Drei ÖFB-Trainer pressen Österreich in Belgien in den Vordergrund
Nach Ballverlust sofort und möglichst nah am gegnerischen Tor attackieren, dem Gegner keine Zeit zum Atmen lassen, gleich umschalten und den Torabschluss suchen – die Idee von Fußball, die Ralf Rangnick 2012 nach Salzburg gebracht hat, wird immer mehr zum Markenzeichen des österreichischen Fußballs. Das geht so weit, dass österreichische Trainer diesen Stil wieder über die Grenzen tragen.
Wie etwa Andreas Wieland. Der 39-Jährige hat im Sommer Beerschot nach dem Abstieg in die zweite Liga übernommen und soll den Klub aus Antwerpen zurück ins Oberhaus führen. Aktuell ist man nach zuletzt sechs Siegen in Serie nach Verlustpunkten Tabellenführer.
"Wie um alles in der Welt konnte ein unbekannter Ausländer eine so komplizierte Liga so schnell meistern?", fragte die Zeitung Gazet van Antwerpen.
Wieland sagt: "Indem wir es mit Hilfe eines Sportpsychologen geschafft haben, neue Prinzipien in der Arbeitsweise und ein Wertesystem zu implementieren und so den Fokus der Spieler nach dem Abstieg wieder geschärft haben." So sei es auch gelungen, die Mannschaft für neue Ideen zu gewinnen, wie etwa das intensive Pressing. "Dieser Stil ist jetzt nicht komplett neu in Belgien, und es ist auch keine andere Sportart. Aber grundsätzlich liegt der Fokus hier mehr auf dem gepflegten Ballbesitzfußball."
Aufstieg nicht Pflicht
Als Co-Trainer mitgebracht hat Wieland einen Österreicher, den er nicht zur Gänze auswählen durfte. Der neue Chefcoach wurde um drei mögliche Kandidaten gefragt, nach den jeweiligen Hearings hat sich der Klub dann für einen entschieden. Die Wahl fiel auf Thomas Darazs. Ob der Wiederaufstieg schon im ersten Jahr gelingt? Wieland: "Das ist nicht Pflicht, auch weil drei andere Klubs mehr investieren als wir." Zumindest fürs zweite Jahr sei die Rückkehr ins Oberhaus aber das erklärte Ziel.
Dort anzutreffen ist etwa Dominik Thalhammer. Nach seinem Abschied bei Cercle Brügge hat es nicht einmal sechs Wochen gedauert, bis der ehemalige LASK-Coach wieder in Belgien gelandet ist. Diesmal soll der 52-Jährige den KV Oostende vor dem Abstieg bewahren. "Der Verein will auch zu einer speziellen Spielidee zurückkehren, die man früher gespielt hat, und hat mir dafür viel Vertrauen entgegengebracht." In der Tat durfte Thalhammer nahezu alles austauschen und drei Assistenten mitbringen.
Gemeinsam soll man nun ein sehr intensives Spiel, sowohl mit als auch ohne Ball im Pressing pflegen. "Wir wollen beim Gegner möglichst viel Stress erzeugen", sagt Thalhammer, dessen Team aktuell auf Platz 15 (bei 18 Klubs) liegt. "Ich weiß, dass es eine harte Zeit wird. Aber der Prozess stimmt, und deshalb werden die Ergebnisse kommen."
Resultate nach Wunsch hat bereits Miron Muslic als Nachfolger von Thalhammer bei Cercle Brügge eingefahren. Bereits 16 Monate ist er beim Verein. Der 40-Jährige kam zunächst als "Institutional Coach", eine Rolle, die im internationalen Fußball nicht neu ist und dafür Sorge tragen soll, dass mannschaftsübergreifend eine einheitliche Spielidee praktiziert wird.
Starke Serie
Muslic hat im Oktober als Chefcoach übernommen und den Verein mit sieben Siegen in elf Partien ins sichere Mittelfeld geführt. "Jetzt haben wir einen Puffer, der es uns ermöglicht, noch mehr junge Spieler einzusetzen." Die Entwicklung junger Spieler steht beim Satellitenklub von AS Monaco im Vordergrund.
Mit rund 22 Jahren im Schnitt ist man das jüngste Team in Belgien und durch den aggressiven Pressingstil höchst unbeliebt bei den Gegnern. "Keiner will gegen uns spielen", sagt Muslic schmunzelnd. Sie werden es noch länger müssen: Sein Vertrag wurde bis Sommer 2025 verlängert.
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