Trainerausbildung: Der steinige Weg zum höchsten Diplom

Dominik Thalhammer
Die UEFA-Pro-Lizenz ist heiß begehrt, die Aufnahme durch den ÖFB schwierig. Der KURIER klärt auf

Viele wollen, aber nur sehr wenige dürfen. Das in der Vorwoche vollzogene Aufnahmeverfahren für den Kurs zur UEFA-Pro-Lizenz, der höchsten Trainerausbildung, die zum Coachen in der Bundesliga berechtigt, versetzt alle zwei Jahre etliche Trainerkandidaten in Wallung. Das geht so weit, dass manch nicht berücksichtigter Bewerber die Geschäftsstelle des ÖFB stürmt, um dort mit hochrot angelaufenem Haupt den Sportdirektor zur Rede zu stellen, oder seinen Unmut über die Medien kundtut.

So werden Meinungen verbreitet und gebildet, die auf gefährlichem Halbwissen beruhen. Dabei ließe sich das durch ein paar Mausklicks verhindern. Denn der Weg zur höchsten Trainerausbildung ist auf der Homepage des ÖFB transparent beschrieben. Ein Blick in die „Trainerordnung“ verrät, worauf es ankommt und wie sehr dabei eine Gruppe an Bewerbern bevorteilt wird: ehemalige Profifußballer.

Bei den Kriterien zur Aufnahme in den UEFA-Pro-Lizenz-Kurs wurde ein Punktesystem entwickelt, bei dem etwa für eine Karriere mit 40 oder mehr Länderspiel-Einsätzen 20 Punkte vergeben werden. Im Vergleich dazu gibt es für ein abgeschlossenes Studium der Sportwissenschaften nur zwei Punkte.

Enttäuschter Flögel

Rund 50 Bewerber hat es in diesem Jahr gegeben. Nicht in den Kurs geschafft hat es unter anderem Thomas Flögel, Trainer der St. Pölten Juniors. Seine Enttäuschung ist spürbar. Gegenüber Sky sagte der 46-Jährige: „Ich will mich weiterentwickeln, einen höheren Job annehmen und strebe das mit aller Vehemenz an. Jetzt sagt der ÖFB, dass ich das nicht darf.“

Wie sich im Gespräch mit dem KURIER (siehe unten) herausstellte, hat sich Flögel nicht ausreichend über die Kriterien informiert und wertvolle Punkte auf dem Weg zur Bewerbung liegen gelassen. So konnte der ehemalige Teamspieler seinen Vorteil, den er mit 37 Länderspielen gegenüber Amateurfußballern hat, nicht nutzen.

Trainerausbildung: Der steinige Weg zum höchsten Diplom

Veränderungen

Ob er diesen beim nächsten Versuch in zwei Jahren noch haben wird? Der ÖFB wird unter dem neuen Sportdirektor Peter Schöttel und unter Dominik Thalhammer, dem Leiter der Trainerausbildung, die Aufnahmekriterien verändern.

Die neuen Bestimmungen werden mit dem 2020 beginnenden Lehrgang in Kraft treten. „Die Gewichtung der Teilbereiche soll angepasst werden, um auch talentierten Bewerbern ohne langjährige Profi-Spielerkarriere den Zugang zur Ausbildung zu erleichtern. Gleichzeitig soll es zu keiner Benachteiligung von Ex-Profis kommen“, heißt es seitens des ÖFB auf KURIER-Nachfrage. „Uns geht es darum, die besten Trainer nach oben zu bringen und nicht die besten Kicker unter den Trainern“, sagte Peter Schöttel im März gegenüber dem Portal 90minuten.at.

Sozialkompetenzen

Bleiben wird die „Potenzialanalyse“ beim renommierten Sportpsychologen Univ.-Prof. Dr. Günter Amesberger, der in simulierten Konfliktgesprächen die Sozial- und Personalkompetenzen der Bewerber überprüft und bewertet.

Für den im Juli startenden zweijährigen Lehrgang gibt es 16 Teilnehmer, weil sich ÖFB und Bundesliga vorbehalten haben, zu den zehn punktbesten Bewerbern jeweils drei zusätzlich zu nominieren. Wer es über welchen Weg in den Kurs geschafft hat, bleibt ein Geheimnis.

Thomas Flögel: "Ich habe kein Punktesystem gesehen"

KURIER: Sind Sie enttäuscht, nicht im Kurs für die UEFA-Pro-Lizenz zu sein?
Thomas Flögel:
Ja, weil ich damit gerechnet hab’, weil ich seit sieben Jahren alles eingehalten habe, was mir der ÖFB gesagt hat, was ich zu tun habe. Das ist enttäuschend und wegweisend, wieder zwei Jahre zu warten. Dann werden, wie man hört, die Kriterien geändert. Das klingt für mich ein bissl so, als ob man mich hinters Licht führen will.

Was hat der ÖFB vorgeschrieben?
Ich hatte damals ein Gespräch mit Willi Ruttensteiner. Er hat gesagt, ich muss ein Jahr Cheftrainer in der Regionalliga oder zwei Jahre Co-Trainer in der Bundesliga sein.

 

Trainerausbildung: Der steinige Weg zum höchsten Diplom

Thomas Flögel

Das ist aber nur ein Teil der Kriterien. Sie kennen  das Punktesystem, oder?
Ich habe kein Punktesystem gesehen. Mir jetzt zu sagen, ich habe zu wenige Punkte, ist  nicht nachvollziehbar.

Darf ich fragen, wie Sie bei der UEFA-A-Lizenz abgeschnitten haben?
Da gibt es Sehr gut, Gut und Bestanden. Ich habe ein Gut.

Dafür gibt es 15 Punkte, Sie hätten auch 20 erreichen können.
Da wissen Sie mehr.

Für die Elite-Junioren-Lizenz gibt es vier Zusatzpunkte. Haben Sie die?
Nein, hätte man mir gesagt, ich soll die machen, hätte ich sie gemacht.  

Hätten Sie nicht mit ein wenig Eigeninitiative erkennen können, dass es dafür Zusatzpunkte gibt?
Ja, aber warum soll ich die machen, wenn ich in keiner Akademie arbeiten möchte? Warum?

Sie trainieren eine Amateurmannschaft eines Bundesligaklubs, die sich immerhin  „Juniors“ nennt.
Ja,  aber die spielen ja  Regionalliga. Ob die Juniors heißen oder nicht, ist ja g’hupft wie g’hatscht.

UEFA-Pro-Diplom-Kurs

Die 16 Teilnehmer 2018

Thomas Darazs (vereinslos), Ferdinand Feldhofer ( SV Lafnitz), Gerhard Fellner (Wr. Neustadt, Co-Trainer), Werner Grabherr (Altach, Video-Analyst), Thomas Grumser (Innsbruck Amateure), Markus Hackl (U-17-Frauen-Teamchef), Christian Ilzer (TSV Hartberg), Christoph Jank (vereinslos), Helmut Lamatsch (Waidhofen/Thaya), Gernot Plassnegger (Austria Lustenau), Franz Ponweiser (Leiter AKA Burgenland), Stefan Rapp (Kapfenberg), Wolfgang Robatsch (Sportdirektor KFV), Gerald Scheiblehner (Vorwärts Steyr), Bernhard Seonbuchner (GER/Leiter AKA Salzburg), Gerhard Struber (FC Liefering).

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