Das Stadtderby in Sevilla ist für Spaniens Fußball der Neustart nach der Corona-Pause, ein Wiederbeginn vor leeren Rängen. Die Fans sollen sich als virtuelle Stadionbesucher einblenden lassen können. Die norwegische Firma Vizrt wird die digitalen Fans auf die Bildschirme bringen. Der US-Videospieleentwickler EA Sports steuert Zuschauergeräusche bei. In der Liga müssen noch elf Spieltage ausgetragen werden, am 19. Juli soll Schluss sein.
Das Virus hat das Land hart getroffen, mehr als 27.000 Menschen sind gestorben, zudem gab es strenge Beschränkungen. Die Krise hat das Land polarisiert. Und damit auch die Profisportler – viele von ihnen zeigten Sympathien vor allem für Rechts.
Reina steht auf Vox
Tormann Pepe Reina ist etwa Anhänger von Vox – der Partei, die gegen Migranten hetzt und in der Rassismus-Debatte US-Präsident Trump näher steht als den Demonstranten auf den Straßen. Gehen Vox-Anhänger auf die Straße, dann mit einem nationalistisch exaltierten Auto- und Flaggenkorso, der am 23. Mai das Zentrum von Madrid lahmgelegt hat. „Wie nach dem WM-Titel“, freute sich ein Parteifunktionär.
Reina postete den Auflauf stolz auf Twitter mit dem Hashtag #gemeinsamsindwirstärker. Nach heftiger Kritik ruderte der 37-Jährige, der bei Aston Villa in der englischen Stadt Birmingham spielt, zurück. Er sei jetzt 15 Jahre Profi im Ausland und wollte nur Mitgefühl mit der Heimat und Patriotismus zeigen. Wie viele Rechtspopulisten rückte er sein Bild auf das eines einfachen Menschen zurecht. „Es tut mir leid, das ich kein Intellektueller bin und mit dem Herzen spreche.“
Soldado mit der Maske
Der 35-jährige Ex-Teamstürmer Roberto Soldado, derzeit in Granada, bezeichnete die Regierung als „Gebrechen“ und posierte mit einer Schutzmaske, mit der er eine umstrittene, in der Franco-Diktatur gar paramilitärische Polizeieinheit ehrte. „Es lebe die Guardia Civil“, schrieb er zum Bild. Bei Real Madrids Teamverteidiger Sergio Ramos weiß man nicht genau, wo er politisch steht. Jedenfalls hat sich der Mann aus dem Süden geweigert, an einer Videokonferenz von Gesundheitsminister und Sportministerin zum Wiederbeginn der Liga teilzunehmen.
Figo für Cayetanos
Der Portugiese Luís Figo, einst Star bei Barcelona und Real, lobte die Menschen im Madrider Nobelviertel Salamanca, die trotz Ausgangssperre mit Pfannen, Kochlöffeln und Spanien-Fahnen auf den Straßen protestierten. Als „Cayetanos“ verspotten die Linken die Demonstranten im Nobelviertel – eine Anspielung auf einen beliebten Vornamen in der spanischen Oberschicht. Ein Rapper wandelte den Slogan ACAB von „All Cops are Bastards“ auf „Alle Cayetanos sind Bastarde“ um.
Isco gegen Cayetanos
Den Beitrag fand Real Madrids Mittelfeldkicker Isco gut. Weil er ihm ein Like schenkte, wurde Reals Klubchef Pérez von einem Radiojournalisten aufgefordert, „diesen kleinen Typen mit Dschihadisten-Bart“ zu entlassen. Der tat das aber nicht. Der Spieler beließ es bei einer Klarstellung, dass er es mit keiner Ideologie halte, sondern in Corona-Zeiten nur an Einigkeit und Verantwortungsgefühl appellieren wollte.
Ganz rechter Golfer
Auch aus anderen Sportarten kam Unterstützung für Rechts, so etwa von Real-Madrid-Basketballstar Sergio Llull, Tennisspieler Feliciano López und Profigolfer Gonzalo Fernández-Castaño.
Der Vox-Wähler schoss mit Golfbällen auf Fotos – unter anderem vom sozialistischen Premierminister Pedro Sánchez. „Präzise wie ein Scharfschütze“, sagte der Golfer lachend und in Militärshorts steckend.
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