Sensation verpasst: Österreich ist Vizeweltmeister
Schade. Das rot-weiß-rote Wüstenmärchen hat kein Happy End. Österreich musste sich im Finale der U17-WM in Katar den Portugiesen 0:1 geschlagen geben. Die Enttäuschung war dem jungen Österreichern ins Gesicht geschrieben. Dabei müssen sie ganz und gar nicht traurig sein. Teamchef Hermann Stadler und seine Jungs haben Geschichte geschrieben, noch nie zuvor hat es eine österreichische Auswahl in ein WM-Endspiel geschafft.
Weltmeister der Herzen
Das wird den Österreichern aber wohl erst in ein paar Tagen bewusst werden. Mit einem furiosen Finish hatte sich Österreich im Finale beinahe noch ins Elfmeterschießen gerettet, die Stange stand jedoch im Weg. Österreich ist Vizeweltmeister – die Herzen der Fans haben die Teenager in den letzten Wochen aber dennoch im Sturm erobert.
Mut kann man sich nicht kaufen, Mut hat man. Und Österreichs U17-Kicker haben sich den im letzten Monat erarbeitet. Nach sieben Siegen mit 17:1 Toren war das Selbstvertrauen groß, mit dem man ins Finale ging.
Wenige Offensiv-Aktionen in Hälfte eins
Das sah man gleich bei der ersten Aktion. Jozepovic hatte die Ehre, das erste WM-Endspiel mit rot-weiß-roter Beteiligung anzukicken. Und schoss gleich direkt aufs Tor. Der Ball verfehlte das Ziel zwar deutlich, doch das störte die Österreicher nur wenig. Sie hatten die Portugiesen gleich dort, wo sie sie haben wollten – tief in ihrer Hälfte.
Der angestrebte Ballgewinn folgte prompt, Deshishku kam auch zum Abschluss, stand jedoch im Abseits (1.). Zum Leidwesen der rot-weiß-roten Fans war das aber nur eine von wenigen Offensiv-Aktionen des ÖFB-Teams vor der Pause. Europameister Portugal übernahm das Kommando, der Druck wurde von Minute zu Minute größer. Das Innenverteidiger-Duo Pokorny/Ndukwe hatte gut zu tun, nach gut einer halben Stunde war es jedoch soweit.
Anisio erzielte mit seinem siebenten Turniertreffer die verdiente Führung für die Portugiesen (32). Die Zehenspitze von Ndukwe hatte wohl das Abseits aufgehoben, ÖFB-Keeper Posch musste das erste Mal bei der WM hinter sich greifen.
Steigerung in Hälfte zwei
Die beste Chance der Österreicher hatte Deshishku vergeben (14.), auch der Nachschuss von Moser wurde geblockt. 0:1 zur Pause, Österreich war zum ersten Mal im Turnierverlauf in Rückstand, noch war aber nichts verloren. 16 der 17 WM-Tore hatte Österreich auf dem Weg ins Finale nach dem Seitenwechsel erzielt. Und auch im wichtigsten Spiel sollte in Halbzeit zwei eine Steigerung folgen.
Deshishku zirkelte einen Freistoß aufs kurze Eck, der portugiesische Goalie war jedoch auf dem Posten (48.). Auch Jozepovic scheiterte (55.). Aber Österreich war jetzt drinnen in der Partie, die Hoffnung lebte. Wo war eigentlich Johannes Moser. Der Offensiv-Star der Österreicher, der als Führender in der Torschützenliste ins Endspiel gegangen war, ließ zwar hin und wieder sein Können aufblitzen, wurde von den Portugiesen meist gut aus dem Spiel genommen. Die Zeit begann den Österreichern davonzulaufen.
Weltmeisterschaften
- 2007: U20-WM in Kanada (24 Teilnehmer - 4. Platz)
- 2015: U20-WM in Neuseeland (24 Teilnehmer - im Achtelfinale ausgeschieden)
- 2025: U17-WM in Katar (48 Teilnehmer - 2. Platz)
Europameisterschaften
- 1994: U16-EM in Irland (16 Teilnehmer - 4. Platz)
- 1997: U16-EM in Deutschland (16 Teilnehmer - 2. Platz)
- 2003: U19-EM in Liechtenstein (8 Teilnehmer - 3. Platz)
- 2003: U17-EM in Portugal (8 Teilnehmer - 3. Platz)
- 2006: U19-EM in Polen (8 Teilnehmer - 3. Platz)
- 2014: U19-EM in Ungarn (8 Teilnehmer - 3. Platz)
- 2022: U19-EM in der Slowakei (16 Teilnehmer - 6. Platz)
Dann eine weite Flanke in den Strafraum, wo der aufgerückte Innenverteidiger Ndukwe zum Kopfball kam – und beinahe zum Ausgleich traf. Der Keeper konnte den Ball gerade noch über die Latte drehen (82.).
Zentimeter trennten Österreich vom Ausgleich
Teamchef Stadler ging all in, stellte auf Dreierkette um und brachte vorne Frauscher. Und der hätte beinahe mit seiner ersten Ballberührung für den Ausgleich gesorgt. Sein Schuss ging jedoch an die Innenstange (85.). Der Startschuss einer rot-weiß-roten Schlussoffensive? Ja. Doch zum Ausgleich sollte es nicht mehr reichen.
Kleiner Trost: Die Österreicher, die am Samstag in die Heimat zurückkehren, stellen den Torschützenkönig des Turniers. Johannes Moser hat acht Treffer erzielt.
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