Rangnicks Strategie unter der Lupe: ÖFB-Team im Ballbesitz nicht optimal

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Das Spiel des ÖFB-Nationalteams in der Analyse. Im Ballbesitz überzeugte die Elf von Ralf Rangnick nicht ganz.

Dass man auch nach (zwei) Erfolgen kritisch bleiben darf und sollte, wissen auch Österreichs Teamspieler. Andernfalls hätten sie ihr hohes Level nie erreicht. Weder individuell noch als Mannschaft.

Was im Zuge der beiden Siege gegen Zypern und Bosnien-Herzegowina noch nicht nach Wunsch funktioniert hat, war das Spiel im eigenen Ballbesitz. Und davon hat man seit geraumer Zeit eine Menge. 

Der KURIER hat recherchiert: Das bisher letzte Länderspiel, in dem der Gegner öfter den Ball hatte als das ÖFB-Team, datiert vom 8. Juni 2024 und war ein 1:1 in St. Gallen gegen die Schweiz. Es war der letzte Test vor der EM 2024. In seither 16 Partien und selbst bei der EM gegen Frankreich und die Niederlande hatten die Österreicher öfter den Ball.

"Die Königsdisziplin"

Knifflig wird es vor allem dann, wenn der Prozentsatz in Richtung 60 % oder sogar darüber steigt, weil der Gegner gar nicht aktiv am Spiel teilhaben will und den eigenen Strafraum verbarrikadiert. „Das ist die Königsdisziplin und das Allerschwierigste“, betonte Christoph Baumgartner nach dem 2:1 in Zenica, bei dem die Österreicher 56 Prozent Ballbesitz hatten. „Es ist unfassbar schwierig und man sieht, wie sich auch die besten Mannschaften der Welt dabei schwertun.“

Gerade bei der Nationalmannschaft sei dies noch schwieriger. „Weil du nicht täglich die Chance hast, Abläufe zu trainieren.“ Zuletzt hatte Österreich vor dem Spiel in Linz gegen Zypern allerdings fünf Trainingstage, könnte man entgegnen.

Die Gewichtung der Trainingsinhalte ist Sache des Teamchefs. Und wie der über Fußball denkt, ist klar. Ralf Rangnick sieht die größte Chance auf Tore nach Balleroberungen nahe am gegnerischen Tor, wenn der Gegner nicht sortiert und der Weg zum Tor kurz ist. Und obwohl diese Pressing-Strategie längst die Paradedisziplin des ÖFB-Teams ist, wird sie stets aufs Neue geübt. Zum einen, damit die größte Waffe im Spiel der Österreicher eine solche bleibt, und zum anderen, weil Pressing nicht gleich Pressing ist und man auf die Eigenheiten des Gegners eingehen muss, um nicht ausgespielt zu werden.

Trainiert wird aber auch bei Rangnick der Ballbesitz. Auch hier gibt es Unterschiede, und der Teamchef präferiert ein direktes und vertikales Spiel. Für Christoph Baumgartner und Kollegen kein Problem. „Im Moment geht es darum, Spiele zu gewinnen. Das gelingt uns aktuell. Wenn jetzt einer unzufrieden ist, weil wir nicht schön gespielt haben, dann kann ich damit leben.“ Fortsetzung folgt – im Oktober.

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