Von Barca zu Dinamo Zagreb: Warum Dani Olmo Kroatisch lernte

Von Barca zu Dinamo Zagreb: Warum Dani Olmo Kroatisch lernte
In der Akademie vom heutigen WAC-Gegner werden die Nachfolger von Luka Modrić für Europas Topligen geformt.
Von Uwe Mauch

Samstagvormittag auf einem Trainingsplatz neben dem Zagreber Maksimir-Stadion, wo der Wolfsberger AC zuletzt in der Europa League im Einsatz war: Die „Blauen“ sind traditionell Dinamo. Dass sie erst 16 sind und ihre heutigen Gegner schon 17, ist insofern zu erwähnen, als sie den Älteren auf dem Kunstrasen vom Start weg Paroli bieten.

70, 80 Prozent Ballbesitz, viel Pressing, viele Offensivszenen, alle elf, auch die Defensivspieler technisch versiert, auch die, die von der Bank kommen, mit breiter Brust: „Das ist die Dinamo-DNA“, erklärt Željko Kopić, der seit April die Akademie des Hauptstadtklubs leitet.

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Diese DNA besitzen auch jene Akademie-Eigengewächse, die heute im Rückspiel gegen den WAC (18.55 Uhr/live DAZN) im Stadion von Klagenfurt auflaufen werden. So wie der erst 18-jährige Verteidiger Joško Gvardiol, der auch im Hinspiel gegen den WAC zu sehen war. Er wurde bereits um 20 Millionen Euro von den Bullen in Leipzig gekauft.

Zagreber Weltrekord

Im Vergleich mit der Red Bull Akademie in Liefering und den anderen großen Ausbildungsklubs wie etwa dem FC Porto wirkt die Infrastruktur neben dem baufälligen Stadion dürftig: Es gibt weniger Budget, weniger Fußballplätze (fünf), weniger angestellte Betreuer (60), weniger Scouts (nur drei), es gibt von allem weniger.

Umso mehr beeindruckt die Effizienz. Kopić erzählt, während seine 16-Jährigen in Führung gehen: „Im kroatischen Team, das bei der WM 2018 bis ins Finale kam, zählten wir 14 Spieler, die bei Dinamo Zagreb gespielt haben, davon zehn aus unserer Akademie. Das ist meines Wissens Weltrekord.“

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Fehlende Sponsorengelder versucht man hier, mit Leidenschaft wegzumachen. Der Akademieleiter erzählt, dass etliche Trainer ehrenamtlich mithelfen. „Weil sie ein Herz für Dinamo haben, weil sie aber auch hoffen, einmal einen Vertrag zu bekommen.“ Wer Nachwuchstrainer beim Primus im Lebenslauf stehen hat, wird in Kroatien höher bewertet als die meisten Zweitligatrainer.

"Die Lebensader von Dinamo"

In den zwölf Akademiemannschaften (von der U8 bis zur U19 für jeden Jahrgang eine) werden aktuell 238 junge Spieler mit der Dinamo-DNA herangeführt. Zusätzlich gibt es noch 250 nicht ganz so talentierte Fußballer, deren Eltern für die Ausbildung in der „offenen Schule“ einen monatlichen Beitrag bezahlen.

„Die Akademie ist die Lebensader von Dinamo“, betont Željko Kopić und belegt dies mit einer weiteren Zahl: „Neunzig Prozent des Vereinsbudgets lukrieren wir aus Spielerverkäufen.“

Luka Modrić, Mateo Kovačić, Andrej Kramarić, Mario Mandžukić, Dejan Lovren – sie alle wurden in Zagreb auf eine europäische Karriere hingetrimmt. Wer an ihnen mitverdient hat, steht auf einem anderen Blatt bzw. muss sich vor kroatischen Gerichten verantworten.

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Ein Korb für Barca

Dinamo gilt dessen ungeachtet als gute Adresse für Millionentransfers, wie das Beispiel Dani Olmo zeigt: Der aktuelle Klubkollege von Marcel Sabitzer bei RB Leipzig verließ mit 15 seine Heimat und die Akademie des FC Barcelona, wo er Kapitän seines Jahrgangs war, um in der Fremde seine Chance zu suchen und eine neue Sprache zu erlernen.

Nach einem Jahr in Zagreb winkten sie ihm aus den Topligen mit mehr Geld, doch Olmo blieb auf Anraten seines Vaters und seines Managers ein „Blauer“, auch deshalb, weil er hier schnell Einsätze in der ersten Mannschaft bekam. Die wusste er zu nützen, im Herbst 2019 auch in der Champions League.

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Heute ist der offensive Mittelfeld-Mann spanischer Teamspieler und eine gute Aktie in der deutschen Bundesliga. Sein Beispiel scheint Schule zu machen: Neu in Zagreb ist aktuell ein Jugendspieler von AS Roma.

Am Ende gehen die dynamischen Kadetten wieder einmal mit einem Sieg vom Platz. Genau hier liegt aber auch das zentrale Problem des Zagreber Ausbildungsvereins: In der Liga wenig geforderter Serienmeister, in der Champions League öfters zu Gast, aber eben nur zu Gast. Spätestens im Dezember kommt nach dem einen oder anderen internationalen Achtungserfolg das Aus.

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