Österreichs Fußball-Jungstars auf der Weltbühne und in der 2. Liga
Johannes Moser wird von Top-Klubs beobachtet
Bis vor wenigen Wochen nur Fußball-Insidern ein Begriff, ist Johannes Moser in Österreich plötzlich in aller Munde. Der 17-jährige Offensivspieler von Zweitligist FC Liefering ist das Gesicht des grandiosen Erfolgs der ÖFB-U17 bei der WM in Katar. Seine acht Tore ebneten den Weg ins erste Endspiel eines österreichischen Teams auf Weltmeisterschaftsebene. Natürlich steht sein Name bereits in den Notizbüchern der vielen anwesenden Scouts von großen internationalen Klubs in Doha. Vielerorts wird nun gefordert, dass Österreichs Nachwuchstalente auch in der nationalen Bundesliga ihre Chancen erhalten.
Von der Startelf beim 2:0-Halbfinalsieg über Italien in Doha am Montag hat sich noch kein Akteur im Oberhaus bewähren dürfen. Mittelfeldspieler Luca Weinhandl stand immerhin heuer zweimal in der Europa League und zweimal in der Bundesliga im Matchkader von Sturm Graz – als erst 16-Jähriger mit Jahrgang 2009 ein beachtlicher Erfolg. Noch näher an seinem Bundesliga-Debüt scheint Innenverteidiger Ifeanyi Ndukwe zu sein, der im Halbfinale gesperrt fehlte, im Sommer bei der Wiener Austria zu den Profis aufstieg und neunmal in Pflichtspielen im Kader stand.
Für beide gilt, dass sie bei den zweiten Teams in der 2. Liga Spielpraxis sammeln durften. Weinhandl gelangen dort heuer und in der vergangenen Saison in 18 Einsätzen zwei Tore und zwei Assists. Lieferings Moser brachte es in neun Saisonpartien auf ein Tor und eine Vorlage. Auch er hatte in der zweithöchsten Spielklasse bereits 2024/25 debütiert – so wie sein erst 16-jähriger Salzburg-Kollege Dominik Dobis, den ein im Turnierverlauf erlittener Kreuzbandriss zurückwirft, und Innenverteidiger Jakob Pokorny, der heuer für Liefering dreimal spielte. Offensivspieler Hasan Deshishku war sechsmal für die Young Violets im Einsatz.
"Ein Vorteil ist, dass einige in der 2. Liga spielen, das ist eine physische Liga, eine erwachsene Liga, das hilft uns auf der internationalen Ebene", erläuterte der seit Sommer 2021 in Salzburg tätige Moser. Die Physis war bisher ein entscheidender Faktor. Abgesehen von einem Treffer gegen Mali gelangen alle in der 2. Hälfte. "Entscheidend war wieder, dass wir nach der Pause einen drauflegen konnten. Wir können uns auf unsere Stärke verlassen, unsere Fitness", meinte Teamchef Hermann Stadler. "Wir machen die Tore, wenn die anderen nicht mehr können", lobte auch ÖFB-Sportdirektor Peter Schöttel.
Sieben Siege und 17:1-Tore sprechen für sich. Italien wurde wie in zwei Oktober-Tests in Wien (2:1, 1:0) bezwungen. "Ich glaube noch immer, ich bin im falschen Film", sagte Stadler. Das Geleistete sei "unbeschreiblich, grandios, fantastisch." Ein Eintrag in die Geschichtsbücher ist Moser und Co. angesichts der ersten WM-Finalteilnahme eines ÖFB-Teams sicher. Damit sei laut Deshishku bereits ein Kindheitstraum in Erfüllung gegangen. "Wir wollen aber auch den achten Sieg holen", ergänzte der vierfache WM-Torschütze. Und Pokorny fügte hinzu: "Wir wollen unsere Geschichte im Finale weiterschreiben."
"Von diesen Jungs kann ich noch lernen"
Der Erfolgshunger ist auch für Stadler ein Grund für die sensationelle WM-Reise. "Sie wollen immer mehr, sind mit dem Erreichten nicht zufrieden", betonte der 64-Jährige. In seinen 20 Jahren beim ÖFB habe er das bei keiner Nachwuchsmannschaft so erlebt. "Ich habe schon viele gute Spieler gesehen, aber wie diese Mannschaft zusammenhält, dass sie immer mehr wollen, da kann ich von den Jungs was lernen."
Viele davon warten noch auf Einsätze auf Erwachsenenniveau, wie Rafael Feldinger, Florian Hofmann, Jakob Werner, Nikolas Jozepovic (alle Salzburg U18), Vasilije Markovic (Austria U18) oder U19-Mainz-Goalie-Legionär Daniel Posch. Innenverteidiger Sergej Savic sammelt mit der 2. Mannschaft von Admira Wacker in der Landesliga Erfahrungen. "Man darf nicht vergessen, wo die Jungs herkommen, von den Akademien. Das ist ein Zeichen, dass wir in Österreich gut ausbilden, ob in den Akademien oder in der 2. Liga", bekräftigte Stadler.
17-jährige Belgier in den Top-Ligen
Bei den anderen Nationen ist das etwas anders. Bei den Belgiern, die im Sechzehntelfinale gegen Portugal ausgeschieden sind, steht Jorthy Mokio bereits mit beiden Beinen im Profifußball. Der 17-jährige defensive Mittelfeldspieler kam heuer für Gent in der Champions League gegen Marseille, Chelsea und Galatasaray (gesamt 212 Minuten) zum Einsatz. In der Eredivisie stand er heuer dreimal in der Startelf und wurde fünfmal eingewechselt.
Sein belgischer Teamkollege Nathan De Cat spielte bei RSC Anderlecht gar 15 Partien im Herbst, und zwar fast alle über die volle Zeit. Ein Argument, dass ausgerechnet die österreichische Bundesliga für einen 17-Jährigen, der im WM-Finale steht, zu gut sein soll, klingt nach einem Blick über die Grenzen der Bundesliga geradezu absurd. Für die Klubs der Belgier zahlt sich die Arbeit mit den Youngsters auch aus. Die beiden werden bereits mit acht beziehungsweise sieben Millionen Euro Marktwert gelistet.
Gegen Portugal um den Titel
Ihm selbst gebührt auch ein großes Lob, hat er doch das Team erst zu so einer Einheit geformt. "Hermann ist einer, der immer mithilft, 100-prozentig engagiert ist, der sich nie in die erste Reihe oder vor die Kamera gedrängt hat. Deshalb freut mich der Erfolg für ihn umso mehr", sagte Schöttel. Der könnte mit dem Titelgewinn am Donnerstag (17.00 Uhr/live ORF 1 und Sky) im Finale gegen Portugal noch an Stellenwert gewinnen.
Dann wäre dem Team auch eine neuerliche Grußbotschaft von Bundespräsident Alexander van der Bellen sicher, der der U17 am Montag via Facebook zu einer "überragenden Leistung und einem echten historischen Erfolg" gratulierte. Für Moser könnte es als Draufgabe auch noch die Torjägerkrone geben, ein Kunststück, das auch späteren Größen wie Cesc Fàbregas (2003) und Victor Osimhen (2015) gelungen ist.
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