Wie Salzburgs Freund den Zorn von Bayern-Trainer Tuchel auf sich zog

FUSSBALL: ADMIRAL BUNDESLIGA/3. RUNDE: RED BULL SALZBURG - FK AUSTRIA WIEN
Nicht alle waren in München in die Verhandlungen von Hoeneß und Rummeniggemit Freund nicht eingeweiht worden.

Mit einem Hoppala, das Startrainer Giovanni Trapattoni die Zornesröte ins Gesicht trieb, begann die zweite Karriere des Zweitligakickers Christoph Freund. 16 Jahre später tritt der hierzulande zum erfolgreichsten Fußball-Funktionär gewordene Salzburger in dieser Woche den prestigeträchtigen Hochrisikojob als Sportdirektor des FC Bayern an.

Es war am 11. Juli 2007 vor dem ersten Saisonspiel zwischen Red Bull Salzburg und Altach, als der damalige Schiedsrichter und spätere ORF-Regelexperte Thomas Steiner und dessen Assistent Markus Hameter bei Durchsicht der Spielerpässe entdeckten, dass RB mit Markus Steinhöfer einen deutschen Verteidiger aufs Blankett geschrieben hatte, dessen Spielberechtigung am 30. Juni abgelaufen war.

Trapattoni musste umstellen. Sein strafender Blick traf jenen jungen Mann, der anstelle des routinierten Rudi Mirtl Teammanager geworden war: den zehn Tage davor erst 30 gewordenen Freund. Die Salzburger siegten 4:1. Dank Steiner blieb ihnen eine Strafe erspart, die sogar ein 0:3 bedeuten hätte können.

Trapattoni sollte ein Jahr später Salzburger Geschichte sein, Freund indes nicht weniger als 13 Meistertitel erleben. Für den letzten wurde der letzte Schritt am 21. Mai mit dem Sieg über Sturm gesetzt. Am selben Tag, an dem Freund noch einen Halbmarathon in 1:30 Stunden gelaufen und 84. unter fast 2.000 Startern geworden war.

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Ausdauernd, ehrgeizig, verlässlich. Diese Attribute zeichnen den Asketen auch als Sportdirektor aus. So sehr, dass Freund konträr zu den Fußball-Gepflogenheiten noch bis 31. August für Salzburg tätig sein und am 1. September sein Chefzimmer an der Münchner Säbener Straße beziehen wird.

Bayerns Oberbosse Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge hat das von Ralf Rangnick installierte und von Freund perfektionierte Scouting-System beeindruckt. Plus Freunds Instinkt, nach Rohdiamanten zu schürfen, um sie dann (wie Haaland, Mané etc.) ums Vielfache zu verkaufen.

So mancher dieser Transfers wurde von ausländischen Klubs schon auf deren Homepage bestätigt, während man in Salzburg noch schwieg. Freund beherrscht es nach Art des Bullen-Hauses, vor Mikrofonen höflich zu reden ohne viel zu sagen. Mit dieser Eigenschaft kann sich Freund Feinde machen im Münchner Mediendschungel.

Im Fall von Freunds Bestellung zum Bayern-Sportdirektor war es freilich weniger ein Münchner Boulevard-Medium, das sich übergangen fühlte, sondern Trainer Thomas Tuchel. Er war von Hoeneß und Rummenigge in die Verhandlungen mit Freund nicht eingeweiht worden. Als die Vollzugsmeldung erfolgte , soll Tuchel einen roten Kopf bekommen haben wie seinerzeit Trapattoni.

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