Überraschungsklub OSC Lille will den Erfolgsweg verlassen

Renato Sanches fiel bei den Bayern durch und glänzt nun in Lille
Lille kann Milliardärsklub Paris SG entthronen, der Architekt des Erfolgs ist schon weg. Die Nordfranzosen liegen drei Punkte vor PSG

Seit 2013 wurde Paris St-Germain sieben Mal Meister, nur 2017 hatte Monaco die Nase vorn. Und auch heuer könnte der Hauptstadtklub wieder scheitern: Lille hat am Freitag mit einem 3:0 gegen Lens vorgelegt und könnte mit Siegen gegen St-Étienne und Angers am 23. Mai aus eigener Kraft den Titel feiern.

PSG kam am Sonntagabend in Rennes nicht über ein 1:1 hinaus und liegt nun drei Punkte hinter den Nordfranzosen auf Platz zwei. Das Restprogramm: Heimspiel gegen Reims und Auswärtsspiel in Brest.

Überraschungsklub OSC Lille will den Erfolgsweg verlassen

Au weh: Neymar holte mit PSG in Rennes nur einen Punkt

Den Grundstein für den Erfolg von OSC Lille legte ein Mann, der nicht mehr im Klub ist. Den „meistunterschätzten Sportdirektor der Welt“ nannte das Fußball-Analyse-Portal Breaking The Lines Luis Campos. Der 56-jährige Portugiese, ein Vertrauter und ehemaliger Scout von José Mourinho, hat während seiner Zeit bei Monaco (2013 bis 2016) unter anderem James Rodriguez, Falcao, Fabinho, Anthony Martial und Bernardo Silva geholt.

Ab 2017 setzte er mit Trainer Christophe Galtier sein Erfolgsrezept in Lille fort: junge Spieler einkaufen und mit hohem Gewinn an Topklubs verkaufen. So lief das etwa mit Nicolas Pépé, der für zehn Millionen aus Angers kam und für die achtfache Summe zu Arsenal ging. Victor Osimhen wechselte im Sommer für 70 Millionen Euro nach Neapel. Letzten Sommer gab es Angebote von 70 Millionen Euro für Renato Sanches, der bei den Bayern nicht glücklich wurde und 2019 kam. Trotz aller Abgänge mischt der Klub vorne mit, weil klug investiert wurden, so etwa in Jonathan David (Gent) und Innenverteidiger Sven Botman (Ajax).

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Der Architekt von Lilles Erfolg: Luis Campos

Ältere Glücksgriffe

Aber auch zwei Spieler im Spätherbst ihrer Karriere waren Glücksgriffe. José Fonte stand im EM-Finale 2016 über 120 Minuten auf dem Platz, 2018 nach dem Wechsel nach China schien seine Zeit vorbei. Campos holte den Franzosen nach Lille. Dort ist er mit 37 Jahren Kapitän, mit 22 Toren in 26 Spielen hat der Klub die wenigsten Gegentreffer kassiert. Burak Yilmaz kam im Sommer mit 35 Jahren. Der Türke ist mit 15 Toren in 26 Spielen einer der effektivsten Torjäger der Liga.

Monaco holte mit der von Campos zusammengestellten Mannschaft den Titel. Das könnte auch in Lille passieren, denn der Portugiese ist seit Dezember nicht mehr beim Klub. Eigentümer Gérard Lopez verkaufte den Verein an den Investmentkickerfonds Merlyn Partners. Der neue Präsident Olivier Letang will weg vom Campos-Weg und mehr auf den eigenen Nachwuchs setzen. Nur der dritte Tormann kommt aktuell aus dem eigenen Nachwuchs. Das soll sich ändern, wurden Franck Ribéry und Eden Hazard in Lille geformt.

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