Warum Messi in der Krise steckt

Lionel Messi wird zurzeit heftig kritisiert.
Der Superstar von Barcelona fühlt sich auf und neben dem Platz nicht wohl.

Krise oder nicht Krise? Das ist die Frage, wenn man derzeit an den FC Barcelona und vor allem an Lionel Messi denkt. Der einst beste Klub der Welt ist auf dem besten Wege, eine Saison ohne Titel zu beenden. Und der einst weltbeste Fußballer wirkt auf dem Rasen wie ein Autist. 0:1 bei Atlético Madrid, 0:1 in Granada und 1:2 im Cupfinale. Drei Niederlagen in Folge hat der FC Barcelona zuletzt vor elf Jahren bezogen. Damals, im Jänner 2003, war Messi noch keine 16. Er spielte am 16. November 2003 erstmals in einem Test gegen Porto bei den Profis.

Wie schon beim Ausscheiden in der Champions League gegen Atlético war Messi auch bei der Niederlage im Cupfinale gegen Real Madrid ein Schatten seiner selbst. Messi machte in den letzten Jahren in schwierigen Partien oft den Unterschied aus. Derzeit ist er keine große Hilfe, wirkt oft lustlos.

"Was ist los mit Messi?", fragt Sport, eine Tageszeitung aus Barcelona. Und zitiert Barças ehemaligen Trainer Josep Guardiola: "Wenn Leo nicht gut spielt, dann liegen die Gründe in seinem Umfeld." Wichtig sei, dass er sich wohl fühle.

Doch Messi fühlt sich derzeit nicht richtig unterstützt. Weder auf dem Feld noch abseits davon.

Messi spürt auch medialen Gegenwind, die Kritik an seinen Leistungen wird immer vehementer. Aber auch sein familiäres Umfeld steht in der Kritik, Vater Jorge soll in ein Geldwäsche-Netzwerk verwickelt sein, das auch Drogengeschäfte und Waffenhandel betreibt.

Bei Barcelona meldete sich Javier Faus, 1. Vizepräsident und für wirtschaftliche Belange zuständig, zu Wort: "Warum sollen wir jemanden den Vertrag aufbessern, der sich seit Monaten nicht verbessert?" Messi antwortete barsch: "Herr Faus hat keine Ahnung von Fußball."

Konkurrent Neymar

Zudem hat Barcelona die Mannschaft nicht sportlich verstärkt, damit Messi noch besser zur Geltung kommt. Sie haben mit Neymar einen Spieler geholt, der Messi irgendwann die alleinige Führerschaft streitig machen wird. Und das um geschätzte 82 Millionen Euro, von denen 40 in die Taschen des Brasilianers geflossen sind.

Messi spürt auch körperlich das harte Programm langer Saisonen. Im Jänner ist er einen Monat wegen einer Muskelverletzung ausgefallen. Er hat sich in seiner Heimat Argentinien behandeln lassen. Was auch Würze für die Gerüchteküche bringt: Messi schone sich mittlerweile für die Weltmeisterschaft. Dieser Titel ist der einzig große Erfolg, der ihm in seiner Karriere noch fehlt. Und wohl der einzige Titel, den er in dieser Saison noch holen kann.

In Argentinien ist man zwar im WM-Fieber, von einer Messi-Krise will man nichts wissen. Im Gegenteil: Anstatt Messi zu kritisieren, wird Carlos Tévez befragt. Der Stürmer von Juventus Turin verschoss 2011 im Viertelfinale der Südamerika-Meisterschaft einen Elfer. Das kostete Teamchef Batista den Job, sein Nachfolger Alejandro Sabella berief Tévez nie mehr ein. Er und Messi würden nicht harmonieren, hieß es. Er sei Messi nur im Weg.

"Blödsinn", sagt nun der 29-Jährige. "Leo ist ein toller, gut erzogener Mensch. Und es wird seine WM werden. Ich jedenfalls wünsche ihm das von Herzen."

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