Zwar stehen mit Napoli, Inter und Milan gleich drei Klubs der Serie A im Viertelfinale der Champions League, doch für das Toreschießen sind fast ausschließlich Legionäre verantwortlich. Beim Match Udinese – Milan standen vor zwei Wochen gerade einmal drei Akteure auf dem Platz, die für die italienische Nationalmannschaft spielberechtigt gewesen wären.
Roberto Mancini hat also vor allem im Angriff eher die Wahl der Qual, weshalb ihn die leidige Stürmersuche schließlich in einen Vorort von Buenos Aires geführt hatte. In Victoria, beim dort ansässigen Verein Club Atlético Tigre wurde er fündig – und die beiden Treffer von Mateo Retegui, der in der vergangenen Saison Torschützenkönig in Argentinien war, gaben dem Teamchef recht.
Dabei war der Weg in den Strafraum für Mateo Retegui keineswegs vorbestimmt: Im Nachwuchs von River Plate hatte er noch im defensiven Mittelfeld gespielt. Und zwischenzeitlich schien eine Karriere als Feldhockeyspieler sogar wahrscheinlicher als eine Fußballer-Laufbahn. „Er hat den Klub verlassen, weil er auch im Feldhockey sehr gut war. Unserem Familiensport“, erklärte Papa Carlos in der Gazzetta dello Sport.
Tatsächlich sind die Reteguis eine berühmte Feldhockey-Familie. Vater Carlos führte als Coach Argentiniens Herren-Team 2016 in Rio zum Olympiasieg, mit dem Frauen-Team gewann er bei den Sommerspielen 2021 in Tokio die Silbermedaille. Dieser Mannschaft gehörte auch Tochter Micaela (26) an.
Ihr um drei Jahre jüngerer Bruder Mateo Retegui galt ebenfalls als große Feldhockey-Hoffnung, ehe er doch noch auf dem zweiten Bildungsweg zum Fußballer wurde. 2016 fiel der baumlange Angreifer einem Scout der Boca Juniors beim Strandkick auf und wurde auf der Stelle verpflichtet.
Mit der Einladung zur italienischen Nationalmannschaft nahm Mateo Reteguis Karriere nun den nächsten ungewöhnlichen Verlauf. „Wir dachten erst, er würde nicht kommen wollen, aber er hat sofort zugesagt“, sagt Italiens Teamchef Roberto Mancini. „Er hat Qualitäten, die uns leider fehlen.“
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