Türkei: Klubchef prügelt Schiedsrichter, die Liga wird gestoppt
Die Meisterschaft in der Türkei wird von einem Skandal überschattet. Nach dem Ende des 1:1 zwischen Ankaragücü und Rizespor am Montagabend spielten sich wüste Szenen ab. Schiedsrichter Halil Umut Meler wurde von mehreren Personen attackiert. Zu den Übeltätern gehörte auch Faruk Koca, der Präsident von Ankaragücü. Die Verantwortlichen des nationalen Fußballverbandes reagierten auf den Zwischenfall mit der Verschiebung aller Meisterschaftsspiele „auf unbestimmte Zeit“.
Bilder, die in den sozialen Netzwerken kursieren, zeigen, wie Koca auf den international renommierten Schiedsrichter, der im September die Partie Benfica vs. Salzburg in der Champions League geleitet hat, losgeht und ihm mit der Faust ins Gesicht schlägt.
Meler sank zu Boden und hielt sich die Hände vors Gesicht, während weitere Beteiligte, unter ihnen auch Spieler, auf ihn eintraten. Die Menschentraube löste sich erst auf, als Sicherheitskräfte einschritten. Meler wurde in die Kabine eskortiert. Unter seinem linken Auge hatte sich eine starke Schwellung gebildet.
Der Grund für Kocas Ausraster war vorerst unklar. Womöglich lag es am späten Ausgleich von Rizespor. Die Gäste hatten in der 97. Minute zum 1:1 getroffen. Laut der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu wurden Koca und zwei weitere Verdächtige festgenommen.
Koca führte vor einem Gericht „falsche Entscheidungen“ und „provokatives Verhalten“ des Unparteiischen an. Er habe Meler beschimpfen und ins Gesicht spucken wollen. „Ich habe ihn dann im Gesicht getroffen. Der Schlag hätte keine Brüche verursacht. Der Schiedsrichter hat sich auf den Boden geworfen“, sagte Koca demnach. Er selbst habe sich dann vom Geschehen entfernt, da er Herzprobleme habe.
Meler wurde am Dienstag auf Bildern des Justizministeriums im Krankenbett gezeigt. Er werde keinen bleibenden Schäden davontragen, hieß es. Der türkische Verband erklärte, dass auch die ständige Kritik an Schiedsrichtern zu diesem Gewaltausbruch geführt habe: „Jeder, der Schiedsrichter ins Visier genommen und Verbrechen gegen Schiedsrichter gefördert hat, ist an diesem abscheulichen Verbrechen beteiligt.“
Mehrere prominente Stimmen meldeten sich nach dem Vorfall zu Wort, unter ihnen auch der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan. „Sport bedeutet Frieden und Brüderlichkeit. Sport ist unvereinbar mit Gewalt. Wir werden niemals zulassen, dass Gewalt im türkischen Sport Einzug hält“, schrieb Erdogan bei X (vormals Twitter).
FIFA-Präsident Gianni Infantino hat sich mittlerweile zu Wort gemeldet und den gewaltsamen Angriff verurteilt. „Im Fußball ist absolut kein Platz für Gewalt, weder auf noch neben dem Spielfeld. Die Ereignisse nach dem Spiel der türkischen Süper Lig zwischen MKE Ankaragücü und Çaykur Rizespor sind völlig inakzeptabel und haben in unserem Sport und in unserer Gesellschaft keinen Platz“, schrieb Infantino auf Instagram.
„Ohne Spieloffizielle gibt es keinen Fußball. Schiedsrichter, Spieler, Fans und Mitarbeiter müssen sicher sein, um Freude am Spiel zu haben, und ich fordere die zuständigen Behörden auf, dafür zu sorgen, dass dies auf allen Ebenen strikt umgesetzt und respektiert wird“, so Infantino weiter.
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