Vor genau 60 Jahren: Als Fritsch & Co. das Wembley beim 3:2 rockten

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Am 20. Oktober 1965 gewann Österreich im Wembley durch Tore von Toni Fritsch gegen den baldigen Weltmeister England. Dem "Texas-Tony" wurde später nicht geglaubt.
Wolfgang Winheim

Wolfgang Winheim

Vor und nach dem 20. Oktober 1965 bezog Österreich peinliche internationale Prügel.

Aber ein Ereignis in London beeindruckte auch den nur mäßig am Fußball interessierten Hugo Portisch so sehr, dass der legendäre KURIER-Chefredakteur die Seite 1 aller 400.000 gedruckten Exemplare den Kickern widmen ließ.

Was war passiert?

Österreich hatte, gecoacht von Edi Frühwirth, vor 60 Jahren den Engländern mit 3:2 die erst dritte Heimniederlage in deren ruhmreicher Historie zugefügt. Jenem Team, das neun Monate später im selben Stadion Weltmeister wurde.

1965 kannte man Farb-TV in Wiener Wirtshäusern noch nicht. In denen sahen die vor kleinen Apparaten versammelten Leut’ mehr schwarz als weiß, zumal den Briten schon nach drei Minuten das 1:0 gelang.

Jedoch: Weder die Kulisse (66.000 Fans), noch das frühe 0:1 bzw. die englische Führung zum 1:2 entnervten Frühwirths aus mehreren Debütanten gebildete Verlegenheitself.

Nicht alle glaubten Wembley-Toni

Im Finish drehten die Österreicher die Partie sogar noch um. Als Toni Fritsch zwei Tore gelangen. Demselben bulligen Rechtsaußen, der bei Rapid zu dieser Zeit nicht einmal sein Siebener-Leiberl sicher hatte.

Und der sieben Jahre später vom Wembley-Toni zum Texas-Tony wurde, weil er als Freekicker mit den Dallas Cowboys (als einer von zwei Österreichern) den Super Bowl gewann.

Fritsch litt darunter, dass selbst Ex-Kollegen in Hütteldorf seine Erfolge mit dem Eierlaberl – zumal die nie live im ORF zu sehen waren – für Münchhausen-G’schichten hielten.

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Im September 2005 erlitt Fritsch, kaum 60-jährig, bei einem Heimatbesuch auf der Hütteldorfer Straße einen tödlichen Herzinfarkt, nachdem er sich davor eine Karte für das Champions-League-Spiel Rapid – Bayern besorgt hatte.

Wenige Helden leben noch 

Englands WM-Kapitän Bobby Moore erlag schon mit 51 Jahren einem Krebsleiden. Vom englischen 65-er-Team leben nur noch zwei, von den österreichischen Wembley-Siegern noch sieben.

Der jüngste von ihnen, Robert Sara, verlegte seinen Wohnsitz nach Ungarn.

100 Jahre Austria Wien

Sara hatte als 19-jähriger (nach nur sieben Einsätzen in bei Austria) 1965 im Wembley debütiert, 1978 bei der WM als Teamkapitän fungiert, 1985 noch als topfitter Enddreißiger beim FavAC gespielt und dort von einem 20 Jahre jüngeren schmächtigen Mitspieler geschwärmt.

Sara prophezeite damals im KURIER: „Aus dem bescheidenen Bürscherl wird garantiert noch was.“

Sara hatte damit den aktuellen Rapid-Trainer Peter Stöger gemeint.

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