Der treue Toni P. und das Gipfeltreffen der sozial engagierten Klubs

Langzeittrainer Toni Polster
Auch wenn er sich via Gericht vergeblich um eine Berücksichtigung seiner bei Testspielen gegen Marokko und Tunesien erzielten drei Tore in der ewigen ÖFB-Schützenliste bemühte und ihm Marko Arnautovic (39 Länderspieltreffer) näher rückt – Toni Polster, 61, ist mit 44 Bummerln noch immer der erfolgreichste Teamtorjäger.
Vermutlich wird er – obwohl es ab der Bundesliga abwärts diesbezüglich kaum seriöse Statistiken gibt – bald auch der vereinstreueste Trainer sein.

Seit bald 14 Jahren coacht Polster – mit kurzer Unterbrechung durch ein Admira-Gastspiel – die Wiener Viktoria. Einen Klub, der nie in die Bundesliga aufsteigen wird. Um deren Auflagen zu erfüllen, müsste Viktoria auswandern.
Ihr Sportplatz ist viel zu klein.
Duell am Kunstrasen
Samstag drängten knapp 1000 Leut’ rund ums Meidlinger Kunstrasenfeld. Zumal der Wiener Sport-Club in der Oswaldgasse gastierte. Und der ist wie Viktoria nicht irgendein Verein. Abgesehen davon, dass der Sport-Club als dreifacher Ex-Staatsmeister über ungleich mehr Tradition verfügt, ähneln einander Hernalser und Meidlinger ideologisch.
Während Sport-Clubs tolerante, fremdenfreundliche Fans von der Friedhofstribüne nie Hassparolen gegen Gegner anstimmen, sind’s bei Viktoria soziale Engagements, die Tonis Freunde sympathisch machen. Deren Obmann Roman Zeisel, erzählt Polster, habe vor 20 Jahren den Job übernommen mit dem Motto, „dass niemand in Meidling mehr frieren soll.“
Alle Winter wieder wird in Viktorias Kabinen Platz gemacht für Menschen, die sonst auf der Straße schlafen. Einer von ihnen blieb für immer. Der Mann ist , wie er in der Sky-Doku „Heimspiel“ vor der TV-Kamera zugab, dank Viktoria vom perspektivlosen Obdachlosen zum glücklichen Zeug- und Platzwart geworden.
Präsidentensorgen
„Der Gerry is a wunderbarer Kerl“, sagt Polster „Und bei uns inzwischen sowas wie das Mädchen für alles. Er schläft auch am Platz.“ Beim Sport-Club-Match half er in und vor der Kantine aus, wo bei anfänglich 26 Krügel im Schatten Hochbetrieb herrschte. Und immer für einen guten Zweck gesammelt wird.
Hinteregger hat andere Aufgaben
Zumal das Auftreiben von Sponsoren zusehends schwerer wird. Obwohl sich Kult-Musiker Christoph Seiler für Viktoria engagiert.
Die Hoffnung, wonach Martin Hinteregger, 32, mit seiner Bestellung zu Viktorias Klubpräsidenten Geldgeber anlocken würde, blieb unerfüllt. Wobei der 67-malige Ex-Nationalspieler seit er sich zum Profi-Comeback entschloss, andere Sorgen hat, steckt er doch mit Klagenfurt im Abstiegskampf.

Martin Hinteregger
Ein solcher droht in der Regionalliga Ost auch Viktoria, obwohl man nach dem gestrigen 0:1 gegen WSC auf Rang 11 liegt. Aber der ist trügerisch. Denn: Selbst ein Monat vor Ligaschluss wird gerätselt über die Zahl der Absteiger.
Polster: „Noch immer kann niemand sagen, ob vielleicht sogar fünf Klubs in den Keller müssen. Sowas gibt’s sonst in keiner Liga der Welt .“
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