Brüchige Liebe: Verlieren Alaba und Co. bald Star-Trainer Ancelotti?

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Ancelotti wird von den Real-Stars geliebt, von den Fans wegen seiner Gelassenheit verehrt – doch könnte er Madrid in Richtung Brasilien verlassen.

Vor der Champions-League-Partie gegen Chelsea verstummen bei Real Madrid die Gerüchte nicht, dass sich Klub-Chef Florentino Pérez und Trainer Carlo Ancelotti auseinandergelebt haben. Zumal ja seit der WM ein anderes Gerücht nicht verstummen will – dass der Italiener Teamchef in Brasilien wird. Pérez soll dies mit Freude hören, weil Real Madrid noch eine Ablöse einstreichen könnte, denn der Vertrag des 63-jährigen Italieners läuft noch bis 2024.

„Am Ende meiner Zeit bei Real werde ich mich wahrscheinlich zur Ruhe setzen“, hatte Ancelotti vor einem Jahr gesagt. Jetzt klingt alles anders: „Brasilien will mich, und das ist etwas, was mich verzückt“, sagte er, „doch es gibt einen Vertrag, den ich erfüllen möchte.“ Er kenne den brasilianischen Verbandschef nicht, sagte Ancelotti neulich. Aber er würde ihn gerne treffen.

Die Nachfolge von Tite

Doch zuletzt hat der Tormann von Manchester City und des Nationalteams Ancelotti wieder ins Spiel gebracht. Der Brasilianer Ederson sagte im Rahmen einer Pressekonferenz: „Ich habe mit Casemiro, Vinícius und Militão gesprochen. Es gibt eine große Möglichkeit, dass er der neue Trainer Brasiliens wird.“ Der bisherige Amtsinhaber Adenor Leonardo Bacchi genannt Tite, war nach der WM in Katar gegangen. Das Experiment mit U-20-Coach Ramón Menezes ging Ende März nach nur 90 Minuten zu Ende – nach einer 1:2-Testspielniederlage in Marokko.

Bisher hielt man es im Land des fünfmaligen Weltmeisters für Blasphemie, einen ausländischen Trainer zu holen. „Ancelotti ist nicht nur der Favorit der Spieler, sondern auch der Fans“, urteilte der Chef des brasilianischen Verbandes CBF, Ednaldo Rodrigues, am Rande der Klub-WM im Februar, die Ancelotti mit Real gewann.

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Titelsammler Ancelotti

Der 63-jährige Ancelotti genießt bei den Mitspielern rund um David Alaba und Karim Benzema hohes Ansehen. Die Erfahrung gibt Ancelotti ein Maß an Gelassenheit, und die seine war immer schon legendär. Ob er das Gefühl habe, dass er es wieder allen gezeigt habe, wurde Ancelotti gefragt, nachdem Real im Cup den Erzrivalen Barcelona mit 4:0 zertrümmert hatte. Er antwortete: „Nach 1.272 Spielen als Trainer habe ich niemandem etwas zu beweisen.“ Über seinen Stürmerstar Benzema gerät er ins Schwärmen: „Mit seiner derzeitigen Fitness und seiner Qualität ist er ein Spieler, der den Unterschied ausmacht.“

Ancelotti ist der einzige Trainer, der in den fünf besten europäischen Ligen Meister wurde: In Italien holte er 2004 den Scudetto mit Milan, in England siegte er 2010 mit Chelsea, in Frankreich gewann er 2013 mit PSG den Titel, in Deutschland führte er 2017 den FC Bayern zur unvermeidlichen Bundesligakrone, in Spanien wurde er 2022 Meister mit Real. Er hat die Champions League schon vier Mal gewonnen – zwei Mal mit Milan, zwei Mal mit Real Madrid, zuletzt im Vorjahr beim Finale in Paris-St-Denis. Ein einziges Mal hat Carlo Ancelotti ein Champions-League-Finale verloren, 2005 mit Milan, nach einer 3:0-Halbzeitführung gegen den FC Liverpool. Das Drama damals fand am diesjährigen Finalort Istanbul statt – das wäre doch eine kitschige Revanche zum Abgang.

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