Warum sich Schaaf über Ö3 ärgerte

Seit zwölf Jahren ist Thomas Schaaf die Bank auf Bremens Bank. Er spricht über den Topklub und seine Österreicher.

Der sechste Platz in der Tabelle der Deutschen Bundesliga ist einer, auf dem man Werder Bremen in den letzten zehn Jahren stets erwarten durfte. Einzig in der letzten Saison kämpften die Grün-Weißen gegen den Abstieg. Nachdem Thomas Schaaf sein Team wieder in die vorderen Regionen geführt hat, nahm er sich Zeit für ein ausführliches KURIER-Gespräch.

KURIER: Herr Schaaf, Sie haben Werder Bremen wieder konkurrenzfähig gemacht. Es scheint, als würde die alte Liebe zwischen Ihnen und dem Klub nie rosten.
Thomas Schaaf: Ach, wir versuchen nur, unsere Arbeit zu machen und die positiven Dinge, die uns früher stark gemacht haben, wiederzufinden. Dazu gibt es in diesem Jahr eben bessere Voraussetzungen.

Und die wären?
Ich kann personell besser planen. Auch, weil wir international nicht vertreten sind und dadurch die Doppelbelastung wegfällt.

Hat Bremen den Anspruch, im nächsten Jahr wieder international zu spielen?
Ziel ist es, wieder besser Fußball zu spielen und wieder zu zeigen, was uns über Jahre stark gemacht hat. Dass wir international spielen wollen, ist auch klar.

Sie sind jetzt seit zwölf Jahren Trainer in Bremen. Haben Sie nie den Wunsch, etwas anderes zu sehen?

Ich bin das ganze Jahr unterwegs und seh' ständig was anderes. Nein, im Ernst: Es geht darum, dass ich meine Arbeit in Ruhe verrichten kann. Und das kann ich nirgends so gut wie hier. Deshalb bin ich zufrieden.

Welchen Anteil haben die Österreicher Sebastian Prödl und Marko Arnautovic am gelungenen Saisonstart?
Wir sind froh, dass Basti nach seiner Verletzung so schnell wieder dazugefunden hat. Davon war nicht auszugehen. Marko hat sich weiterentwickelt und schon aufzeigen können. Schade, dass er jetzt gesperrt ist.

Der Vertrag von Sebastian Prödl läuft im Sommer aus. Wie sehen Sie seine Zukunft?
Wir werden uns irgendwann zusammensetzen und seine Zukunft klären. Im Moment sind wir aber so in unsere sportlichen Aufgaben vertieft, dass das kein Thema ist. Prödl ist 2008 zu uns gekommen und hat sich weiterentwickelt. Er kann aber noch mehr.

Marko Arnautovic ist erst das zweite Jahr bei Ihnen. Stellt er Sie zufrieden?
Im Moment nicht, weil er nicht spielen kann. Aber ich gehe davon aus, dass in dieser Saison mehr von ihm kommen wird.

Sie sollen erbost gewesen sein, nachdem Arnautovic von einem Stimmenimitator des Radiosenders Ö3 auf den Arm genommen worden war.
Ich bin für viele Späße zu haben. Ich denke auch, dass das eine witzige Aktion sein kann. Nur der Zeitpunkt war der falsche.

Warum?
Ganz Österreich diskutiert über Arnautovic. Wie talentiert er ist, aber auch darüber, dass er nicht in jedes Fettnäpfchen treten darf. Dann hat er endlich eine gute Phase, und ihr in Österreich bringt ihn wieder durcheinander.

Wie kann es gelingen, Arnautovic aus der Schusslinie zu nehmen, in die er sich auch selbst gebracht hat?
Man muss ihm die Chance geben, sich stark zu machen, seine Position zu finden. Wir arbeiten daran, ihm Stärke und Sicherheit zu geben, damit er seine guten Voraussetzungen zur Wirkung bringen kann.

Andreas Herzog sagte einst, wenn Arnautovic es in Bremen nicht schafft, dann schafft er es nirgends.
Andi kennt uns. Er weiß, dass wir viel Geduld haben und auch schon oft beweisen konnten, aus solchen besonderen Spielern ihre Qualitäten rauszukitzeln.

Haben Sie ein Geheimrezept, das Sie anwenden, um "Problemkinder" auf den richtigen Weg zu bringen?
Nein. Ich glaube einfach, dass wir alle, der ganze Verein, daran arbeiten, den Spielern jenes Umfeld zu bieten, in dem sie sich entwickeln können. Daran sind sehr viele Personen beteiligt.

Wo sehen Sie Arnautovic in drei Jahren?
Das kann weder ich, noch irgend jemand anderer sagen. Das ist auch für mich nicht interessant. Drei Jahre sind im Fußball zu weit weg.

Martin Harnik hat vor rund drei Jahren in Bremen den Sprung zu den Profis geschafft. Der Durchbruch ist ihm aber erst in Stuttgart gelungen. Überrascht Sie das?

Nein, wir haben ja seine Qualitäten über Jahre gesehen und mit ihm gearbeitet. Er hatte bei uns in Bremen einfach auch sehr starke Konkurrenz.

Hatte er in Bremen zu wenig Geduld?
Die Spieler sind meistens ungeduldiger als wir. Sie wollen immer so schnell wie möglich nach oben. Das geht aber nicht immer.

In den letzten zwei Jahren haben viele Österreicher den Sprung nach Deutschland geschafft. Haben Sie noch Österreicher im Auge?

Aufgrund der Affinität, die sich durch die Sprache und die Lebensgewohnheiten ergibt, haben wir die österreichische Liga ganz klar in unserem Scouting-Programm. Außerdem bin ich im Winter immer in den Bergen in Österreich und fühle mich dort sehr wohl.

Was sagt Ihnen der Name Zlatko Junuzovic?
Aaaach, war ja klar, dass das jetzt kommen muss. Er ist natürlich ein interessanter Spieler. Mehr sage ich dazu aber nicht.

Dann sagen Sie doch was zu Österreichs neuem Teamchef Marcel Koller.
Den Marcel schätze ich sehr, weil er ein akribisch arbeitender Kollege ist und eine sehr gute Art hat. Ich glaube, dass man da in Österreich eine sehr gute Wahl getroffen hat.

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