS/Dominic Ebenbichler (POLAND - Tags: SPORT SOCCER)
Am Freitag treffen in Zagreb die Nationalteams der alten Kriegsgegner aufeinander.
Von Uwe Mauch

Nur gut, dass die Welt wenig Notiz nimmt von dem, was Dinamo-Zagreb-Präsident Zdravko Mamić übers Jahr sonst noch den Zagreber Sportjournalisten in ihre Mikrofone diktiert. Ganz lassen sich seine Wortattacken dann aber doch nicht verheimlichen – vor allem dann nicht, wenn das Schlagerspiel der WM-Qualifikationsgruppe A zwischen Kroatien und Serbien ansteht und die Nationalisten auf beiden Seiten wieder einmal Lunte riechen.

Der Sportminister Željko Jovanović sei ein „Kroatenhasser“, polterte Mamić. „Der ist eine Beleidigung für den kroatischen Verstand, das Gehirn und für den kroatischen Menschen.“ Jovanović gehört der serbischen Minderheit in Kroatien an. Es sind Äußerungen wie diese, die das Zagreber Maksimir-Stadion am Freitagabend wieder in einen Aufmarschplatz für Nationalisten verwandeln werden. Der Fußball wird dabei erneut eine untergeordnete Rolle spielen.

So wie damals, im Spätherbst 1999. Der autoritäre kroatische Staatspräsident Franjo Tudjman lag bereits im Sterben – und der damalige Rapidler Dejan Savićević streifte sich ein dunkelblaues Trikot von Restjugoslawien über. Als Savićević und seine Teamkollegen aus den Katakomben des vom Tudjman-Regime verunstalteten Stadions traten, wurden sie mit wütenden „Vukovar!“-Rufen begrüßt. Die serbische Hymne ging in einem Pfeifkonzert unter.

„Vukovar!“

Das hochklassige Spiel endete übrigens mit einem 2:2, mit dem sich die Serben und nicht die favorisierten Kroaten für die EURO 2000 qualifizieren konnten. Gejubelt haben im Zagreber Stadion damals nur die Mitglieder des Gast-Verbandes. Ihren Fans hatte man nach einer gegenseitigen Vereinbarung keine Karten verkauft.

Das Agreement gilt auch am Freitag, bald zwanzig Jahre nach dem Friedensabkommen von Dayton (1995). Für den Serben Radovan Tomas, der in Wien-Ottakring ein Sportfachgeschäft führt und mit einer Kroatin verheiratet ist, wäre das Spiel in Zagreb auch so ein No-Go: „Ich gehe mit meinem Sohn lieber zu Österreich gegen die Färinger, denn dort wird einem nur Fußball geboten.“

Wenig zur Deeskalation beigetragen haben der kroatische Teamchef Igor Štimac und sein Starstürmer, der FC-Bayern-Legionär Mario Mandžukić. Nach dem Freispruch des wegen Kriegsverbrechens angeklagten Generals Ante Gotovina meinte Štimac in einer ersten Reaktion, Gotovina könne gegen die Serben auch gleich den Ankick vornehmen. Mandžukić fiel tags darauf bei seinem Torjubel mit militärischem Gruß an die kroatischen Generäle aus der Reihe.

Bei aller Wertschätzung für Fußball: Gar nicht wenigen Zagrebern geht das Spiel gar nicht nahe. Am Vorabend des EU-Beitritts müssen sie schauen, wie sie bis zum Monatsletzten finanziell über die Runden kommen.

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