Team-Kapitän Fuchs: „Das war ein Lernprozess“
In Spanien hat Marcel Koller die Arbeit an seinem zweiten Abschnitt als Teamchef begonnen. Bei tollem Wetter war die Stimmung entspannt bis heiter. Das Teamcamp in der Nähe von Alicante war für Christian Fuchs nichts Neues, er kannte es von seinem ersten Trainingslager als deutscher Bundesligaspieler. Er liebte in der Hotel-Cafeteria den Café Cortado. „Den hat der Portugiese Daniel Fernandes damals immer bestellt. Der ist noch so super wie damals.“ Damals, das war im Jahr 2009, als er unter Trainer Marcel Koller mit dem damaligen Erstligisten Bochum in Spanien war.
KURIER: Wie ist Ihre Beziehung zum Teamchef?
Christian Fuchs: Er hat mich damals in die Deutsche Bundesliga geholt, wir hatten danach immer wieder Kontakt, und vor zwei Jahren haben sich unsere Wege wieder gekreuzt.
Das war ja nicht nur ich. Die Verantwortlichen im ÖFB und wir Spieler haben uns für ihn ausgesprochen. Da ist der Wunsch nach Kontinuität. Die Mannschaft spürt, dass es Hand und Fuß hat, was er macht.
Und dennoch hat man das Ticket zur WM-Endrunde in Brasilien verpasst. Man hat es nicht einmal in die Play-offs geschafft.
Da haben fünf Minuten gefehlt, das war bitter. Aber diese Qualifikation war ein Schritt in die richtige Richtung, da ist einiges nach vorne gegangen.
Was hat nicht gepasst?
Ein Beispiel: Wir haben manchmal den Ball weit vorne, weit weg von unserem Tor, verloren, aber Gegentreffer aus diesen Situationen bekommen.
Das scheint jetzt sehr speziell, also nur eine Kleinigkeit zu sein.
Es ergibt sich ein größeres Bild, wenn man einige Kleinigkeiten anschaut und auch verbessert.
Sind die 13 ÖFB-Betreuer mehr oder weniger als bei einem Millionenklub wie Schalke?
Das passt. Wir haben bei Schalke ähnlich viele Betreuer. Aber es zählt ohnehin nicht, wie viele dabei sind. Es zählt die Qualität der Arbeit. Und die passt.
Mit Co-Trainer Fritz Schmid ist aber ein Betreuer verloren gegangen. Soll der Job nachbesetzt werden?
In meinen Augen schon. Man kann zwar mit Koller immer über alles reden. Aber ein Co-Trainer ist meist eine kumpelhafte Ansprechperson, und von dieser Sorte gibt es nun einen weniger. Außerdem konnte man mit Fritz herrlich über das Verhalten auf dem Platz diskutieren.
Es ist auch ein Psychologe im Betreuerstab. Haben Sie sich im Trainingslager ab und zu Rat von Thomas Graw geholt?
Die Frage stellt sich so für mich nicht. Ich kenne ihn seit unserer gemeinsamen Zeit in Bochum, und wir tauschen uns regelmäßig privat aus. Er hat immer wieder einen Ratschlag für eine andere Sicht der Dinge.
Sie hatten vor rund einem Jahr eine schwierige Zeit privater Natur.
Die richtig schwierige Phase in meinem Privatleben war meine Scheidung, das lief von letztem Sommer bis in den Dezember. So etwas beeinflusst einen Menschen, und so etwas kann einem auch noch nachhängen. Es ist doch natürlich, dass sich privat auch mal Sachen ändern können. Ich habe aber wieder Ruhe in mein Privatleben gebracht.
Ihr Privatleben stand im Fokus des Boulevard. Nervt so etwas?
Es ist schon gewöhnungsbedürftig, dass man als Sportler nicht nur mit seinen Leistungen in die Zeitungen kommt, sondern dass das Interesse am Privatleben so groß ist. Auch wenn man es – so wie ich – nicht öffentlich macht, über den roten Teppich stolziert und in die Kameras lacht.
Was wollen Sie über Ihr Privatleben preisgeben?
Tatsache ist, dass meine Freundin Raluca in New York wohnt und dort eine Firma hat. Ich war im Urlaub dort, sie fliegt öfters nach Deutschland. Sie und mein Berater Thomas Böhm haben mir in der Zeit sehr geholfen und sind mir beigestanden.
Bei all dem öffentlichen Interesse: Können Sie unerkannt in Düsseldorf, wo Sie wohnen, weggehen?
Ja. Dort ist es nicht so schlimm. Als ich letzte Saison mit Robert Almer, der damals in Düsseldorf Tormann war, ausgegangen bin, haben die Fans nur ihn erkannt und um Autogramme gebeten.
Ist es nicht manchmal anstrengend, wenn man so wenig zu Hause ist?
Spiele sind noch immer spannender als Training. Außerdem kann man in tollen Stadien gegen super Mannschaften spielen.
Seit dem Frühjahr lässt Sie Trainer Jens Keller aber nicht in jedem Spiel beginnen.
Das war ein Lernprozess für mich. Bis dahin war ich in meiner ganzen Karriere immer Stammspieler. Der Trainer hat mir gute Trainingsleistungen bestätigt und mir gesagt, dass er sieht, dass ich mich nicht hängen lasse und er mich jederzeit bringen kann. Wenn ich dann eingewechselt werde, laufe ich meine sieben Kilometer in einer Halbzeit und freue mich, wenn ich ein Tor vorbereiten kann und wir das Spiel noch drehen können. So wie gegen Bremen.
Im Team sind Sie gesetzt. Auch gegen die USA. Was erwarten Sie von dem Spiel?
Ein Hebel, den wir jetzt ansetzen wollen, ist, dass wir bei Freundschaftsspielen erfolgreicher werden. Damit wir Selbstvertrauen sammeln für die nächste Qualifikation. Und die fängt mit diesem Lehrgang an. Der Startschuss fällt am 19. November.
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